Damals, im Wien der 1860er Jahre, nachdem die Stadtbefestigungen abgerissen und das Glacis aufgelassen wurde, schossen auf der neu angelegten Ringstraße großzügig angelegte Palais aus dem Boden hervor. Am Parkring, Ecke Zedlitzgasse entstand eines davon – das „Dumbapalais“. Der aus Griechenland stammende Industrielle, Wohltäter und Politiker Nikolaus Dumba ließ es für sich im Neorenaissance-Stil erbauen. Mit der Innenausstattung seiner Wohnung wurde vorerst Hans Makart beauftragt. Von der von Makart eingerichteten Bibliothek existiert ein Bild, gemalt von Rudolf von Alt, auf dem nur wenige Bücher zu sehen sind und der Raum so schrecklich schwerfällig und überladen scheint, dass einem die „Grausbirnen“ aufsteigen. Später zog Dumba, der ein großer Musikliebhaber war und dessen Liebe vor allem Schubert galt, den jungen Gustav Klimt hinzu und gab ihm den Auftrag, zwei sogenannte Supraporten für das Musikzimmer zu malen. Eines war der Musik gewidmet, das andere stellte Schubert am Klavier sitzend dar. Es war die Zeit, als Klimt in seinen Anfängen und den Fußstapfen Makarts folgend, sich noch eifrig am Dekorieren der Ringstraßenpalais beteiligte.
Mitte der 1920er Jahre war Erwin Böhler (aus der Familie Gebrüder Böhler Edelstahlwerke) in einer der Wohnungen des Palais Dumba mit seiner Familie ansässig geworden. Das Ehepaar führte ein reges gesellschaftliches Leben und veranstaltete während der Faschingszeit märchenhafte Bälle für ihre beiden Töchter. Einladungen dazu waren bei der damaligen Wiener Jugend mehr als begehrt. Kaum vorstellbar, dass diese in der vollmöblierten Wohnung von Nikolaus Dumba hätten stattfinden können, es wäre ja kaum Platz zum Tanzen gewesen. Immerhin, die Wohnung der Böhlers befand sich im ersten Stock, also am Piano nobile.
Einer der Glücklichen, die im Februar des Jahres 1925 eine Einladung zum Hausball erhalten hatten, war der fesche 23 jährige Hans von Bertele. Hans war ein begabter und eifriger Student der Technischen Hochschule gewesen, der nicht nur gewissenhaft studierte, sondern auch immer dort, wo es etwas zu feiern gab, gerne mit dabei war. Es blieben ihm noch ein paar Jahre bis zum Ende seines Studiums, und Eltern von Töchtern im herannahenden heiratsfähigen Alter sahen in ihm bereits einen potentiellen Schwiegersohn mit vielversprechender Zukunft. So war er überall gerne eingeladen und gesehen. Vor allem auf diversen Tanzveranstaltungen, da er als hervorragender Walzertänzer auch Damen mit überflüssigen Pfunden federleicht über das Parkett zu führen wusste (er hatte die damals vor einigen Jahren gegründete Tanzschule Willy Elmayer besucht). Im Jahr 1924 hatte der erste Wiener Philharmonikerball stattgefunden, für den Richard Strauss eigens eine Festfanfare komponierte. Alles in allem ein unvergessliches Ereignis. Für die Eröffnung wurde dem Jungherren Hans eine zwar hübsche aber sehr gut gepolsterte Comtesse zugeteilt, die sich für den Ball in allzu kleine, sehr hohe Stöckelschuhe hineingezwängt hatte und so bereits nach der Eröffnung den verbleibenden Abend mit schmerzenden Füßen und ohne Schuhe am Tisch ihrer Eltern sitzend verbringen musste. Hans absolvierte zwar regelmäßig Höflichkeitsbesuche, nutzte aber die restliche Zeit, um mit einigen der hübschesten Debütantinnen unbeschwert das Tanzbein zu schwingen. Den „Techniker Cercle„ hatte er mit Lorle, der älteren der beiden Böhler-Töchter eröffnet. Sowohl von den Eltern der schuhlosen Comtesse (wie er sie zu nennen pflegte) als auch von Lorles Eltern wurde er mit recht wohlwollenden Augen betrachtet. Hans hatte die Böhler-Töchter Lorle und Trautl bei Wagemann auf der Wienzeile kennengelernt. Obwohl Lorle die hübschere von beiden war, hatte ihm die stillere Trautl besser gefallen, da er, sehr vielseitig interessiert, das Gespräch lieber selber führte, als sich „Mädchen-Geschnatter“ anhören zu müssen.
Bei der Einladung zum Hausball bei Böhlers handelte es sich um einen Maskenball. Hans musste nicht lange hin- und herüberlegen wie er sich verkleiden sollte – er würde als Seeräuber gehen. Er hatte nicht die Absicht sich mit seinem Kostüm viel Mühe zu geben. Seine alte eng anliegende Bergsteigerhose, die nur bis übers Knie reichte, und ein kragenloses weißes Hemd, dessen Ärmeln er aufkrempelte, mussten reichen. Darüber zog er das dunkelgrüne Gilet mit Silberknöpfen vom Steireranzug seines Vaters an. Investieren musste er nur noch in ein Paar weiße dünne Kniestrümpfe und ein grellrotes Kopftüchel, mit dem er sein dichtes dunkles Haar zusammenbinden konnte, das er sich in Hinblick auf den Ball hatte extra länger wachsen lassen. Fertig gekleidet und zum Abgehen bereit, entkam er nicht dem Spott und Gelächter seiner Schwester Mädi, die wie man damals sagte, im Backfischalter war: “Na, du gekünstelter Pirat in feinen schwarzen Tanzschuhen würdest nicht einmal für einen Raub am Neusiedlersee taugen.” Hans, bestens gelaunt, lachte mit. “Aber sicherlich gut genug, um ein paar jungen Mädchen den Kopf zu verdrehen. In zwei, drei Jahren, wenn Du an die Reihe kommst und zu einem Maskenball geladen bist, wirst Du zweifellos wochenlang darüber nachdenken, wie Du Dich verkleiden kannst“ konterte er. “Uh, da freue ich mich jetzt schon drauf! Sag´, Du, wirst so auf die Straße gehen?“„Nein du Dummkopf. Da zieh’ ich natürlich meinen Lodenmantel drüber.” “Hast Du die Maske mit?” “Nein. Schau’ Kleine, danke, da bist Du doch zu etwas nützlich.” Und schon eilte Hans in sein Zimmer zurück, steckte die Maske in eine der Manteltaschen, sagte seinen Eltern “Gute Nacht” und war schnell durch die Haustür verschwunden. Er hatte sich am Stephansplatz vor dem Rothberger Warenhaus mit seinem Freund Georg Rendezvous gegeben. Er ging zu Fuß, denn es war nur ein kurzer Weg von der Loidoldgasse. Georg kam verspätet mit der Straßenbahn aus Döbling. Hans, mittlerweile ungeduldig, trat von einem Fuß auf den anderen, um sich an diesem eiskalten Abend warm zu halten. “Jetzt fehlt mir nur noch, dass es zu schneien beginnt” dachte er zunehmend missmutig. Passanten glotzten ihn an und betrachteten ihn ob des roten Kopftüchels, das ihm halb über die Stirn reichte und im Nacken zugebunden war, argwöhnisch. Endlich tauchte sein Freund auf. Die beiden eilten die Wollzeile hinunter zum Ring.
Im Dumba-Palais bei Böhlers angekommen, zogen sie im Vorzimmer ihre Mäntel aus. Georg, schlicht in einem dunklen Anzug, setzte sich nun einen großen Turban auf und montierte einen riesigen Schnurrbart. “Ein Prinz aus dem Orient, halb europäisiert?! Dein Kostüm hat Dich ja noch weniger Mühe gekostet als mich das Meinige” meinte Hans anerkennend. Daraufhin maskierten sich die beiden Freunde und traten in den großen Saal ein, wo eine kleine Musik-Kapelle, bestehend aus Klavier und Streichern, munter spielte und bereits reges Getümmel herrschte. Am Eingang stand das Ehepaar Böhler, unmaskiert mit schneeweißer Perücke, festlich in Rokoko Kostüme gekleidet und begrüßte seine Gäste. “Na, ihr beiden” lachte Erwin Böhler. “Ihr werdet mir ja noch das Haus unsicher machen.“ “Nein, keine Sorge, wir sind ja nur Schafe in Wolfskleidung” entgegnete Georg schlagfertig. Gleich darauf trennten sich die beiden Freunde. Georg, ohne lange zu zögern, forderte ein molliges verschleiertes Mädchen in Haremshosen zum Tanz auf. “Wie für einander geschaffen” sagte er munter, worauf sie ein flüchtiges Lächeln erwiderte.
Hans hingegen nahm sich vorerst etwas Zeit und schlenderte umher, bevor er sich auch unter die Tänzer mischte. So kam er in den angrenzenden, ebenfalls hell beleuchteten Salon, wo die Möbel belassen worden waren. Da hingen eine reizvolle neapolitanische Tänzerin, gemalt von Anton Romako sowie zwei Landschaftsbilder von Carl Moll an den Wänden. Bevölkert war der Raum mit einigen eifrigen Tänzern, die eine kleine Verschnaufpause suchten. Der folgende Raum, noch im Halbdunkel gehalten, war das Speisezimmer, wo ein schönes reichhaltiges Buffet bereitstand. “An Appetit fehlt es mir nicht, aber ich werde mich doch zuerst auf das Tanzparkett begeben und etwas Bewegung machen“ dachte er bei sich. Zurück im Ballsaal schaute er sich so unauffällig wie möglich nach Trautl Böhler um, aber aufgrund der Masken konnte er sie nicht ausfindig machen. Also meinte er bei sich “Wahl aufs Geratewohl”, ging auf ein schwarzhaariges Mädchen im Neapolitaner Kostüm zu und forderte sie mit folgenden Worten zum Tanz auf: “Ich habe gerade Ihr Bildnis im Wohnzimmer bewundert doch das Original ist viel besser. Bitten Sie mich aber nicht mit Ihnen eine Tarantella zu tanzen.” Das Mädchen lachte hellauf: “Werd’ ich nicht tun, Sie schamloser Pirat. Ich begnüge mich mit einem Wiener Walzer oder mit diesem Quickstepp, der jetzt gerade spielt.” Die Kapelle spielte flott und Hans tanzte mit einer Unterbrechung am guten Buffet unentwegt weiter. Kurz vor Mitternacht war Damenwahl und es herrschte ein regelrechtes G´riss um unseren Seeräuber.
Hans, als Witwer und auf seine alten Tage, stellte eine Familienchronik zusammen. Dabei nimmt der Abend bei Böhlers einen ganz besonderen Platz ein. Ich, seine Tochter, möchte die weiteren Ereignisse mit seinen eigenen Worten wiedergeben: “…An den Böhler Hausball erinnere ich mich immer gerne. Es waren drei schöne Räume im ersten Stockwerk des alten Dumbapalais, die von dem bekannten Architekten, Josef Hoffmann, in der Art der Wiener Werkstätte offen und luftig eingerichtet waren. Im großen Speisezimmer hingen drei eindrucksvolle Bilder von Klimt, darunter ein Obstgarten, eine Seenlandschaft und noch ein anderer Moderner, an den Wänden. Im Speisesaal gab es ein freistehendes, niedriges Buffet. Die Mädchen waren maskiert. Nachher, um Mitternacht, wurde Demaskierung angeordnet. Dabei bemerkte ich, dass eine hübsche, als Pierrot verkleidete junge Dame, den spitzen, hohen Pierrot Hut abnahm und dabei das schönste blonde Haar erblicken ließ. Für schönes Blondhaar habe ich damals schon geschwärmt und so goldfarbig gleichmäßiges hatte ich es noch nie gesehen. Sofort kam ein Gespräch zustande und viel später bekam ich zu hören, ich hätte eineinhalb Stunden nur von meinen Motorraderlebnissen erzählt. Meine Begeisterung war aber auf Resonanz gestoßen, denn schließlich sagte mir die schöne blonde Dame: ‘Heuer kann ich Sie nicht einladen, denn meine Mutter hat vor kurzem ein Kind bekommen aber nächstes Jahr müssen Sie zu uns kommen. Geben Sie mir doch eine Karte, lieber motorradfahrender Seeräuber.”…
Hans Bertele von Grenadenberg
A Tankard full of Memories – Two centuries of Vienna Lager
/in Georg II. Anton Mautner von Markhof /von Bruce McMichaelWords Bruce McMichael
Noisy, smokey and stinking of the streets, the tavern shakes as greetings echo around battle-weary soldiers, prostitutes and drunks, all demanding more … more music, more food, more beer. They were drinking dunkels, dark German-style lagers made through top-fermentation techniques with similar taste profiles to Belgian Dubbels and English Porter.
We’re in late 1830s Vienna, the soon-to-be capital of the sprawling Austro-Hungarian Empire. It’s a city of intrigue, betrayal and dingy coffee houses with a reputation for serving the worst beer in Europe. Production is fractured, brewers disinterested, ingredients low quality. Disguised with herbs and spices ranging through ginger, laurel, and rosemary, contemporary sources report tankards of foul smelling beer, and lots of flatulence.
Into this bleak social landscape came Anton Dreher Snr, scion of a local brewing family whose beer production and finances were both struggling, along with my ancestor, Adolph Ignaz Mautner Markhof a mutton chopped brewer and Dreher Snr’s main competitor as soon-to-be Beer Barons.
Brewers such as Dreher Snr and Mautner Markhof were 19th century beer-nerds, curious about the science of brewing and happy to get stuck into the rough and tumble of commerce. For decades, these two sparred for technological and commercial advantage, until the Dreher family lost interest and Mautner Markhof’s descendents absorbed Dreher’s prime Schwechat brewery into their own operations.
Fast-forward to the 1970s and it is endless supplies of cola and fizzy orange that shape my earliest memories of childhood holidays with my maternal grandparents in Vienna, and visits to extended family living in the Schwechat brewery. But as I grew into my teens, the beer made its appearance: my brothers and I secretly flipped open bottles we found in cellars and store rooms pursing our lips as we sipped the bitter Vienna Lager.
It was common for young brewers in the early 1800s to travel and work across Germany, Belgium and Britain. In search of knowledge, Dreher Snr and his friend and business partner Gabriel Sedlmayr from Munich’s famous Spaten brewery, took to the road – and they didn’t care how they got their information.
British industrialists were notoriously secretive, but nonetheless – perhaps naively – welcomed the pair into their breweries, where the ambitious friends embarked on what can only be described as industrial espionage, including using an adapted walking cane to steal away liquid samples.
At the start of the nineteenth century, British breweries had began using heated air to dry the malt, achieving an evenly roasted product with little scorching. Returning to Vienna, Dreher Snr experimented with British kilning methods, creating a lightly caramelised amber malt. He called it Vienna Malt, mixed it with lager yeast and brewed a reddish-copper lager with a delicate, slightly bready profile reminiscent of British pale ale. The beer was released in 1841 as ‘Lager Vienna Type’ or Vienna-style lager, and so started Vienna’s Golden Beer Century.
The Lager’s superior structure and flavour immediately appealed to the jaded and abused palettes of the Viennese, offering a cleaner, fresher taste. The resulting morning sore heads were soothed with reviving breads such as the Kaiser-Semmel, a hugely popular sweet, white, segmented roll. Viennese bakeries had long done good business, using copious amounts of fresh yeast, easily available from top-fermented ale production popular in pre 1840-Vienna.
Production of Vienna Lager, however, posed a problem. Bottom-fermented lagers like Dreher’s did not produce fresh yeast, Viennese bakers were soon short of supplies.
Into this culinary emergency stepped Adolph Ignaz Mautner Markhof supported by his sons (he had ten children and 72 grandchildren). Renting breweries in the districts of St. Marx and Floridsdorf in 1848 Adolph Ignaz partnered with his sons-in-law Julius and Peter Reininghaus in the southern Austrian town of Graz. Together they developed a brand new process to produce yeast strains from bottom-fermented tanks (pressed yeast) – a system that became informally known as the ‘Mautner Markhof filter yeast process’.
The bakers were not slow to show their gratitude. This pressed yeast won a huge cash prize from the powerful Viennese Bakers Guild. A fortune quickly followed which – riches that made possible the purchase by the Mautner Markhof family of Dreher’s original Schwechat brewery in the late 1920s during the global financial crash.
After the economic devastation of World War 1 Vienna Lager never regained its status in its home market, with the Viennese turning to wine and other brews.
However, in the early 2000s, North American craft beer revivalists began dusting off recipes for this forgotten lager, inspiring a handful of breweries in Austria and the UK to follow. They have produced a choice of palatable drinks with robust malt, clean yeast characters, and a light amber colour shot through with the red of the original Vienna Lagers.
It’s a welcome revival of this very particular beer – along with a crate full of memories from my family history.
Artikel von Bruce McMichael im Magazin „Tonic“, Volume 3
Hans und Marceline Bertele v. Grenadenberg – der Beginn einer großen Liebe
/in Georg II. Anton Mautner von Markhof /von Ursula Bertele de AllendesalazarDamals, im Wien der 1860er Jahre, nachdem die Stadtbefestigungen abgerissen und das Glacis aufgelassen wurde, schossen auf der neu angelegten Ringstraße großzügig angelegte Palais aus dem Boden hervor. Am Parkring, Ecke Zedlitzgasse entstand eines davon – das „Dumbapalais“. Der aus Griechenland stammende Industrielle, Wohltäter und Politiker Nikolaus Dumba ließ es für sich im Neorenaissance-Stil erbauen. Mit der Innenausstattung seiner Wohnung wurde vorerst Hans Makart beauftragt. Von der von Makart eingerichteten Bibliothek existiert ein Bild, gemalt von Rudolf von Alt, auf dem nur wenige Bücher zu sehen sind und der Raum so schrecklich schwerfällig und überladen scheint, dass einem die „Grausbirnen“ aufsteigen. Später zog Dumba, der ein großer Musikliebhaber war und dessen Liebe vor allem Schubert galt, den jungen Gustav Klimt hinzu und gab ihm den Auftrag, zwei sogenannte Supraporten für das Musikzimmer zu malen. Eines war der Musik gewidmet, das andere stellte Schubert am Klavier sitzend dar. Es war die Zeit, als Klimt in seinen Anfängen und den Fußstapfen Makarts folgend, sich noch eifrig am Dekorieren der Ringstraßenpalais beteiligte.
Mitte der 1920er Jahre war Erwin Böhler (aus der Familie Gebrüder Böhler Edelstahlwerke) in einer der Wohnungen des Palais Dumba mit seiner Familie ansässig geworden. Das Ehepaar führte ein reges gesellschaftliches Leben und veranstaltete während der Faschingszeit märchenhafte Bälle für ihre beiden Töchter. Einladungen dazu waren bei der damaligen Wiener Jugend mehr als begehrt. Kaum vorstellbar, dass diese in der vollmöblierten Wohnung von Nikolaus Dumba hätten stattfinden können, es wäre ja kaum Platz zum Tanzen gewesen. Immerhin, die Wohnung der Böhlers befand sich im ersten Stock, also am Piano nobile.
Einer der Glücklichen, die im Februar des Jahres 1925 eine Einladung zum Hausball erhalten hatten, war der fesche 23 jährige Hans von Bertele. Hans war ein begabter und eifriger Student der Technischen Hochschule gewesen, der nicht nur gewissenhaft studierte, sondern auch immer dort, wo es etwas zu feiern gab, gerne mit dabei war. Es blieben ihm noch ein paar Jahre bis zum Ende seines Studiums, und Eltern von Töchtern im herannahenden heiratsfähigen Alter sahen in ihm bereits einen potentiellen Schwiegersohn mit vielversprechender Zukunft. So war er überall gerne eingeladen und gesehen. Vor allem auf diversen Tanzveranstaltungen, da er als hervorragender Walzertänzer auch Damen mit überflüssigen Pfunden federleicht über das Parkett zu führen wusste (er hatte die damals vor einigen Jahren gegründete Tanzschule Willy Elmayer besucht). Im Jahr 1924 hatte der erste Wiener Philharmonikerball stattgefunden, für den Richard Strauss eigens eine Festfanfare komponierte. Alles in allem ein unvergessliches Ereignis. Für die Eröffnung wurde dem Jungherren Hans eine zwar hübsche aber sehr gut gepolsterte Comtesse zugeteilt, die sich für den Ball in allzu kleine, sehr hohe Stöckelschuhe hineingezwängt hatte und so bereits nach der Eröffnung den verbleibenden Abend mit schmerzenden Füßen und ohne Schuhe am Tisch ihrer Eltern sitzend verbringen musste. Hans absolvierte zwar regelmäßig Höflichkeitsbesuche, nutzte aber die restliche Zeit, um mit einigen der hübschesten Debütantinnen unbeschwert das Tanzbein zu schwingen. Den „Techniker Cercle„ hatte er mit Lorle, der älteren der beiden Böhler-Töchter eröffnet. Sowohl von den Eltern der schuhlosen Comtesse (wie er sie zu nennen pflegte) als auch von Lorles Eltern wurde er mit recht wohlwollenden Augen betrachtet. Hans hatte die Böhler-Töchter Lorle und Trautl bei Wagemann auf der Wienzeile kennengelernt. Obwohl Lorle die hübschere von beiden war, hatte ihm die stillere Trautl besser gefallen, da er, sehr vielseitig interessiert, das Gespräch lieber selber führte, als sich „Mädchen-Geschnatter“ anhören zu müssen.
Bei der Einladung zum Hausball bei Böhlers handelte es sich um einen Maskenball. Hans musste nicht lange hin- und herüberlegen wie er sich verkleiden sollte – er würde als Seeräuber gehen. Er hatte nicht die Absicht sich mit seinem Kostüm viel Mühe zu geben. Seine alte eng anliegende Bergsteigerhose, die nur bis übers Knie reichte, und ein kragenloses weißes Hemd, dessen Ärmeln er aufkrempelte, mussten reichen. Darüber zog er das dunkelgrüne Gilet mit Silberknöpfen vom Steireranzug seines Vaters an. Investieren musste er nur noch in ein Paar weiße dünne Kniestrümpfe und ein grellrotes Kopftüchel, mit dem er sein dichtes dunkles Haar zusammenbinden konnte, das er sich in Hinblick auf den Ball hatte extra länger wachsen lassen. Fertig gekleidet und zum Abgehen bereit, entkam er nicht dem Spott und Gelächter seiner Schwester Mädi, die wie man damals sagte, im Backfischalter war: “Na, du gekünstelter Pirat in feinen schwarzen Tanzschuhen würdest nicht einmal für einen Raub am Neusiedlersee taugen.” Hans, bestens gelaunt, lachte mit. “Aber sicherlich gut genug, um ein paar jungen Mädchen den Kopf zu verdrehen. In zwei, drei Jahren, wenn Du an die Reihe kommst und zu einem Maskenball geladen bist, wirst Du zweifellos wochenlang darüber nachdenken, wie Du Dich verkleiden kannst“ konterte er. “Uh, da freue ich mich jetzt schon drauf! Sag´, Du, wirst so auf die Straße gehen?“„Nein du Dummkopf. Da zieh’ ich natürlich meinen Lodenmantel drüber.” “Hast Du die Maske mit?” “Nein. Schau’ Kleine, danke, da bist Du doch zu etwas nützlich.” Und schon eilte Hans in sein Zimmer zurück, steckte die Maske in eine der Manteltaschen, sagte seinen Eltern “Gute Nacht” und war schnell durch die Haustür verschwunden. Er hatte sich am Stephansplatz vor dem Rothberger Warenhaus mit seinem Freund Georg Rendezvous gegeben. Er ging zu Fuß, denn es war nur ein kurzer Weg von der Loidoldgasse. Georg kam verspätet mit der Straßenbahn aus Döbling. Hans, mittlerweile ungeduldig, trat von einem Fuß auf den anderen, um sich an diesem eiskalten Abend warm zu halten. “Jetzt fehlt mir nur noch, dass es zu schneien beginnt” dachte er zunehmend missmutig. Passanten glotzten ihn an und betrachteten ihn ob des roten Kopftüchels, das ihm halb über die Stirn reichte und im Nacken zugebunden war, argwöhnisch. Endlich tauchte sein Freund auf. Die beiden eilten die Wollzeile hinunter zum Ring.
Im Dumba-Palais bei Böhlers angekommen, zogen sie im Vorzimmer ihre Mäntel aus. Georg, schlicht in einem dunklen Anzug, setzte sich nun einen großen Turban auf und montierte einen riesigen Schnurrbart. “Ein Prinz aus dem Orient, halb europäisiert?! Dein Kostüm hat Dich ja noch weniger Mühe gekostet als mich das Meinige” meinte Hans anerkennend. Daraufhin maskierten sich die beiden Freunde und traten in den großen Saal ein, wo eine kleine Musik-Kapelle, bestehend aus Klavier und Streichern, munter spielte und bereits reges Getümmel herrschte. Am Eingang stand das Ehepaar Böhler, unmaskiert mit schneeweißer Perücke, festlich in Rokoko Kostüme gekleidet und begrüßte seine Gäste. “Na, ihr beiden” lachte Erwin Böhler. “Ihr werdet mir ja noch das Haus unsicher machen.“ “Nein, keine Sorge, wir sind ja nur Schafe in Wolfskleidung” entgegnete Georg schlagfertig. Gleich darauf trennten sich die beiden Freunde. Georg, ohne lange zu zögern, forderte ein molliges verschleiertes Mädchen in Haremshosen zum Tanz auf. “Wie für einander geschaffen” sagte er munter, worauf sie ein flüchtiges Lächeln erwiderte.
Hans hingegen nahm sich vorerst etwas Zeit und schlenderte umher, bevor er sich auch unter die Tänzer mischte. So kam er in den angrenzenden, ebenfalls hell beleuchteten Salon, wo die Möbel belassen worden waren. Da hingen eine reizvolle neapolitanische Tänzerin, gemalt von Anton Romako sowie zwei Landschaftsbilder von Carl Moll an den Wänden. Bevölkert war der Raum mit einigen eifrigen Tänzern, die eine kleine Verschnaufpause suchten. Der folgende Raum, noch im Halbdunkel gehalten, war das Speisezimmer, wo ein schönes reichhaltiges Buffet bereitstand. “An Appetit fehlt es mir nicht, aber ich werde mich doch zuerst auf das Tanzparkett begeben und etwas Bewegung machen“ dachte er bei sich. Zurück im Ballsaal schaute er sich so unauffällig wie möglich nach Trautl Böhler um, aber aufgrund der Masken konnte er sie nicht ausfindig machen. Also meinte er bei sich “Wahl aufs Geratewohl”, ging auf ein schwarzhaariges Mädchen im Neapolitaner Kostüm zu und forderte sie mit folgenden Worten zum Tanz auf: “Ich habe gerade Ihr Bildnis im Wohnzimmer bewundert doch das Original ist viel besser. Bitten Sie mich aber nicht mit Ihnen eine Tarantella zu tanzen.” Das Mädchen lachte hellauf: “Werd’ ich nicht tun, Sie schamloser Pirat. Ich begnüge mich mit einem Wiener Walzer oder mit diesem Quickstepp, der jetzt gerade spielt.” Die Kapelle spielte flott und Hans tanzte mit einer Unterbrechung am guten Buffet unentwegt weiter. Kurz vor Mitternacht war Damenwahl und es herrschte ein regelrechtes G´riss um unseren Seeräuber.
Hans, als Witwer und auf seine alten Tage, stellte eine Familienchronik zusammen. Dabei nimmt der Abend bei Böhlers einen ganz besonderen Platz ein. Ich, seine Tochter, möchte die weiteren Ereignisse mit seinen eigenen Worten wiedergeben: “…An den Böhler Hausball erinnere ich mich immer gerne. Es waren drei schöne Räume im ersten Stockwerk des alten Dumbapalais, die von dem bekannten Architekten, Josef Hoffmann, in der Art der Wiener Werkstätte offen und luftig eingerichtet waren. Im großen Speisezimmer hingen drei eindrucksvolle Bilder von Klimt, darunter ein Obstgarten, eine Seenlandschaft und noch ein anderer Moderner, an den Wänden. Im Speisesaal gab es ein freistehendes, niedriges Buffet. Die Mädchen waren maskiert. Nachher, um Mitternacht, wurde Demaskierung angeordnet. Dabei bemerkte ich, dass eine hübsche, als Pierrot verkleidete junge Dame, den spitzen, hohen Pierrot Hut abnahm und dabei das schönste blonde Haar erblicken ließ. Für schönes Blondhaar habe ich damals schon geschwärmt und so goldfarbig gleichmäßiges hatte ich es noch nie gesehen. Sofort kam ein Gespräch zustande und viel später bekam ich zu hören, ich hätte eineinhalb Stunden nur von meinen Motorraderlebnissen erzählt. Meine Begeisterung war aber auf Resonanz gestoßen, denn schließlich sagte mir die schöne blonde Dame: ‘Heuer kann ich Sie nicht einladen, denn meine Mutter hat vor kurzem ein Kind bekommen aber nächstes Jahr müssen Sie zu uns kommen. Geben Sie mir doch eine Karte, lieber motorradfahrender Seeräuber.”…
Hans Bertele von Grenadenberg
Mehr Infos zu Marceline Mautner von Markhof
Memoiren von Hans Bertele von Grenadenberg
Bezirksmuseen ehren die Familie Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate Hemmerlein1921 – 2021: Der Mautner Markhof Senf, eine „österreichische Institution“ feiert seinen 100. Geburtstag und drei Wiener Museen feiern mit, indem auch sie zu einem der wichtigsten Kapitel österreichischer Unternehmergeschichte ihren Senf dazugeben.
Heuer sind es genau 180 Jahre, dass die Familie Mautner Markhof in der Bundeshauptstadt ansässig und tätig ist. Seit 1841 in der Landstraße, seit 1861 in Simmering und seit 1864 in Floridsdorf. Unter dem Motto „Vom Biedermeier ins 21. Jahrhundert“, ehren die entsprechenden Bezirksmuseen nun jene, deren Unternehmen ihre Bezirke über Jahrzehnte, teilweise sogar Jahrhunderte hinweg, geprägt haben. So setzt sich die Wiener Landstraße mit Adolf Ignaz, Carl Ferdinand, Victor, der Brauerei St. Marx und dem Mautner Markhof´schen Kinderspital auseinander, Floridsdorf berichtet über die Brauerei St. Georg und den Familienzweig von Georg I. Heinrich und Simmering informiert über Hefe, Alkohol, Spirituosen, Senf, Essig, Fruchtsirup und die Mautner Markhof Gründe.
1030 Wien / Landstraße
1841 übernimmt Adolf Ignaz Mautner die heruntergekommene Brauerei St. Marx und verhilft dem Bier von Wien aus zu Weltruhm. Die Ausstellung zeigt unter anderem zwei Meisterwerke der Wiener Handwerkskunst des 19. Jahrhunderts: das Gedenkbuch des Kinderspitals von 1875 und den 80 cm hohen Tischaufsatz, der 1881 von einem Silberschmied anlässlich des 50. Hochzeitstages von Adolf Ignaz und Julie Marcelline Mautner von Markhof kunstvoll gefertigt wurde.
Alfred Paleczny eröffnet im Festsaal des Amtshauses die Ausstellung auf der Wiener Landstraße
Marcus Mautner Markhof im Gespräch mit Alfred Paleczny anlässlich der Eröffnung der Ausstellung des Bezirksmuseums auf der Wiener Landstraße
1110 Wien / Simmering
Schwerpunkt der Ausstellung sind die Produkte der Simmeringer Mautner Markhof-Betriebe. Sowohl Handelsmarken als auch Herstellungsprozesse werden anhand zahlreicher historischer Objekte, Fotos, Dokumente und Werbesujets aus allen Epochen dargestellt. Auch die als vorbildlich bekannte Unternehmenskultur, Mitarbeiterführung und -loyalität wird beleuchtet. Die optisch genussvolle Zeitreise schließt ihren Kreis mit einem Überblick über die Entwicklung und Nutzung der „Mautner-Gründe“ über die Jahrhunderte hinweg.
Eröffnung der Mautner Markhof Ausstellung in Wien Simmering durch Johannes Hradecky
Johannes Hradecky und Eigentümervertreter Michael Durach bei der Eröffnung der Mautner Markhof Ausstellung in Wien Simmering
Jürgen Brettschneider, Geschäftsführer der Mautner Markhof Feinkost GmbH, bei der Eröffnung der Ausstellung in Wien Simmering
Marcus Mautner Markhof anlässlich der Eröffnung der Mautner Markhof Ausstellung in Wien Simmering
1210 Wien / Floridsdorf
Die Geschichte der „Floridsdorfer Mautner“ begann 1864, als Georg I. Heinrich in der Prager Straße 20 eine Presshefe- und Spiritusfabrik gründete. 1892 kam die Brauerei St. Georg hinzu, deren Märzenbier sich alsbald größter Beliebtheit erfreute. Doch nicht nur dem Bier, sondern den Familienmitgliedern selbst, die sich über 100 Jahre hinweg als „echte Floridsdorfer“ fühlten und Teil des örtlichen Lebens waren, wird gehuldigt. Nicht zuletzt, indem die Ausstellung im ehemaligen Familiensitz und heutigen Bezirksmuseum, dem „Mautner Schlössl“ stattfindet.
Museumsleiter Ing. Lesmeister eröffnet die Mautner Markhof Ausstellung im Bezirksmuseum Wien Floridsdorf
Museumsleiter Ing. Lesmeister eröffnet die Mautner Markhof Ausstellung im Bezirksmuseum Wien Floridsdorf, dem ehemaligen „Mautner Schlössl“
Marcus Mautner Markhof anlässlich der Eröffnung der Ausstellung im Bezirksmuseum Wien Floridsdorf
Johannes Hradecky bei der Eröffnung der Mautner Markhof Ausstellung in Wien Floridsdorf
Bericht von Johannes Hradecky in Diana Mautner Markhofs „iGlobenews“
Refugio Tinti – eine Hommage an Paul Kupelwieser
/in Familienchronik /von Beate HemmerleinAlexander Tinti, Sohn von Christiana und Enkel von Manfred I. Mautner Markhof und Maria Anna „Pussy“ Kupelwieser wandelt seit 2016 in Costa Rica auf den Spuren seines Ururgroßvaters Paul, der die Inseln Brioni von einem unbewohnbaren Sumpf in ein Naturparadies verwandelte.
24 Hektar ausgelaugtes und zertrampeltes Sumpfland wurden in ein florierendes Ökosystem verwandelt.
Doch es ist nicht nur die Liebe zur Natur, die ihn vorantreibt. Besorgt über die massiv ansteigende Umweltzerstörung studierte er bereits in jungen Jahren Bodenbiologie und Permakultur und ging 1998 nach Asien, wo er an verschiedenen Umweltprojekten beteiligt war. Alexander Tintis Ansatz basiert auf Systemdenken und permakulturellen Designmethoden. So ist das Refugio Tinti nun ein Naturschutzprojekt mit dem übergreifenden Thema der Versöhnung des Menschen mit der Natur. Was in den feuchten Tieflandregenwäldern Costa Ricas einst ein degradiertes, von Agrochemikalien verseuchtes und Rinderherden verdichtetes Sumpfland war, wurde zum wachsenden Lebensraum für zahlreiche, auch einige von dem Aussterben bedrohten Arten.
Ö1-Radiokolleg: Hefe – ein kleiner Pilz mit großer Bedeutung.
/in Bier und Hefe /von Beate HemmerleinSabine Nikolay interviewt in der Ö1-Sendereihe vom 29.3. – 1.4.2021 u. a. Theodor Mautner Markhof über die Hefe (Teil 2 des Radiokollegs).
Den Adel im Herzen
/in Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinDAS GUTE VOLLBRINGEN SOBALD DU´S VERMAGST
DAS BÖSE VERSCHIEBE, BIS DU´S VERTAGST
DANN WIRD DAS LETZTE SICH NIMMER ERFÜLLEN,
DAS ERSTE NICHT BLEIBEN BLOSS BEI DEM WILLEN.
Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof
“Die Geschichte des Hauses Mautner Markhof braucht sich nicht auf die Aufzählung von geschäftlichen Erfolgen zu beschränken. Der Großindustrielle Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof hat auch nach anderen, edleren Früchten gestrebt. Der goldene Myrtenkranz umschließt ein Leben reich an mühevollem, aber erfolgsgekrönten Schaffen, ausgezeichnet, wie selten eines, durch zahllose Werke edler Menschenliebe. Nach des Tages sorgen- und mühevoller Arbeit suchte Mautner die Hütten der Armen, die Wohnstätten seiner Arbeiter auf, um Rat und Hilfe auszuteilen. Sein vortreffliches Herz machte ihn zum Freunde der Armen, zum Vater seiner Arbeiter. Es kam nicht an die große Glocke, wie viele kleine Wiener Gewerbsleute, die unverschuldet ins Unglück geraten, jenem Mann ihren weiteren Unterhalt, eine Werkstätte und Werkzeuge zu danken hatten, wie er ihnen und ihren Familien die Existenz wiedergegeben. Allerdings aber konnte die Öffentlichkeit häufig Notiz davon nehmen, wie bei allen Sammlungen zu gemeinnützigen und patriotischen Zwecken der Name Mautner stets in erster Reihe fungierte.“ 1
1 Illustrierte Wiener Extrablatt, 1881
Diese Worte mögen – aus heutiger Sicht – vielleicht nach etwas übermäßiger Huldigung klingen. Versteht man sie jedoch im Kontext der Zeit, dann ist an ihrer Aufrichtigkeit nicht zu zweifeln. Denn anders als die meisten seiner Standesgenossen in der Gründerzeit erkennt Adolf Ignaz mit unglaublicher Sensibilität die Not der Menschen und insbesondere das Elend der Arbeiterschaft. Unablässig war er bereit zu helfen; man erinnere sich nur an die monatelange Verköstigung von 80 Brandopfern in seiner Heimatstadt Smirice. Es würde zu weit führen sein nationales und auch internationales Wirken in allen Einzelheiten zu schildern, doch einiges sei an dieser Stelle beispielhaft erwähnt:
Adolf Ignaz gehört zu den wenigen Menschen in der österreichisch-ungarischen Monarchie, die den Adelstitel unter anderem für ihr soziales Engagement erhalten haben. Seit 14. Mai 1972 besaß er den „doppelten Ritter“ (Orden der Eisernen Krone, Franz-Josephs-Orden) und reihte sich somit in den Kreis der Ordensritter, denen der Kaiser den erblichen Adel verlieh ein, was ihn wiederum zum Stifter eines Adelsgeschlechts machte. Dieser Auszeichnung ebenbürtig – vielfach wird in der heutigen Zeit sogar die Meinung vertreten, dies sei in der damaligen Zeit noch höher einzuschätzen gewesen – war die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Wien am 24. Juni 1881.
I WEAR MY CROWN IN MY HEART, NOT ON MY HEAD
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Jeder Mensch hat die Gelegenheit, im Rahmen seines Potentials, einen Beitrag im Sinne von Mahatma Gandhis Zitat zu leisten. Adolf Ignaz Mautner Markhof hat die ihm während seiner Lebensspanne zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dazu genützt. Dafür möge ihm auch noch im 21. und den folgenden Jahrhunderten Wertschätzung und Anerkennung zuteilwerden.
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Maximilian Mautner Markhof – ein Ritter und seine Burgen
/in Familienchronik /von Beate HemmerleinDie Anwesen Rohrbach und Seisenegg befinden sich seit 1995 und 2005 im Eigentum von Maximilian Mautner Markhof (*1965), der sich selbst weniger als Besitzer, sondern vielmehr als Hüter der Kulturgüter sieht. Den Grundstein dafür legte bereits sein Vater: Johanna Freiin Riesz von Risenfels (Tochter vom Schlossherrn Philipp von Risenfels) heiratete im Jahre 1942 Baron Armin von Szylvinyi, dessen Mutter Gertrude als Tochter von Carl Ferdinand bereits eine gebürtige Mautner von Markhof war. Die Ehe blieb kinderlos und so ging Rohrbach 1952 auf Marius über, der es wiederum anlässlich seiner Eheschließung an Sohn Maximilian übergab. Liebevoll und aufwendig restauriert, werden beide Kulturgüter nicht nur bewirtschaftet, kulturell belebt und bewohnt, sondern auch sorgsam für die Nachwelt erhalten.
Rohrbach (Weistrach / NÖ)
Seisenegg (Viehdorf / NÖ)
In memoriam Hubertus von Reininghaus
/in Reininghaus/Linie 1 /von Albrecht ReininghausAbi & Hubs v. Reininghaus, 1962
Mein um drei Jahre älterer Bruder Hubertus Georg Emerich Peter Gustav Maria Reininghaus wurde am 25.1.1956 als Sohn von Dietrich von Reininghaus (*München 9.1.1918 / † München 18.5.1993) und Hildegard Schütz (*Teisendorf 27.10.1926 / † Fürstenfeldbruck 9.11.2019) in München geboren. Als Ururenkel von Johann Peter und Therese wohnten wir in Mauern bei München, dem früheren Gutshof unseres Großvaters Gustav II. von Reininghaus.
Ich möchte hier gerne an Hubertus „Hubs“ erinnern. Er hätte dieses Jahr seinen 65. Geburtstag gefeiert, tragischer Weise starb er viel zu früh am 7. Dezember 1978, mit nur 22 Jahren.
Hubs hatte von Kindheit an zwei Seiten, die sein Wesen bestimmten: Zeigte er sich einerseits draufgängerisch, furchtlos und rebellisch, so war er andererseits voller Sehnsucht, zerbrechlich und verloren. Er liebte die Musik und war unglaublich talentiert auf den Gebieten Elektrotechnik und Kunstschreinerei. Trotz dieser Begabungen war er ständig einem inneren Kampf ausgesetzt und mit sich und allen Widerständen im Konflikt. Die Verzweiflung über ein für ihn aussichtsloses Leben und seine Drogenabhängigkeit haben ihn letztendlich in den Selbstmord getrieben.
Da wir ab meinem 8. Lebensjahr nicht mehr gemeinsam aufgewachsen waren, hatten sich unsere Lebenswege immer seltener gekreuzt. Ich bekam später leider nicht mehr die Gelegenheit, ihn in die Arme zu schließen und ihm ein anderes Leben zu zeigen. Heute gäbe ich alles darum…
In Liebe
Albrecht „Abi“ Reininghaus
»Portorož war Reininghaus«
/in Reininghaus/Linie 1 /von Beate HemmerleinDass Portorose der am raschesten expandierende und florierende Ort des österreichischen Küstenlandes wurde, verdankte es Hans Reininghaus. Dies und viele weitere Details aus seinem Leben in der Geschichte „Zurück in eine glänzende Zukunft“ der Autorin Christine Casapicola.
»Als Hans von Reininghaus Anfang des 20. Jahrhunderts beschloss, in Portorose Nägel mit Köpfen zu machen, fand er ideale Bedingungen vor. Die touristische Infrastruktur steckte noch in den Kinderschuhen, was aber auch bedeutete, dass genug Platz vorhanden war, um sich zu verwirklichen. Die windgeschützte Lage der Bucht von Portorose, die Nähe zur Großstadt Triest und die Anbindung an die Parenzana-Bahn überzeugten Hans und ließen ihn ordentlich Geld in die Hand nehmen und investieren. Eine gewisse Affinität zum Küstenland lag dabei in der Familie. Hans’ Mutter besaß in Abbazia die Pension Quisisana. Er selbst war mit einer Triestinerin verheiratet und schon seit längerem Aktionär der ortsansässigen Kurgesellschaft. Die eigentliche Ära Reininghaus begann für Portorož im Jahr 1907. …. Hans von Reininghaus holte den Architekten Johann Eustacchio aus Wien, entwarf aber auch selbst Pläne und viele Details, wie zum Beispiel die Luster in den Appartements. …. Die Geschichte des Palace-Hotels begann eigentlich schon im Jahr 1891. In diesem Jahr hatte man die alte Sodafabrik von Portorose abgerissen und stattdessen das Portorose-Hotel gebaut. Es wurde von einer Kurgesellschaft mit mäßigem Erfolg betrieben. Gute fünfzehn Jahre später beschloss Hans von Reininghaus, dies zu ändern. Reininghaus, bis dahin Minderheitsaktionär, übernahm die Kurgesellschaft und änderte den Namen auf »Portorose-Aktiengesellschaft«. Der Verwaltungsrat wurde mit Freunden besetzt und das Kapital um 1.750.000 Kronen erhöht. Zunächst sollte das alte Hotel großzügig ausgebaut und aufgestockt werden. Doch als das Dach des alten Portorose-Hotels abgetragen wurde, erkannte man, dass die Grundmauern viel zu schwach für ein weiteres Stockwerk waren. Es blieb nichts Anderes übrig, als das alte Hotel abzureißen und komplett neu zu bauen. …. Zwei Jahre später, im August 1910, wurde das neue Palace-Hotel feierlich eröffnet. …. Der hundert Meter lange, fünfstöckige Bau habe bei der Eröffnung im Jahr 1910 als das größte, vornehmste und modernste Hotel an der österreichischen Riviera gegolten. …. Tatsächlich florierten die Geschäfte der Portorose-Aktiengesellschaft und das Unternehmen expandierte im gesamten Küstenland. In Abbazia kaufte die Gesellschaft das bis dahin im Privatbesitz der Familie Reininghaus befindliche Hotel Quisisana. In Portorož betrieb sie neben dem Palace mit viel Erfolg das Hotel Riviera und die Villa San Lorenzo. Hans von Reininghaus war auch die treibende Kraft bei der Eröffnung des Spielcasinos.« …. Auszüge aus Wiedersehen im Küstenland
Prof. Mag. Alfred Paleczny auf den Spuren der Bierbrauerdynastie Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinAlfred Paleczny, geb. 1948, hat bis 1983 im Kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrum und dann bis 2011 im Österreichischen Sparkassenverband gearbeitet und publizierte in dieser Zeit bereits eine Reihe von wissenschaftlichen und bankhistorischen Schriften. Da er sich seit seiner Pensionierung intensiv mit der Geschichte der Wiener Brauereien und Brauherrenfamilien beschäftigt, werden bei seinen Recherchen auch immer wieder Mitglieder der Familie Mautner Markhof miteinbezogen. So hat er bereits im Jahr 2018 bis dahin noch unveröffentlichte Dokumente aus dem reichhaltigen Familienarchiv von Almuth Mautner Markhof (Witwe von Peter und Schwiegertochter von Georg II. Anton) zusammengefasst, die im „Jahrbuch 2018 des Vereins für Geschichte der Stadt Wien“ erstmals veröffentlicht wurden. Auch in seinen beiden Büchern „Die Wiener Brauherren: das goldene Bierjahrhundert“ und die „Wiener Bier-Geschichte“ spielt die Familie naturgemäß eine bedeutende Rolle.
Alfred Paleczny wurde 2018 für seine wirtschaftshistorische Tätigkeit mit dem Berufstitel Professor ausgezeichnet, sein aktuelles Projekt, Erscheinungsdatum Herbst 2021, beschäftigt sich im Auftrag der Brau Union mit der Geschichte der Brauerei Schwechat, beginnend 1796 bis zum Verkauf an Heineken.