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Beate Hemmerlein

10.000 Stunden Mautner Markhof

23. Mai 2025/in Allgemein /von Beate Hemmerlein

Ein Projekt dieses Ausmaßes – gemeint ist die vorliegende Website – kann man nicht alleine mit konzeptivem Know-how, kreativer Stärke, Arbeitswillen und Durchhaltevermögen bewältigen. Es ist die Seele eines Werkes, die seine Vollkommenheit ausmacht – und ich hatte gute Begleiter, die es mir ermöglicht haben, dieses Werk mit Seele zu vollbringen. Jeder für sich hat mich immer wieder bestärkt und motiviert – jeder auf seine Art und Weise; manche aktiv, manche aus dem Gendenken heraus, manche punktuell, manche stetig. Sie sind es, deren Beitrag ich nicht ungewürdigt lassen möchte:

Für Adolf Ignaz

Dessen Pioniergeist, Fleiß und Wille (wie passend sein Wahlspruch zum Wappen) im Zeitraum eines nur halben Menschenlebens Unglaubliches für Generationen hinweg ermöglichten. Ein Selfmade-Mann mit dem Herz am rechten Fleck, dessen Andenken es gilt weit über wirtschaftliche Errungenschaften hinaus zu würdigen und dessen Biographie – so wie ich hoffe – all seinen Nachfahren die Motivation gibt, sich nicht nur auf eventuelle ererbte gesellschaftliche Privilegien zu beschränken.

Für Carl Ferdinand

Der mich innerlich rührte. Als Knabe, in jungen Jahren und noch einfachen Verhältnissen bereits für die Familie sorgend, als junger Erwachsener pflichtbewusst den vorbestimmten Weg an der Seite seines Vaters beschreitend, als gereifter Mann sich gezwungen sah, den Freitod zu wählen. Und dies mit der so einfachen berührenden letzten Bitte um Vergebung, ihm dennoch die Sterbesakramente nicht zu verweigern.

Für Victor

Den ich im vorliegenden dynastischen Kontext als erfrischend herausleuchtend empfinde. Nicht auf sozialen Aufstieg durch Heirat bedacht, kinderlos geblieben, den schönen Künsten und individueller Lebensfreude zugetan kann ich nicht umhin, dass dieser historisch belegte heitere und angenehme Zeitgenosse, Bruder und Onkel mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Und, wie ich feststellen musste, er nicht ausreichend dafür gewürdigt wird, dass es nur seiner wirtschaftlichen Entscheidung zu verdanken ist, dass letztendlich die Brauerei Schwechat in die Familie übergehen konnte.

Für Manfred II.

Im Gedenken an den lieben Herrn Professor, der mir ausnahmslos freundlich und wohlwollend gegenübergetreten ist und sein Büro an der Seilerstätte bei Bedarf immer mit mir geteilt hat. Nie werde ich auch unsere letzte Begegnung im Lift am Stubenring vergessen.

Für Jussi

… den in jeder Hinsicht unglaublichen Mr. Azizi. In tiefer Zuneigung und großer Dankbarkeit für jede gemeinsam verbrachte Stunde.

Für Uki

Der Liebevollen und Sorgsamen, deren Herzensbildung und Gesinnung einer Nachfahrin von Adolf Ignaz mehr als würdig genannt werden darf. Selbst Schriftstellerin, hat sie dafür gesorgt, dass viel Wertvolles erhalten bleibt und konnte auch so manche ausführliche Schilderung noch aus vielen eigenen Erinnerungen beisteuern.

Für Maximilian

Der allen Stürmen und Widrigkeiten trotzend, mit Intelligenz, Humor, Scharfsinn und auch großem Herzen unermüdlich daran arbeitet, die Werte, Fähigkeiten und Tugenden der vorangegangenen Generationen nicht nur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern sie auch zu leben und vor allem mit modernem Know how eine zeitgemäße Brücke ins 21. Jahrhundert zu schlagen. Für Maximilian – den letzten Ritter!

Für Viktor

Den besten, korrektesten und zuverlässigsten Partner, den man sich nur wünschen kann und der niemals Zeit und Mühe gescheut hat, um mit seinen detailgenauen Recherchen das Projekt auf den inhaltlich hochwertigen Stand zu bringen, den wir mit dieser Website präsentieren können.

Für Abi & Rike

Die mit so viel Engagement und Hingabe ihr Erbe durchforsten und in vieler Nächte Arbeit unermüdlich recherchieren, scannen und transkribieren. Dank ihnen konnte auch – aber nicht nur – die Linie Reininghaus wieder zum Leben erweckt werden!

Für Theodor Heinrich

Der mich zu Beginn des Jahres 2017 auf diese historische Reise schickte, die mich nicht nur durch einen großen Teil österreichischer Geschichte geführt hat, sondern auch endlich all die Erzählungen verstehen ließ, denen ich während der vergangenen drei Jahrzehnte – mehr zusammenhanglos – gelauscht hatte. Einzig seiner Vision, Tatkraft und Großzügigkeit ist es zu verdanken, dass all das, das einst in Böhmen mit Adolf Ignaz seinen Anfang genommen hat und in den 1990er Jahren von Georg (IV.) J. E. aufgegriffen wurde, seinen Weg aus den Papierarchiven finden konnte und durch den Einsatz zeitgemäßer Medien auch künftigen Generationen weltweit erhalten bleiben kann.

 

10.000 Stunden Mautner Markhof – möge die spannende Reise noch viele Stunden Mautner Markhof mehr bringen.

Theodor Heinrich Mautner Markhof

Die Weitergabe des Feuers

23. Mai 2025/in Allgemein /von Theodor Heinrich Mautner Markhof

Die Geschichte des Hauses Mautner Markhof ist eine Geschichte vieler Schicksale. Eine Geschichte von Tradition, von Erfolgen und natürlich auch von Rückschlägen. Herausragend sind die Pioniere, die mit Leidenschaft ihre Visionen verfolgten und so auch die Gesellschaft der jeweiligen Zeit mit beeinflussten, manche davon nachhaltig.

Familie kann man sich nicht aussuchen, wie es so schön heißt, das gilt natürlich auch für jeden von uns, mit allen Vor- und Nachteilen. Das, was das Haus Mautner Markhof jedoch all seinen Mitgliedern und Nachkommen mitzugeben vermag, ist die Gewissheit, dass mit Hingabe, Engagement, Glauben, Willen und Durchhaltevermögen alle Träume, Wünsche und Vorstellungen realisierbar sind.

Adolf Ignaz war mutig, fortschrittlich, kreativ und wegweisend. Er hat erschaffen, hat bewirkt, gestaltet, hervorgebracht und – vor allem anderen – hatte das Herz am rechten Fleck. Seinen Geist zu bewahren, bedeutet also vielmehr nicht nur Nutznießer materieller und gesellschaftlicher Privilegien zu sein, sondern couragiert neue Wege zu beschreiten, an sich zu glauben und eigene richtungsweisende Ideen und Projekte ins Leben zu rufen.

“Innovate don´t imitate“ – oder um es mit Gustav Mahlers Worten zu sagen „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“.

Um dies auch zu ermöglichen und allen Familienmitgliedern, wo sie auch sein mögen, ihre Wurzeln zu erhalten, habe ich im Zeitalter der neuen Medien die Gelegenheit ergriffen ihre Möglichkeiten zu nutzen und den Grundstein dazu im Rahmen der Internetseite gelegt. Ich wünsche und hoffe, dass sich auch in jeder kommenden Generation ein paar Nachkommen finden, die das weiterführen, was ich initiiert habe und somit das erhalten, was Adolf Ignaz so herausragend begonnen hat.

 

Verfasst von Theodor Heinrich Mautner Markhof

Beate Hemmerlein

Josef Azizi – Jurist und Philanthrop

23. Mai 2025/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein

Josef „Jussi“ Azizi im Mantel seines Urgroßonkels Victor Ritter Mautner von Markhof, 2025.

Hon.-Prof. MMag. Dr. Josef „Jussi“ Azizi (*14.4.1948) wurde als einziger Sohn des Dipl.-Pharm. Dr.rer.nat. Ali Asghar Azizi und der Dr.rer.nat. Dorothea „Dorli“ (geb. Ettenreich) in Wien geboren. Gemeinsam mit der älteren Schwester Soraya und jüngeren Schwester Nargess wuchs er als Urgroßenkel von Doris Engelhart mit ihr und den Geschwistern seiner Großmutter Liesi (Onkel Michel sowie den Tanten Christl, Maridl, Susi und Pepi) im Familienverband auf.

Liesi Engelhart, 1899

Liesi Engelhart, Büste von ihrem Vater Josef Engelhart

Dorothea „Dorli“ Azizi (geb. Ettenreich), gezeichnet von ihrem Onkel Michel, Sammlung Josef Azizi

80. Geburtstag von Doris Engelhart (geb. Mautner von Markhof) mit ihren Urenkeln Nargess, Josef „Jussi“ (als „Malkunst“), Soraya (als „Poesie“) Azizi und Beatrice Spornberger (als „Liebe“), 1951

Nach der Vor- und Volkschule im Lyçée français de Vienne besuchte er das Realgymnasium der Theresianischen Akademie, wo er am 13. Juni 1966 maturierte. Zum damaligen Zeitpunkt war das „Theresianum“ noch ein neusprachliches Gymnasium mit österreichweiter Aufnahmeprüfung, Sonderlehrplan und generellem Repetierverbot; die obligaten Sprachen waren Französisch, Englisch, Russisch und Latein. Seine Studien an der Universität Wien begann er zunächst an der Philosophischen Fakultät, wo er Vergleichende und Allgemeine Sprachwissenschaft sowie Indogermanistik inskribierte. Trotz durchwegs sehr guter Kolloquien- und Übungszeugnisse (einschließlich Sanskrit) wechselte er nach einem Semester die Studienrichtung und nahm im Sommersemester 1967 das Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Studienrichtung Soziologie, an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät auf. Unabhängig davon bestand er zu Ende des Sommersemesters 1967 an der Philosophischen Fakultät mit der Note „gut“ die schriftliche und mündliche Ergänzungsprüfung zur Reifeprüfung in Altgriechisch. Nach der Ablegung der ersten wie der zweiten Diplomprüfung mit der Gesamtnote „mit Auszeichnung bestanden“ sowie nach der mit der Beurteilung „sehr gut“ durch Univ.-Prof. Dr. Pütz erfolgten Approbation seiner Diplomarbeit aus dem Fach Sozialpolitik („Das Betriebsrätegesetz 1947: Motive, Entstehung und Anwendung“) fand am 7. Juli 1971 die Sponsion zum Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften statt (die Diplomarbeit wurde von der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien im damaligen Höchstausmaß von öS 10.000.- gefördert).

Seit dem Wintersemester 1969 hatte er neben dem bisherigen Studium auch das der Rechtswissenschaften betrieben (er belegte auch kurzzeitig Japanisch, brach jedoch trotz sehr guter Zeugnisse ab, um sein Jus Studium nicht zu verzögern) und die erste Staatsprüfung noch im Wintersemester 1970/71 mit Auszeichnung absolviert. Nach Ablegung aller Staatsprüfungen und Rigorosen promovierte er schließlich am 13. November 1973 auch zum Doktor der Rechtswissenschaften. Bereits gegen Ende dieses Studiums erstellte er im Zuge der damals aktuellen Diskussion zur Reform des Jus Studiums einen allgemeinen Entwurf für eine neue juristische Studienordnung. In Form eines Netzplans wurde darin die Chronologie des Einbezugs einzelner Rechtsmaterien als Vortrags- und Prüfungsfächer in das Studium vor allem durch das Prinzip inhaltlicher Bedingtheit bestimmt. Systematisch sollte also der Ablauf des Studiums dadurch bestimmt werden, dass jene Fächer, die inhaltlich die Kenntnis anderer Fächer voraussetzen, auf diesen aufbauend durchwegs jeweils erst später absolviert werden sollten. Es folgte eine beispiellose Karriere:

Dr. Josef Azizi, Curriculum Vitae

Dr. Josef Azizi, fachbezogene Wissensvermittlung / Lehrtätigkeit

Dr. Josef Azizi, Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit

Dr. Josef Azizi, innovative Begleiterscheinungen und Auswirkungen seiner wissenschaftlichen Arbeit / beruflichen Tätigkeit

Dr. Josef Azizi, Publikationen

Dr. Josef Azizi, Mitglied- und Mitherausgeberschaften

Laudatio von Univ. Prof. Dr. Thomas Jaeger anlässlich der Verleihung des Goldenen Doktordiploms an Josef Azizi, 19. April 2024

Dankesworte von Dr. Josef Azizi anlässlich der Verleihung des Goldenen Doktordiploms an Josef Azizi, 19. April 2024

Im Verlauf seiner richterlichen Tätigkeit befasste er sich (als Berichterstatter oder Beisitzer) u. a. mit Direktklagen (Nichtigkeitsklagen, Untätigkeitsklagen und Schadenersatzklagen) aus den Bereichen der Wettbewerbsrechts (Wettbewerbsrecht i.e.S. und Beihilfenrecht), des Markenrechts, des Dienstrechts, des Nahrungsmittel-, Chemikalien-, Umwelt- und Gesundheitsschutzrechts, des Artenschutzrechts, des Landwirtschaftsrechts, des Vergaberechts, der restriktiven Maßnahmen, der Wirtschafts- und Währungspolitik, des Zugangs zu Dokumenten etc. Während seiner fast neunzehnjährigen Amtszeit als Richter am EuG wurde er wiederholt (für insgesamt neun Jahre) zum Kammerpräsidenten gewählt und übte während der letzten sechs Jahre überdies die Funktion eines Mitgliedes des Comité administratif (des zentralen obersten Verwaltungsausschusses) des Gerichtshofs der Europäischen Union aus. Einen überaus ungewöhnlichen Umstand kennzeichnete seine letzte Wiederbestellung im Jahr 2010: Er erhielt im EU-Unterausschuss des Nationalrates die ausdrückliche einstimmige parlamentarische Zustimmung nicht nur der Regierungsparteien, sondern auch (ohne Stimmenthaltung!) sämtlicher Oppositionsparteien.

Für seine Verdienste wurden ihm von mehreren Staaten Auszeichnungen verliehen.

Österreich:

  • Großes goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • Ehrenzeichen der österreichischen Rechtsanwaltschaft
  • Goldenes Doktordiplom der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien

Luxemburg:

  • Chevalier de l’Ordre de Mérite du Grand-Duché de Luxembourg
  • Médaille du Mérite pour le don du sang

Privat ist er seit 1973 mit Dr. Veronika Azizi-Burkart verheiratet. Das Paar hat die Kinder Fiorentina (*1975) und Amedeo (*1977) sowie die vier Enkelkinder Anatol u. Emil Azizi und  Thea und Dora Azizi-Hacker.

Back to the start. Goldene Hochzeit Josef und Veronika Azizi mit Familie und ehemaliger Trauzeugin (re) in Edinburgh, Dezember 2023

Die Enkelkinder Anatol u. Emil Azizi sowie Thea und Dora Azizi-Hacker, 2024

Jussi gemalt von seiner Großtante Maria „Maridl“ Engelhart (verehel. Friedinger), 1948

Josef „Jussi“ mit Eltern und Schwester Nargess, 1951

Josef „Jussi“, Soraya und Nargess, Weihnachten 1952

Nargess, Soraya und Josef „Jussi“ Azizi, 1957

Nargess, Dorli, Ali Asghar und Josef „Jussi“, 1961

Josef, Nargess und Soraya, 1963

Nargess und Josef „Jussi“ Azizi, 1967

Dorothea Azizi (geb. Ettenreich) mit ihren Kindern Soraya, Nargess und Josef „Jussi“

80. Geburtstag von Liesi Ettenreich (Mitte) mit Tochter Dorli und Schwiegersohn Ali Asghar sowie den Enkelkindern Nargess, Josef und Soraya, 1988

Beate Hemmerlein

Susanne Engelhart-Spornberger – die Schauspielerin

21. Mai 2025/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein

Susanne Engelhart (verehel. Spornberger)

Susanne (*10.10.1904, † 20.5.1968) wurde als fünftes Kind von Josef und Doris Engelhart und Enkeltochter von Carl Ferdinand Mautner von Markhof in Wien geboren und wuchs am Familiensitz in der Steingasse 11 – 13 auf. Neben ihrem Bruder Michel maturierte „Susi“ als einziges Mädchen der Familie, war hochintelligent und studierte ein paar Semester Chemie. Doch ihr großer Traum war es immer gewesen Schauspielerin zu werden – gegen den Willen ihres Vaters, dessen abschätzender Kommentar dazu lautete: „DU willst Schauspielerin werden? Du gibst doch höchstens eine komische Alte“. Ironischer Weise sollte er recht behalten, denn diese Rolle war ihr in späteren Jahren quasi auf den Leib geschneidert.

Susanne war kein Kind von Traurigkeit, so beschreibt der Filmschauspieler Leon Askin sie in seinen Memoiren als die „große Liebe seines Lebens“. Zweimal verheiratet, ehelichte sie 1932 zuerst in Düsseldorf den Schauspieler und späteren Fernsehkoch Carl Clemens Hahn (Künstlername Clemens Wilmenrod), von dem sie bereits 1933 wieder geschieden wurde. Ihre zweiten Ehe mit Georg Spornberger sollte jedoch von 1942 bis zu ihrem Tode halten. Ihr entsprang auch Tochter Beatrice, welche sie bezeichnender Weise nach ihrer Lieblingsrolle, der Beatrice in Shakespears „Viel Lärm um nichts“, benannte.

Ihre enorm exaltierte Persönlichkeit charakterisiert sich u. a. in folgenden Begebenheiten: In früheren Jahren mussten bei jedem Grenzübertritt Dokumente unter Angabe des Berufes ausgefüllt werden. Diesen betitelte sie jedes Mal mit Masochistin, was die einfachen Zollbeamten, die den Ausdruck nicht verstanden, immer schwer beeindruckt zurückließ. Auch konnte sie es sich nicht verkneifen ihr Talent im Alltag zur Schau zu stellen. Als sie zur Sprechstunde im Gymnasium Wenzgasse vorgeladen wurde, weil Tochter Beatrice in einem Hauptfach so schlecht abgeschnitten hatte, erwiderte sie der ernsthaft besorgten Lehrerin „Ich verstehe gar nicht, dass sie so schlecht in Mathematik sein soll, wo das Kind doch so schen die Gas anzünden kann.“ Danach wurde „die dümmliche Mutter“ nie wieder zu einer Sprechstunde gebeten.

Susanne war eine exzellente Schauspielerin und hatte u. a. Engagements bei Louise Dumont in Düsseldorf. Trotzdem wurde ihr großes Talent nicht immer nur goutiert. So wurde sie einmal von Gerhard Hauptmann, bei dessem Stück sie mit einer kleinen Rolle besetzt war, nach der Uraufführung scharf kritisiert: „Sie machen viel zu viel aus dieser Rolle. Das ist eine NEBENROLLE!“ Ihre Burgtheaterkarriere wurde leider durch einen anderen Umstand vereitelt. 1945, als das Wiener Wahrzeichen durch Bomben schwer beschädigt war, mussten die Aufführungen an einen anderen Spielort verlegt werden und Raoul Aslan fungierte interimsmäßig als Direktor. Susi bewarb sich bei ihm und begann den schweren Fehler, ihrem Ehemann, den durch und durch preußischen Offizier mit durchdringender Stimme und Monokel im Auge, zu gestatten sie zum Gespräch zu begleiten. Aslan, überzeugter Altösterreicher mit schweren Aversionen gegen das preußische Militär, erteilte ihr daraufhin eine Absage.

Schauspielerin Susanne Engelhart, porträtiert von Pacher während ihrer Zeit bei Louise Dumont in Düsseldorf

Georg Spornberger stieß nicht nur bei Aslan auf Ablehnung. Auch seinem Schwager, Michel Engelhart war er sogar fast verhasst. Abgesehen davon, dass die Ehe seiner Schwester nicht unbedingt immer als glücklich zu bezeichnen war, hatte er während des Krieges in enger Beziehung zu den Wissenschaftlern aus Peenemünde gestanden und das Ausmaß seiner Beteiligung an diversen Kriegsverbrechen war äußerst fragwürdig. Spornberger war, wie sein Vater, Arzt. Dieser hatte während des Boxeraufstandes in China als Regimentsarzt gedient. Dort, um die Jahrhundertwende, in einem ländlichen Dorf, hatte er einem ansässigen Schneider einen seiner Tropenanzüge ausgehändigt, um nach dessen Vorlage weitere Exemplare anfertigen zu lassen. Zu seinem Erstaunen waren die gewünschten Stücke bereits am nächsten Morgen abholbereit. Perfekt genähte Duplikate. So perfekt, dass sich der Flicken, der sich am Original befunden hatte, bei den neuen Anzügen an genau derselben Stelle minutiös eingepasst war. Der einfache chinesische Schneider hatte natürlich keine Ahnung von europäischer Kleidung und den Auftrag pflichtgetreu ausgeführt. Georg Spornberger selbst (1911 – 1990) war auf einem Schloss in Pommern (heute Polen) aufgewachsen. Als deutscher „Herr“ unter rein polnischer Bevölkerung. So erlebte er noch, dass während seiner Kindheit und Jugend von seinem Onkel, dem Schlossherrn, das ius primae noctis praktiziert wurde und er auch Zeuge sonstiger mittelalterlicher Gebräuche der Machtausübung wurde. Als z. B. Arbeiter, nachdem sie gestreikt hatten, am darauffolgenden Tag wieder im Schloss erschienen, verriegelte sein Onkel das Tor des Hofes und ließ sie in Reih und Glied antreten. Alle Arbeiter folgten dem Befehl freiwillig, um der Reihe nach ausgepeitscht zu werden. Sowohl Herr als auch Gesinde vollzogen dieses Ritual ohne mit der Wimper zu zucken. Dies, sein Dienst in der Armee und der Verlust eines Beines an der Ostfront mögen dazu beigetragen haben, dass Spornberger nicht mit der sanftesten Seele gesegnet war. Gepeinigt vom Phantomschmerz griff er öfter zu Alkohol, um diesen zu betäuben. So kam es im Haushalt Engelhart-Spornberger immer wieder zu gewalttätigen Szenen, die mit dem Besuch der Polizei endeten. Aber wie in so vielen Ehen, hatte auch Susanne immer davon abgesehen, tatsächlich Anzeige zu erstatten. Auch wuchs Tochter Beatrice nicht im Elternhaus auf, sondern war in einem Mädchenpensionat nahe ihrer Schule untergebracht.

So tragisch Etappen von Susannes Ehe gewesen sein mögen, umso tragischer war ihr Ableben. In der TV-Produktion Die Moritat vom Räuberhauptmann Johann Georg Grasel war sie 1968 unter der Regie von Otto Anton Eder und weiteren bekannten Schauspielern wie Peter Vogel, Guido Wieland, Gertraud Jesserer, Hanns Obonya, Kurt Sowinetz und Ernst Stankovski mit der Rolle der „Alt’Schindlerin“ besetzt. Auf eine Regieanweisung hin, sollte Peter Vogel ihr mit einem Hammer auf den Schädel schlagen – doch selbstverständlich auf den Kopfpolster daneben zielen. Vogel verfehlte den Polster und traf Susanne mit voller Wucht auf den Schädel. Nach einem markerschütternden Schrei (der fataler Weise nicht gespielt war) wurde sie auch noch rollengemäß mit Fußtritten eine Wendeltreppe hinunter gestoßen. Aus Angst davor, keine Rollen mehr angeboten zu bekommen, hatte sie sich nicht getraut der weiteren Torture zu widersetzen. Die folgenden Tage verbrachte sie zurückgezogen und klagte über körperliche Beschwerden. So schrieb sie u. a. an ihren Bruder Michel „Ich habe so Kopfweh, seit mir der Grasel auf den Schädel gehaut hat.“  Drei Tage nach dem Vorfall war sie tot. Die Obduktion ergab, dass der Schlag eine schwere Gehirnblutung hervorgerufen hatte. Gertraud Jesserer, um ihren Mann zu schützen, drohte Georg Spornberger telefonisch. Doch trotz verzweifelter Bemühungen seitens des Ehemanns, wurde von der Staatsanwaltschaft nie Anklage gegen Peter Vogel erhoben. Es sei erwähnt, dass der Schauspieler ab diesem Zeitpunkt an Depressionen gelitten hatte, und sich 1978 das Leben nahm.

Filmographie Susanne Engelhart

1948Arlberg-Express / Wirtschafterin
1948Der prämierte Leberfleck / Klothilde, Braut
1949Das Siegel Gottes / Theres, Ehefrau
1952Abenteuer im Schloss / Frau Professor
1953Franz Schubert – Ein Leben in zwei Sätzen
1957Unter Achtzehn
1957Skandal in Ischl / Julia, Ehefrau
1958Hoch klingt der Radetzkymarsch / Adele, Besitzerin eines Hutsalons
1960Ein gewisses Röcheln – Hitchcocktail für starke Nerven (TV)
1960Meine Nichte tut das nicht
1961Paganini (TV) / Gräfin de Laplace
1962Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter (TV)
1963Zwerg Nase (TV) / Fee Kräuterweis
1964Eine Frau ohne Bedeutung (TV) / Lady Caroline Pontefract
1965Donaug’schichten (TV-Serie, eine Folge)
1969Die Moritat vom Räuberhauptmann Johann Georg Grasel (TV) / Alt´Schindlerin
Beate Hemmerlein

Das Reininghaus´sche Herrenhaus am Steinfeld

6. Mai 2025/in Reininghaus/Linie 1 /von Beate Hemmerlein

Reininghaus´sche Herrenhaus am Steinfeld in Graz

Das alte Herrenhaus der Familie, ein Kleinod aus der Gründerzeit, befindet sich direkt beim Haupteingang zum Areal, am nördlichen Ende der Unesco-Esplanade, direkt an der Haltestelle Reininghausstraße und stellte einst den historischen Eingang zur ehemaligen Brauerei dar.

Lage des Herrenhauses / Reininghausgründe, Graz

Bis zur Neuentwicklung und Erschließung der Reininghausgründe war es dem Verfall preisgegeben.

Herrenhaus Reininghausgründe vor der Sanierung, © Annenpost

Herrenhaus Reininghausgründe vor der Sanierung

Nach seiner umfassenden denkmalgerechten Sanierung (Synthesa Gruppe, Architekt Thomas Pucher, Baugesellschaft Lederer) erstrahlt es seit 2022 in neuem Glanz. Die neue außergewöhnliche Fassade, gestaltet vom Künstler Bernhard Wolf, unterstützt durch Georg Dinstl, verbindet historische Elemente mit moderner Kunst. Besonders beeindrucken die extravaganten Linien mit Capa Gold (eine seidenglänzende Acrylat-Dispersionsfarbe mit goldenem Metalleffekt für innen und außen), die das Gebäude in einen dynamischen Dialog aus Licht und Schatten tauchen sollen. Die Arbeit trägt den Titel „Gesture“, wobei die matt-goldene Textur die vier Seiten des Hauses miteinander verbindet und einen dynamischen Rundumblick bieten soll.

Herrenhaus Reininghaus 2024, Quelle Synthesa Gruppe

Herrenhaus Reininghaus, Reininghausgründe Graz Steinfeld, Architektur Aktuell 02/2025

Beate Hemmerlein

Michel Engelhart – Architekt und künstlerisches Allroundgenie

3. Mai 2025/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein

Michael Engelhart, Selbstporträt

Michael „Michel“ (*Wien 7.7.1897, † Wien 5.3.1969) war das erste Kind von Josef Engelhart und Doris (geb. Mautner von Markhof) und Bruder von Elisabeth „Liesi“ (verehel. Ettenreich), Chistine „Christl“ (verehel. Kern), Maria „Maridl“ (verehl. Friedinger), Susanne „Susi“ (verehl. Spornberger) und Josefine „Peperl“ Engelhart.

Josef Engelhart malte seinen Sohn Michel 26 Tage nach seiner Geburt, Sammlung Josef Azizi

Michel Engelhart, 1898

Michel mit Kinderfrau. Josef Engelhart, 1898.

Liesi Engelhart mit ihrem Bruder Michel, 1899

Liesi und Michel, Josef Engelhart

Michel Engelhart, 1900

Michel Engelhart, 1901

Michel (als Fiaker) und Liesi (als Wäschermädl) Engelhart, 1902

Christl, Doris, Michel, Liesi und Josef Engelhart, 1902

Christl, Doris und Michel Engelhart mit Kindermädchen, 1906

Gemeinsam mit seinen Geschwistern wuchs er in den beiden Biedermeierhäusern Steingasse 11 und 13, 1030 Wien auf. Haupthaus war Nr. 13 und 11 die ehemalige Fleischerei der Großeltern Engelhart, in dessen Souterrain sich noch ein Eiskeller befunden hatte. Auf dem, zwischen den Ausläufern des Mautner-Markhof’schen Parks (Carl Ferdinands Wohnsitz) und dem Haus Steingasse 13 gelegenen Grundstück, wurde 1901 das Haus Steingasse 15 errichtet, das – im Gegensatz zu den Häusern Nr.11 und Nr. 13. – heute noch steht. Steingasse Nr. 15, das wegen dem sich über dem Eingang befindlichen Lindwurms sogenannte „Drachenhaus“, wurde vom Architekten Fellner errichtet, der Lindwurm vom Maler und Bildhauer Bacher, einem Freund Josef Engelharts, gestaltet.

„Drachenhaus“

Dieses neue Haus in unmittelbarer Nachbarschaft wurde die Wohnstätte von Marie Engelhart (geb. Apfelthaler), der Mutter von Josef. Sie war eine überaus herrische und eigenwillige Persönlichkeit, die die ganze Familie – mit Ausnahme des von ihr vergötterten Sohnes Josef und seiner ihr artverwandten Tochter Liesi – in Angst und Schrecken versetzt (heute würde man sagen „terrorisiert“) hatte. Kein Wunder, dass sie sogar von ihrem eigenen Sohn humorvoll als „Drachen“ bezeichnet wurde. Dementsprechend erlaubte sich mein Urgroßvater Josef Engelhart, der oft zu Späßen aufgelegt war, einen Schabernack der besonderen Art: Er ließ unmittelbar zur Fertigstellung des Hauses Steingasse Nr.15 im Jahr 1902 für seine Mutter zu ihrem 60. Geburtstag von seinem Freund, dem Bildhauer Bacher, über dem Portal ihrer neuen Wohnstätte als besondere Geburtstagsüberraschung eine imposante (eindeutig weibliche!) metallische Drachenfigur anbringen, die hinter Gitterstäben gleichsam in Schranken gehalten wird. Marie Engelhart soll’s mit Humor genommen haben. Das Haus erhielt sehr bald die naheliegende Bezeichnung „Drachenhaus“. Doch von Anfang an wussten eigentlich nur die Eingeweihten um des Namens tiefere Bedeutung. Josef Azizi

Marie Engelhart (geb. Apfelthaler)

Marie Engelhart, geb. 1842, Bildnis von Josef Engelhart

Josef Engelhart mit seiner Mutter und dem Maler Hohenberger, 1903

Marie Engelhart im Alter von 85 Jahren, Josef Engelhart 1927

Im Haus Nr. 13 gab es eine wunderschöne Treppe, bei der jedes zweite Paneel ein Familienmitglied darstellte. Im 1. Stock befand sich eine Glasveranda, welche die Wohn- von den Gesellschaftsräumen trennte. Den Kindern war es streng verboten, bei Besuch die Gesellschaftsräume zu betreten. Eines Tages organisierte Josef Engelhart rund um die berühmte Mata Hari eine große Abendgesellschaft. Extra dafür wurde von ihm ein Brillantcollier geliehen, mit dem „bekleidet“ sie tanzen sollte. Liesi und Susi schlichen hinüber, um das Verbotene zu erspähen. Susi versteckte sich in einer großen chinesischen Vase, die dann zertrümmert werden musste, um das Kind wieder herauszuholen. Mitten in der Vorführung erschien ein preußischer Offizier, machte der Hari eine riesen Szene, schnappte sie und transportierte sie mit seiner Kutsche ab. Nachdem der Schreck abgeklungen war, stellte Josef fest, dass sie ja noch das Brillantcollier umgelegt hatte. So verbrachte er daraufhin die Nacht vor ihrem Zimmer im Hotel Imperial, um sicher zu stellen, dass sie mit dem wertvollen Schmuck nicht entkommen könne. Das Collier konnte ihr schlussendlich wieder abgenommen werden.

Der Hof der Steingasse war mit sechseckigen, glasierten, roten Terakotta-Pflastersteinen belegt. Von ihm aus gelangte man in den Garten, auf dessen einer Seite man zum Mautner Markhof´schen Park blickte. Michel und seine Geschwister durften aufgrund eines Verbotes ihres Vaters nicht mit den Kindern von Edita und Koloman Moser spielen, sondern mussten sich heimlich mit ihren Cousins treffen, die am angrenzenden Grundstück wohnten, neben dem sich auch eine überdachte funktionstüchtige Kegelbahn befand.

Hof der Steingasse 13, Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Hof der Steingasse 13, Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Im Engelhart´schen Haushalt herrschte bei Tisch eine strenge Sitzordnung, bei welcher der Sohn zur Rechten seines Vaters sitzen musste. Michel, beim Sprechen immer mit den Händen wild gestikulierend, hatte dabei die regelmäßige Angewohnheit, das Weinglas des Vaters umzustoßen, welcher mit einem cholerischen Tobsuchtsanfall reagierte. Einmal bei Tisch, erlitt er einen Erstickungsanfall durch eine im Rachen steckende Fischgräte, die ihm von der tatkräftigen Schwester Liesi kurzerhand mit ihren kleinen Kinderhänden aus dem Schlund gezogen wurde. Diese „Lebensrettung“ bestärkte nochmals die enge Beziehung des Geschwisterpaares.

Susi, Maridl, Christl, Doris, Josef, Michel, Gouvernante, Liesi, Frl. Sophie Wendisch (von li. vorne nach re.), in der Steinbasse Nr. 13, 1907

Josef und Michel waren die zwei einzigen männlichen Wesen im Haushalt gewesen. Ansonsten gab es lauter Mädchen, welche bei Großmutter Apfelthaler in der Rangordnung wenig bis gar nicht zählten. Ihren Augenstern Michel pflegte sie mit „Wo ist mein Golddiamant?“ zu rufen, wobei sie die Enkeltöchter keines Blickes würdigte, was diese zum Teil nachhaltig traumatisierte. Wie man sich vorstellen kann, entwickelte sich Michel nicht zuletzt dadurch, seinen Schwestern gegenüber als äußerst dominant. Besondere Zuneigung empfand er jedoch für Liesi, mit der er von Kindheit an die engste Beziehung pflegte.

Maridl, Susi, Liesi und Christl Engelhart, 1911

Grafik von Michel Engelhart für seine Schwester Liesi, die immer darauf hoffte, nur fälschlicher Weise bei den Engelharts gelandet zu sein und davon träumte, dass sie ihr „wahrer Vater“ eines Tages finden und heimholen würde.

Die nächst jüngere Schwester Christl war von beiden schon weit weniger ernst genommen, wurde sie doch als „Spielpuppe“ betrachtet, die sie wenig sorgsam behandelten. So schleiften sie sie beim Spielen oft die Treppe mit hinunter, wobei sie unter anderem auch unvermeidlicher Weise immer wieder mit dem Kopf auf den Stufen aufgeschlagen war. Zitat Christl aus späteren Tagen: „Kein Wunder, dass ich nicht so g´scheit bin, wie die beiden anderen.“

Christl Engelhart, 1901

Christl Engelhart, 1903

Spielzeugschiff von Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Seine Schulzeit absolvierte Michel im humanistischen Gymnasium in der Kundmanngasse in 1030 Wien, welche ihn nachhaltig geprägt hatte. Lebenslang liebte er Altgriechisch und Latein und die Sagen und Geschichten des Altertums. Beim Spielen in einer Pause stolperte einmal versehentlich ein Kind über seinen Fuß. Unglücklicher Weise ein Erzherzog, wobei Michel daraufhin fälschlich beschuldigt wurde, absichtlich einem Mitglied des Kaiserhauses das „Haxl“ gestellt zu haben. Daraus entwickelte sich ein riesen Skandal mit Disziplinarverfahren, was den Monarchisten Michel lebenslang belastete und zu schaffen machte.

Nach der Matura, blutjung, rückte er in den 1. Weltkrieg ein. Erst in der Grundausbildung das Reiten erlernend, erwies er sich dabei als so talentiert, dass ihm in Folge die Bereiterei der Offizierspferde anvertraut wurde. Zuerst war er an die russische Front abkommandiert, wobei er einmal damit beauftragt wurde, über ein russisch kontrolliertes Sumpfgebiet eine wichtige Nachricht zu den österreichischen Linien auf der anderen Seite zu bringen. Im Sumpf verlor das Pferd den Halt, versank bis zum Bauch vollends im Morast, konnte aber mit Michels unermüdlichem Einsatz wieder Tritt fassen, sodass er doch noch die Linien durchqueren und die Botschaft überbringen konnte. Für diese enorme Leistung und tapfere Tat wurde ihm die Silberne Tapferkeitsmedaille verliehen. Diese symbolträchtige Honorierung, die auch noch in der Zweiten Republik mit einer monatlichen kleinen Zuwendung gewürdigt wurde, erfüllte ihn bis zu seinem Tod mit großem Stolz.

Michel Engelhart, Weihnachten 1915

Liesi und Michel Engelhart, Weihnachten 1915

Nachdem Russland ab 1917 kein Kriegsgegner mehr war, wurden die Truppen an die Südfront gegen Italien verlegt. Dort hatte sich dann auch Michel zum historischen Zeitpunkt befunden. In einer uneinnehmbaren Stellung – die sich im Tal befindliche italienische Armee hätte keine Chance gehabt. Das einzige Problem war der Nachschub, der zwar für die Ungarn funktioniert hatte, nicht jedoch für die Soldaten der österreichischen Reichshälfte. Im Herbst 1918 wurde – drei Tage vor dem offiziellen Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien – den Österreichern jedoch der Befehl erteilt, das Feuer gegen die Italiener einzustellen. Die österreichischen Truppen, die sich problemlos noch lange hätten halten können, aber dem Befehl gehorchen mussten, wurden in Folge von den Italienern zurückgedrängt. Nur dadurch konnte Südtirol in italienische Hand fallen! Tausenden Soldaten, darunter auch Michel, wurde durch diesen falschen Befehl ein tragisches Schicksal zuteil. Auch er hatte sich am Tag des Inkrafttretens hinter den feindlichen Linien befunden und geriet so in italienische Kriegsgefangenschaft, die sich schrecklich auswirkte. Unterverpflegung, Krankheiten und Kälte machte die folgenden Monate für alle zur Hölle.

Als er dann endlich zurückkehrt war, wollte er seiner geliebten Schwester Liesi, die sich in der Zwischenzeit mit Robert Ettenreich, dem anerkannte Physiker, Universitätsprofessor und Mitbegründer der Wiener Radiowerke vermählt hatte, ein Hochzeitsgeschenk machen. In Ermangelung finanzieller Mittel, verzierte er die Türen eines alten Schrankes mit den Schattenrissen des frischgetrauten Ehepaares.

Hochzeitsgeschenk für Liesi Ettenreich von ihrem Bruder Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Schattenriss von Michel Engelhart am Kasten für seine Schwester Liesi Ettenreich, Sammlung Josef Azizi

Liesi Ettenreich (geb. Engelhart) mit Tochter Dorothea, Michel Engelhart 1921, Sammlung Josef Azizi

Seine musikalische Begabung drückte sich im Cello Spiel aus, das er auf dem von seinem Vater gespendeten Instrument (das sich heute im Besitz und Gebrauch seine Großneffen Josef „Jussi“ Azizi befindet) vorzüglich beherrschte. Dieses Cello, respektive sein Kasten, diente seiner Mutter auch im jährlichen Italienurlaub zum Schmuggeln von Kaffee über die österreichische Grenze.

Michel, selbst künstlerisch hochbegabt, durfte seiner Neigung zur bildenden Kunst aufgrund eines Verbots seines Vaters beruflich nicht nachgehen. Obwohl er das große Talent seines Sohnes immer zu ignorieren verstand, spannte er ihn aber doch einmal kurzerhand ein, um einen Auftrag, den er zwar annehmen musste, aber unter seiner Würde ansah, für ihn auszuführen. Er betraf die Restaurierung eines Bildes. Michel, der dies nie erlernt hatte (Joseph hatte ja jegliche diesbezügliche Ausbildung strikt untersagt), stand nun mit einem entsprechenden Lehrbuch vor dem Gemälde und ging den darin abgebildeten Vorgang Schritt für Schritt durch. Plötzlich jedoch, nachdem er die Fixiermittel ordnungsgemäß abgetragen hatte, begann das Bild vor seinen Augen langsam zu zerrinnen. In seinem Schock drehte er das Bild kurzerhand um, damit die Farben mit Hilfe der Schwerkraft wieder zurückfließen konnten. Kaum waren sie an der seiner Meinung nach richtigen Stelle, fixierte er sie rasch wieder und schob den Auftrag weit von sich. Weder Joseph noch irgendjemand sonst waren jemals dahinter gekommen.

Michel begann also ein Studium an der Technischen Hochschule für Architektur, wurde Dipl. Ing. Dr. Tech. und verfasste seine Dissertation über das Dach des Wiener Stephansdoms. Er erstellte dessen Pläne (die Originalpläne aus dem Mittelalter waren schon längst verschollen gewesen), wobei er es persönlich erklimmend, vermessen hatte. Diese Pläne sollten beim Wiederaufbau des Doms nach 1945 eine wichtige Rolle spielen. Als der Stephansdom abgebrannt war, lädt Kardinal Innitzer Michel zu einem Gespräch und beauftragt ihn mit dem Wiederaufbau. Mitten im Gespräch geht Türe auf, herein kommt der Dombaumeister – Innitzer springt auf, geht auf diesen zu und meint vor Michel „Mein Lieber, gerade habe ich mit dem Professor besprochen, dass ich SIE mit dem Aufbau beauftrage“. Michel war von Innitzers Opportunismus tödlich getroffen. Seine Pläne wurden dennoch herangezogen. Innitzer und Michel kannten sich von dessen Jugend an, da Josef Engelhart mit dem Kardinal in einer gemeinsamen Tarockrunde spielte. Nach dem Tod des Vaters hatten beide weiterhin Kontakt gehalten. 1938, nach dem Anschluss, kam es zu einer riesigen Demonstration der katholischen Jugend gegen den Nationalsozialismus. Die HJ stürmte daraufhin das Erzbischöfliche Palais und stürzte den Sekretär des Kardinals aus dem Fenster, was Innitzer dazu veranlasst hatte, der Bewegung etwas differenzierter gegenüber zu stehen. Michel, beim nächsten Besuch, wurde vom Kardinal dann unvermittelt in dessen  Räumlichkeiten geführt und durch eine Geheimtür zu einem Kasten, der Zivilkleidung enthielt. „Dies ist für den Notfall“, meinte Innitzer zu ihm.

Josef Engelhart, deutschnational aber nicht nationalsozialistisch, hatte im Zuge der Los-von-Rom-Bewegung, von einem Tag auf den anderen beschlossen, dass die ganze Familie zum evangelischen Glauben konvertieren müsse. Die drei jüngsten Kinder wurden daher bereits evangelisch getauft, alle Kinder evangelisch erzogen. Liesi trat nach dem 2. Weltkrieg wieder der katholischen Kirche bei, da ihr Mann Robert Ettenreich ansonsten durch die Ehe mit einer Evangelischen von den Sakramenten ausgeschlossen geblieben wäre.

Michel jedoch blieb lebenslang evangelisch und ehelichte Gertrude Heller (Tochter des Dr. Richard Heller, des Leibarztes von Anton Bruckner) in der evangel. Kirche in Salzburg. Der frisch gebackene Akademiker reiste mit seiner Frau nach Rumänien, wo er sich in der Unterkunft stolz als „Doktor“ eingetragen hatte. Am kommenden Morgen stand eine Menschenschlange vor der Tür des Gasthauses, um sich vom „Arzt“ kurieren zu lassen. Um nicht als Hochstapler zu gelten, machte er gute Miene zu bösem Spiel und gab harmlose medizinische Empfehlungen, bevor er Hals über Kopf den Ort verließ. Die nächste Unterkunft, in Siebenbürgen, war heillos verwanzt und die frisch angetraute Braut verbrachte die ganze Nacht mit angezogenen Beinen sitzend im Bett unter aufgespanntem Regenschirm, der die von der Decke fallenden Wanzen abhalten sollte.

Ein Leben lang kaisertreu und konservativ, war Sozialdemokratie – wie in der gesamten Familie üblich – ein rotes Tuch, Nationalsozialismus geradezu verhasst. 1938 wurde er als Vierteljude eingestuft und mit einem Berufsverbot belegt. Beim Frick am Graben trifft er einen Kriegskameraden aus dem 1. Weltkrieg, Baron Pinschof, der ihm auf die Frage nach seinem Befinden antwortete: „Ich warte auf´s 4. Reich“. Dank des Zusammenhaltes der Großfamilie Mautner Markhof, konnte er sich in den Kriegsjahren finanziell über Wasser halten. Z. B. erteilte Manfred I. ihm 1941 den Auftrag die Broschüre für das Jubiläumsjahr der Brauerei Schwechat zu gestalten.

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafik Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafiken Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafiken Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafiken Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafiken Michel Engelhart

Jubliäumsbroschüre Brauerei Schwechat, „Braunnen“, Grafik Michel Engelhart

Jubliäumsbroschüre Brauerei Schwechat, „Bratpfannen“, Grafik Michel Engelhart

Jubliäumsbroschüre Brauerei Schwechat, „Kühlschiffe“, Grafik Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Grafiken Michel Engelhart

Jubiläumsbroschüre Brauerei Schwechat, Impressum

Prof. Dr. Michael Engelhart war nicht nur Architekt, ordentlicher Hochschulprofessor für Geschichte der Architektur, als Denkmalschutzexperte maßgeblich am Wiederaufbau zerstörter Gebäude beteiligt, sondern auch Maler, Zeichner und Designer. Unter anderem entwarf er Bücherregale, Bücherkästen (aus Nussbaum für die Familie Harmer) und ein überlanges Bett ohne jeglichen Nagel, das sich so mühelos auf- und abbauen lässt.

Prof. Dr. Michel Engelhart

Bücherregal Design Michel Engelhart

Auch war Michel, so wie seine Schwester Liesi, literarisch sehr begabt. Zu den verschiedensten Familienanlässen verfasste er passende Gedichte. Als z. B. Cousine Mizzi den Notariatsanwärter Albert heiratete, dichtete er in Anlehnung an die damals bekannte Keksfabrik „Albert“: „Schon als Mädchen tät´ sie beißen in die Keks, die Albert heißen“. Auch fand ein in Versform gehaltenes balladenartiges Melodram, in dem er ironisch die Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Hochzeit seiner Nichte Beatrice (Spornberger) verarbeitete, innerhalb der Familie großen Beifall. Anlässlich des 95. Geburtstages seiner Mutter Doris lud er zum Festessen in den großen Jugendstilsalon der Steingasse. Nicht die gesamte Familie, sondern nur die Jubilarin, seine Schwestern und als einzigen männlichen Vertreter seinen Großneffen Jussi Azizi ein. Die Eigendynamik dieser hauptsächlich weiblichen illustren Runde gipfelte in einem riesen Tumult und Geschrei, als Michel seine Rede damit begonnen hatte, der bereits schwerhörigen Mutter lauthals entgegenzuschmettern: „Liebes „Mäunchen“, ich wünsche dir, dass du mich noch viele Jahre überlebst“. Die enorm empörten Schwestern fielen daraufhin unisono über ihn her und Doris blieb verdutzt und ratlos in ihrer Mitte sitzend über. Der weitere Inhalt der Rede blieb für immer ein Geheimnis.

Er hatte die Häuser Steingasse 11 und 13 geerbt und auch lebenslang in ihnen gelebt. Im oberen Stock von Haus Nr. 11 befand sich sein Atelier, indem er die Pläne für Burgtheater, Palais Schwarzenberg, Kuppel Stift Melk, Tiergarten Schönbrunn denkmalschützerisch überarbeitete. Eine Wohnung direkt unter dem Atelier war an Ingrid Haebler, die weltberühmte Pianistin vermietet, welche naturgemäß viele Stunden am Tag üben musste. Völlig entnervt davon, kaufte sich Michel eine Kindertrompete, in die er wild hineinprustete, sobald die Haebler wieder zu spielen begann. Einmal so lange, bis er einen Blutsturz bekam. Jahre später bekannte Haebler seinem Großneffen Josef Azizi gegenüber, dass sie von den provozierten „Störungen“ nie etwas mitbekommen hätte. In der Steingasse wurde auch ein  Hausmeister beschäftigt, ein Straßenbahner und Betriebsrat, laut Michel ein „Sozi“, der dort lebe wie „die Made im Speck“. Herr Denk, ein Faktotum, bewohnte das Parterre.

Nach seinem Tod gingen Steingasse 11 und 13 an seine Universalerbin, Dorothea „Dorli“ Azizi (geb. Ettenreich), der Tochter seiner geliebten Schwester Liesi, über. Diese musste sie jedoch veräußern, um die Legate bedienen zu können. Nach dem Tod seiner Frau, war Michel mit der Stv. Präsidentin des Bundesdenkmalamtes, Frau Dr. Tripp, eng befreundet gewesen. Dank ihr konnten die Immobilien aus dem Denkmalschutz befreit werden, um sie liquidieren zu können. Sie wurden von der Raiffeisen Bank erworben. Diese ließ sie abreißen und auf ein Hochhaus folgte ein Wohnhaus. Das große gläserne Atelier Josef Engelharts im Garten blieb unter Denkmalschutz erhalten und Michel hatte es noch zu Lebzeiten an den Antiquitätenhändler Asenbaum verkauft, der sich darin wohnlich einrichtete. Ehefrau „Trudl“, aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, hatte ein Landhaus in Hallstatt, das „Uselhaus“, eines der drei ältesten Liegenschaften des Ortes geerbt. Da die Ehe leider kinderlos geblieben war, war es nach ihrem Tod auf Michel übergegangen, der es aber unter dem Druck hoher eigener Genesungskosten veräußern musste. Jahrelang hart arbeitend und kettenrauchend, hatte er sich schwere Lungenschäden zugezogen und musste in den letzten Jahren seines Lebens viel Geld für entsprechende Behandlungen ausgeben. U. a. verbrachte er ein halbes Jahr in einem Sanatorium in Basel (wo er sich auch einer Lungenoperation unterzogen hatte) und kurte in Arosa.

Dorothea „Dorli“ Azizi (geb. Ettenreich), gezeichnet von ihrem Onkel Michel, Sammlung Josef Azizi

Für seine Leistungen im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der historischen Bauwerke wurde ihm als ersten Träger das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen. Das grafisches Gesamtwerk seines Nachlasses wurde von der Albertina als so wertvoll erachtet, dass sie es in ihre Bestände übernommen hat.

Zu Michel Engelharts Eigenschaften sei gesagt, dass neben seinen künstlerischen und dichterischen Begabungen und einem subtilem Humor auch verwöhnt, jähzornig, pedantisch, cholerisch und egozentrisch dazuzählten. Wie Leute meinten, spiegelten sich viele dieser Züge in seinen Hunden (er hielt sich immer Foxterrier, die alle „Schnipfi“ hießen) wider. Mautner Markhof blieb er stets verbunden, er trug bis an sein Lebensende den Adelsring seiner Mutter.

Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

„Frühlingssturm“, Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Weihnachtskarte 1962, Michel Engelhart, Sammlung Josef Azizi

Beate Hemmerlein

Emy Bertele v. Grenadenberg und Colin Everard

8. März 2025/in Georg II. Anton Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein

Emy Everard, geb. Bertele v. Grenadenberg

Colin Everard

Emy Bertele von Grenadenberg (*Wien 6.3.1932, † Wien 18.12.2023) wurde als das zweite von sieben Kindern der Marceline Mautner v. Markhof und des Hans Bertele v. Grenadenberg geboren. Gemeinsam mit den Eltern und ihren Geschwistern Otto, Marceline „Marcy“ (verehel. McMichael), Hans, Elisabeth „Lisl“ (verehel. Naqvi), Ursula „Ucki“ (verehel. de Allendesalazar) und Ulrich „Uly“ übersiedelte sie 1947 nach England. Am 27.9.1958 heiratete sie den Engländer Colin Everard (*London 14.11.1930) in Nairobi, den sie zuvor im Zug nach Tirol kennengelernt hatte. Ihrer Ehe entsprangen vier Töchter. Nach dem Ableben der Eltern zogen Sie in die „Corti-Wohnung“ im dritten Stock des Franziskanerplatzes, die Wohnung, die einst das Zuhause von Gertrude und Egon Conte Corti gewesen war.

ERINNERUNGEN VON UCKI AN IHRE SCHWESTER EMY, Madrid, 7. März 2025

Ich lernte meine Schwester Emy erst Mitte August 1947 in England kennen, als ich bereits fünfeinhalb Jahre alt war – und sie sechzehn. Bereits vierzehn Tage davor war sie mit unserem Vater dorthin gereist, um ihm bei den letzten Vorbereitungen für die Übersiedlung der ganzen Familie aus Österreich zu helfen (außer dem jüngsten Bruder Uly, der noch in Gaaden bleiben sollte). Sie war das Zweitälteste der Kinder und schon damals ein äußerst verantwortungsvolles Mädchen. Gemeinsam mit Baba (wie wir unseren Vater nannten), stand sie also abends am Bahnhof in London, um uns alle abzuholen. Schwester Liesl und ich hätten dort netterweise gleich für die ersten Wochen von einer Pflegefamilie übernommen werden sollen, um zu Beginn die Last einer vielköpfigen Familie für Mutti etwas zu erleichtern. Liesl nahm die bevorstehende Trennung ohne Murren hin, ich aber brach angesichts einer solchen in Tränen aus und sträubte mich mit Händen und Füssen dagegen. Hatte ich ja meine Eltern und Geschwister erst vor kurzem kennengelernt (ich war die ersten Jahre meines Lebens in Gaaden, bei der lieben Omi, gut aufgehoben gewesen).

So kamen wir nachts in unserem neuen Haus in Purley an. Und damit begann mein Zusammenleben mit Emy, der ich als ihr “Zimmerkind” zugeteilt wurde. Ihr war es gegeben, auf mich aufzupassen und mich zu leiten. Sie war meine „Zimmerfrau“, so hieß es. Wir teilten das hübsche, helle Zimmer im obersten Stock, das Richtung Garten schaute, auf einen großen Zierkirschenbaum, der im Frühling, vollkommen mit weißen Blüten bedeckt, immer so herrlich blühte. Wir hatten die beste Aussicht. Emy betreute mich ab diesem Zeitpunkt mehrere Jahre lang riesig liebevoll und das schmiedete ein Band der immerwährenden Liebe – und Dankbarkeit meinerseits – zwischen uns.

Der Arbeitsaufwand für Mutti war immer enorm, aber Emy stand ihr bei allem großartig bei, was auch wirklich eine ganz bewundernswerte Leistung war. Zirka drei Wochen nach unserer Ankunft begann im September die Schule. Wir vier Mädel gingen alle in dieselbe Klosterschule, St Annes. Emy und Marci in die Grammar School, Liesl und ich in die Primary School. Emy stieg gleich in der dritthöchsten Klasse ein und schloss bereits nach zwei Jahren ihr Studium mit Auszeichnung ab. Danach ging´s mit einem Stipendium am Kings College/London weiter, wo sie ihr Studium mit Zoologie begann, um sich danach auf Entomologie – Insektenkunde – zu spezialisieren (davon noch später).

Im England der Nachkriegsjahre herrschte strenge Rationierung, teilweise bis 1955. Fleisch aßen wir nur einmal in der Woche, am Sonntag. Aus Wien wurden Mutti Paprika geschickt und sie machte öfters ein Kartoffelgulasch und fügte zur Geschmacksverbesserung Speckrindel dazu. Emy machte gerne Guglhupf, immer nur mit einem Ei. Und da es bei uns zu Hause oft etwas zu feiern gab (außer den kirchlichen Festtagen auch die Geburts- und Namenstage einer Großfamilie) zauberte sie trotz der spärlich vorhandenen Zutaten, wie durch ein wahres Wunder, immer irgendwelche Mehlspeisen hervor.

Nach eineinhalb Jahren wurde dann auch der kleine Uly, von einer jungen Steirerin, die als Haushaltshilfe und Kindermädchen dienen sollte, nach England gebracht. Aber sie taugte zu keinem der beiden und verlies uns bald wieder. So blieb die Arbeit für Emy weiterhin groß. Auch im Garten hatte sie ein stattliches Blumenbeet zu betreuen.

Phantastisch beherrschte sie auch die Kunst des Nähens. An nur einem Nachmittag konnte sie ein Kleid für Liesl oder mich fertigen. Etwas, das ich, als ich später selbst zu nähen begann und bei Singer einen Kurs besuchte, nie begreifen konnte. Gut erinnere ich mich an ein hell türkisgrünes Taffetakleid mit Rüschen, das sie für mich anlässlich einer Kinderparty nähte und viele weitere Alltagskleider.

Als Emys Studium am Kings College begann, reiste sie jeden Morgen mit dem Zug nach London und kam am späten Nachmittag zurück. Von einem Teil ihrer ersten Stipendiumsgelder kaufte sie mir einmal ein silbernes Kettenarmband, das ich bis heute besonders schätze und das nun mit lauter kleinen Charms behangen ist.

Als unser ältester Bruder Otto heiratete und auszog, übernahm Emy sein schönes Zimmer mit Zugang auf die große Terrasse, die auf die Rückseite unseres Gartens blickte. Wie alle Zimmer dieses Hauses, welches aus der Viktorianischen Zeit stammte, hatte jedes Zimmer seinen eigenen Kamin. Da die später eingebaute Zentralheizung nicht funktionierte, wurde sonntags im Wohnzimmer der Kamin geheizt. In Küche und Speisezimmer waren Dauerbrenner mit Koks. Für Emys kleinen Kamin holte ich Kohle aus dem Keller, machte Spandeln, schleppte alles hinauf, heizte an und blieb dann auch schön bei der Wärme sitzen, da es oben im Zimmer, das ich nun mit Liesl teilte, kalt und feucht war. In Emys Zimmer war auch ihr Plattenspieler, auf dem ich gerne ihr Schallplatten hörte.

Sehr intensiv widmete sie sich dem Studium der Entomologie. Sie nahm gerne an Studienausflügen teil, war gesellig und schloss nette neue Freundschaften unter den Studenten und sonst wo. In einem Jahr hatte sie mit dem Studium der gefürchteten Wüsten-Riesenheuschrecken (locusts, desert locusts) begonnen, die vor allem in Afrika so verheerende Schäden anrichten. So viel ich mich erinnere, kam Emy einmal am Ende eines der Sommer Trimester, mit einer sehr großen, eher flachen Kartonschachtel nach Hause. Drinnen saß ein einsamer Riesenheuschrecke. Allerdings farblich nicht braun-beige wie das Wüsteninsekt, sondern einfarbiges grün wie das einer unreifen Zitrone. Wir staunten alle. Emy brachte die Schachtel im dunklen Gästezimmer, das gegenüber von meinem Zimmer lag, unter. So fiel es mir zu, das Insekt zu füttern. Da ich bereits zweimal täglich mit der Sichel Gras für unsere Hasen schnitt, bekam der Heuschreck auch etwas davon ab. Sehr lange überlebte er, glaube ich, nicht unter meiner Obhut, an die genauen Umstände kann ich mich nicht mehr erinnern.

Emys Interesse und Vorliebe für Heuschrecken kann man rückblickend als schicksalhaftes Vorzeichen betrachten, da sie ein paar Jahre später Colin Everard, den “Heuschreckenjäger”, wie er bei uns zuhause zur allgemeinen Erheiterung genannt wurde, heiratete.

Ihr Studium am Kings College schloss Emy mit einem “Upper Second”, der zweithöchsten Auszeichnung in der Rangordnung blendend ab. Das bedeutete aber in England keineswegs ein Karriere-Sprungbrett für eine besonders begabte Akademikerin. Was wurde also aus Emy? Sie wurde Sekretärin bei der Londoner Niederlassung von DuPont de Nemours.

Emy war sehr hübsch, hatte schöne Beine von Mutti geerbt und eine gute Figur, die etwas ins Mollige neigte. Sie und Marci waren einige Zeit immer mit Abmagerungskuren beschäftigt. Emy hatte ein helles Lachen, war mit viel Sex-Appeal gesegnet und wirkte auf Männer höchst anziehend. Sie hatte viele “Boyriends” und war selbst einige Zeit sehr in ihren Chef verschossen. Einmal schickten die Eltern Emy und Marci zum Wiener Fasching und Muttis zwei jüngsten Brüder (Peter und Bili) nahmen sich damals sehr nett der beiden an.

Im letzten Jahr, in dem es noch Sitte war, dass Königin Elisabeth die Debütantinnen der Saison empfing, war auch Emy, dank der Befürwortung des damaligen österreichischen Botschafters Johannes Schwarzenberg, der Königin anlässlich des glänzenden traditionellen Ereignisses vorgestellt worden.

Als Emy dann schon bei Dupont war, nahm sie sich einmal im Februar Urlaub, um ihre Freundin Almuth zum Skifahren in Kitzbühel zu treffen. Baba begleitete sie zur Station und kaufte ihr zur Zerstreuung ein paar der klassischen englischen Illustrierten für die Reise. Emy legte sie auf die Sitzbank im Coupée und unterhielt sich mit Baba noch bis kurz vor der Abfahrt draußen am Bahnsteig. Als sie ins Coupée zurückkehrte, saß dort nun einen junger Mann, der eifrig in ihren Illustrierten las: “Wie kommt es, dass Sie sich erlauben, sich einfach meine Zeitschrift anzueignen?” sagte sie in eher schroffem Ton. Emy erhielt ihre Zeitschrift zurück, der Zug fuhr ab und es stellte sich alsbald heraus, dass der junge Mann, der sich als Colin Everard vorstellte, ebenfalls auf Skiurlaub nach Österreich fuhr – und zwar ins benachbarte Fieberbrunn. Dieser Skiurlaub in Kitzbühel sollte gleich den Grundstein für  zwei Liebesgeschichten legen, denn zur selben Zeit war auch Onkel Peter Mautner Markhof dort und verliebte sich in Emys bildschöne deutsche Freundin Almuth…

Emy Bertele v. Grenadenberg, fotografiert von Colin Everard im Zug nach Tirol, 1957.

Colin hatte langen Urlaub von seiner Arbeit in Ostafrika und kam uns in Purley besuchen. Er erzählte eingehend von seiner Tätigkeit, die aus der Ausrottung der periodischen einfallenden riesigen Wüstenheuschrecken bestand, die so maßlosen Schaden anrichteten und für Hunger und Elend der Bevölkerung sorgten. Bei allem Ernst, wurde Colin bei uns aber den Namen “der Heuschreckenjäger” nicht mehr los.

Colin Everard als junger „Heuschreckenjäger“ in Afrika

Emy und Colin heirateten Ende September 1958 in Nairobi. In ihrer Hochzeitsreise erklommen sie dann gleich den Kilimanjaro.

Emy und Colin nach ihrer Trauung in Nairobi

Emy Everard geb. Bertele v. Grenadenberg

Emy und Colin Everard auf dem Gipfel des Kilimanjaros, 1958

Emy und Colin Everard als junges Paar.

Die erste ihrer vier Töchter kam im darauf folgenden Jahr, zwei Monate verfrüht, im Spital Redhill, welches sich in der Nähe unseres Wohnortes Purley befand, zur Welt. Die “kleine Emy” wog bei ihrer Geburt kaum 1,5 Kilo und blieb lange Zeit im Brutkasten und mit ihr Emy im Spital. Ich ging damals noch zur Schule, und wenn Colin, dessen Eltern in Nord London wohnten, bei uns vorbeikam, viel es mir öfters zu, ihn zu betreuen. Ich bereitete ihm fast immer Bratwürstel, die bekannten „Walls Pork Sausages“, die eine seiner Lieblingsspeisen waren und von mir keine großen Kochkünste erforderten.

Als beide Emys schließlich aus dem Spital entlassen werden konnten, waren sie bald darauf am Weg nach Nairobi, wo Colin sie bereits sehnsüchtig erwartete. Noch drei Mädchen sollten Emy und Colin geschenkt werden, ehe sie Afrika endgültig verließen. Mehrere Jahre Montreal/Canada folgten, bevor sie sich nach Colins Pensionierung am Franziskanerplatz, in der ehemaligen Corti Wohnung, niederließen. Dort, wo Mutti und Baba ihre so schönen und glücklichen letzten zwanzig Jahre verbracht hatten.

Colin Everard in Uganda

Emy Everard auf ihrem Jeep mit dem Kennzeichen ihres Geburtstages (6.3.´32) und ihren geliebten Hunden.

Emy Everard in Afrika

Kurz vor Montreal hatten Emy und Colin mich und José Manuel zu Weihnachten in Washington DC besucht. Ihre jüngste Tochter war damals noch ein Baby. Wir hatten es riesig nett zusammen. Im Februar fuhren wir mit einem Greyhound Bus hinauf nach Canada und besuchten sie in ihrer noch provisorischen Wohnung. Die zwei älteren Mädchen verbrachten ihre anschließenden Sommerferien bei uns. Dann, im Jahr drauf, wieder im Februar, fuhren wir erneut nach Montreal, unser letzter Besuch vor José Manuels Versetzung nach Stockholm. Bei diesem Besuch war Emy, wie immer, die liebevollste und fürsorglichste Schwester. Auch die beste Hausfrau, die man sich vorstellen kann. Sie gab für uns ein prachtvolles Diner mit netten, interessanten Freunden. Es war gerade diese Tage recht warm für dortige Verhältnisse. Tauwetter und fast kein Schnee. José Manuel hatte an einem jener Tage beiläufig, eher spaßhaft zu Emy gemeint: “Schade mit dem Wetter. Ich hätte so gerne einen Blizzard (Schneesturm) erlebt.” Am selben Abend, gegen Mitternacht, wir waren schon im Bett und hatten das Licht ausgelöscht, kam Emy im Nachthemd zu uns hereingestürzt und schrie in größter Aufregung: “José, ein Blizzard, ein Blizzard!!!” Und tatsächlich, es war ein wüster, wilder Blizzard, der aber nicht einmal fünf Minuten dauerte. Wir kamen aus dem Lachen nicht heraus und der Augenblick bleibt mir unvergesslich.

Emy und Colins Haus in Montreal

Später, als Emy und Colin die Wohnung am Franziskanerplatz bezogen hatten, luden sie uns immer herzlich ein bei ihnen zu wohnen, wenn wir nach Wien kamen. Lauter wunderschöne Erinnerungen, die mich mit meiner lieben Schwester auf immer und ewig verbinden, sind auch damit verbunden. 

Emy Bertele von Grenadenberg mit Bruder Otto, 1936

Emy Everard mit 3 ihrer Töchter, José Manuel und Schwester Ucki de Allendesalazar (rechts), Weihnachten 1971

Emy und Colin Everard mit 3 ihrer Töchter und Schwester Ucki de Allendesalazar (rechts), Weihnachten 1971

Emy Everard geb. Bertele v. Grenadenberg

Emy Everard an ihrem 70. Geburtstag, 2002

Emy Everard (geb. Bertele von Grenadenberg), 2008

Emy Everard an ihrem 80. Geburtstag, 2012

Emy Everard (geb. Bertele von Grenadenberg), 2015

Colin Everard war ab seinem 24. Lebensjahr für die Leitung von Teams in Nordostafrika zur Bekämpfung von Wüstenheuschreckenplagen verantwortlich. Er arbeitete mit Desert Locust Control am Horn von Afrika sowie in Kenia, dem damaligen Tanganjika (heute Tansania) und in Uganda. Als Einsatzleiter war er für die strategische Planung und Leitung von Kampagnen zur Bekämpfung der  riesigen Invasionen von Wüstenheuschrecken verantwortlich, um die Landwirtschaft und Viehzucht der Region zu schützen. Anschließend engagierte ihn die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) als Leiter der Logistik, wobei er in Folge 200 Flugsicherheitsprojekte in 100 Entwicklungsländern umsetzte. In den darauffolgenden zehn Jahren leitete und beaufsichtigte er 75 internationale Flugsicherheitsprojekte in Asien und dem pazifischen Raum. Colin wurde dafür mit dem begehrten Gold Award der ICAO ausgezeichnet und ist auch weltweit der einzige geblieben, dem diese Ehrung zuteil wurde. Er lebte in sieben Ländern und hatte aus beruflichen Gründen mehr als fünfzig weltweit bereist. In Anerkennung seiner Dienste für das Land, überreichte ihm der pakistanische Präsident bei zwei Gelegenheiten die „Presidents Gold Medal“. Erst während seines Ruhestands hatte er erfahren, dass seine Karriere von Forschern und Gelehrten als Paradebeispiel analysiert und untersucht wurde; die Einzelheiten und Ergebnisse sind in einer Datenbank in den Bodleian Libraries der Universität Oxford gespeichert. Seine private Leidenschaft war und blieb der Golfsport.

Abschiedsbrief seiner MitarbeiterInnen anlässlich Colin Everards Pensionierung

Ucki Bertele de Allendesalazars Geburtstagswünsche an ihren Schwager Colin anlässlich seines 90. Geburtstages.

Ucki Bertele de Allendesalazars Geburtstagswünsche an ihren Schwager Colin anlässlich seines 91. Geburtstages.

Colin Everard

Seine zahlreichen Eindrücke und Erfahrungen hat er in mehreren Büchern verarbeitet – zuletzt in seinem Abschlusswerk „Stories of Other Worlds“, das er seiner geliebten Emy gewidmet hat. Die Buchpräsentation, zu der Freunde und Familie weltweit angereist waren, fand am 23. Jänner 2025 im Vienna Ritz Carlton Hotel statt.

Colin Everard bei der Präsentation seines Buches „Stories of Other Worlds“, 23.1.2025, Ritz Carlton Vienna

„Storys of Other Worlds“ by Colin Everard, 2025

Widmung von Colin für Emy Everard

Einladung zur Präsentation des Buches „Stories of Other Worlds“ von Colin Everard, 23. Jänner 2025

Press Release zu „Stories of other Worlds“, Colin Everard

Beate Hemmerlein

Doris Engelhart – Sezessionisten Gattin, Künstlerin und Mutter

10. Januar 2025/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein

Doris Engelhart, Marmorbüste von Josef Engelhart, 1905

Dorothea „Doris“ (*Wien 8.4.1871, † Wien 10.8.1967) wurde als siebentes Kind von Carl Ferdinand Mautner von Markhof und letztes Kind seiner ersten Ehefrau Johanna Leopoldine Kleinoschegg (* Graz 6.8.1846, † Wien 28.6.1872) geboren. Der frühe Verlust der leiblichen Mutter hatte sie zeitlebens geprägt, obwohl sie ihrer Stiefmutter Editha Sunstenau von Schützenthal immer das beste Zeugnis ausgestellt hatte; diese scheint stets bemüht gewesen zu sein, den sieben Kindern aus erster Ehe ihres Mannes die Mutter liebevoll zu ersetzen. Sie besuchte das „Sacré Coeur„, wo sie ausgezeichnete Französischkenntnisse erwarb und dank einer irischen Gouvernante darüber hinaus ein sehr gepflegtes doch etwas altertümliches Englisch sprach. Auch war sie auf dem Gebiet der bildenden Künste begabt. Bestickte Bänder und phantasievoll gemalte Kinderbücher waren unter anderem Ausdruck ihrer Kreativität.

Dorothea „Doris“ Mautner von Markhof (links) mit Schwester

Doris mit ihrem Vater Carl Ferdinand Mautner von Markhof, 1894

Doris ältere Schwestern (aus Carl Ferdinands Ehe mit Leopoldine Kleinoschegg) heirateten durchwegs Angehörige des höheren Adels. Auch für Doris war die Ehe mit einem hoch verschuldeten adeligen Offizier vorgesehen gewesen. Ungeachtet aller bereits getroffenen Vorbereitungen (Aussteuer, Verlobungsfeier) widersetzte sie sich jedoch letztlich dieser Heirat mit der Begründung, dass sie den Betreffenden nicht liebe. Dieser, angesichts seines nunmehr aussichtslosen finanziellen Ruins, hatte daraufhin Selbstmord begangen. Dorothea war eben bereits von ihrer umsichtigen und emanzipierten Stiefmutter erzogen worden und verkehrte lieber in Kreisen der Kunst und Wissenschaft. So scheint es fast unausweichlich, dass sie sich in Josef Engelhart verliebte, dessen elterlicher Garten direkt an den der Mautner Markhofs im 3. Wiener Gemeindebezirk angrenzte. Carl Ferdinand hatte im Park seines Landstraßer Anwesens auf einem Hügel ein kleines hölzernes Blockhaus im alpenländischen Stil als Spielhaus für seine Kinder errichten lassen. Ebendort befand sich eine Schaukel, die es auch Doris ermöglichte, über den Zaun in den Garten des Engelhart´schen Hauses Steingasse 11 – 13 zu blicken und sich dabei in den feschen Jüngling Josef zu verlieben. Nichts konnte in Folge die Verbindung zwischen den beiden verhindern. Insbesondere eine förmliche Visite Carl Ferdinands bei Josefs Mutter Maria Engelhart, geborene Apfelthaler, blieb erfolglos. Carl Ferdinand war über den Antrag des progressiven Künstlers wenig erfreut und seine Ablehnung verursachte Kränkung auf beiden Seiten der Verliebten. Dorothea wurde für einige Jahre nach München geschickt – zur Vervollkommnung ihrer künstlerischen Ambitionen – wie es hieß. Josef ging nach Paris, um dort viele seiner bedeutendsten Werke zu schaffen. Die Unmöglichkeit ihres Vorhabens hatte die beiden jungen Menschen nur noch mehr zusammen geschweißt und es war auch während dieser Zeit zu mehreren geheimen Treffen gekommen. Die Hartnäckigkeit trug ihre Früchte und so stand auch Carl Ferdinand einem neuerlichen Antrag nicht mehr im Wege. Ein Segen für die Nachwelt, denn, so hatte Josef Engelhart in sein Tagebuch geschrieben „…sollte die Doris nicht meine Frau werden können, dann würde ich auch die Kunst wegwerfen, weil ich an ihr keine Freude mehr haben könnte…“. Am 22.11.1895 kam es schließlich zur Vermählung. Ihre gemeinsame – sehr verspätete – Hochzeitsreise führte sie nach Ägypten, wo sie u. a. eine Mumie samt großem Sarkophag erwarben, die bis nach dem Tod ihres Sohnes Michel im Atelier von Josef Engelhart stand, ehe sie im Nachlass veräußert wurde.

Josef und Doris Engelhart, 1895

Das junge Paar führte dann eine sogenannte Künstlerehe, in der es im Gegensatz zu denen der meisten ihrer Schwestern nicht sehr vornehm zuging. Ihre Tochter Josefine schreibt in der Familienchronik: Da sich mein Vater hauptsächlich im Atelier aufhielt, entstand ein Eigenleben – ja man könnte sagen, daß sowohl der Künstler als auch die Familie eine Art Eigendynamik entwickelte, die zu einer Entfremdung führen musste. Mein Vater war nie ein Familienvater, sondern immer nur Künstler. Engelhart selbst wurde vor allem durch seine zahlreichen Bilder von Wiener Typen bekannt, er war aber auch ein erfolgreicher Bildhauer und entwarf gemeinsam mit Jože Plečnik anlässlich des 60. Geburtstags von Karl Lueger den Karl-Borromäus-Brunnen vor dem Bezirksamt Landstraße und das Waldmüllerdenkmal im Rathauspark.

Josef Engelhart, im Hintergrund das Waldmüllerdenkmal im Rathauspark

Selbstportrait Josef Engelhart, 1913

Josef Engelhart beim Modellieren einer Statue des Ensembles des Karl-Borromäus-Brunnens vor dem Amtshaus in 1030 Wien

Waldmüller Denkmal, Rathauspark Wien von Josef Engelhart. Das Mädchen ist seine älteste Tochter Liesi, das Baby im Arm stellt seine jüngste Tochter Josefine dar.

Josef Engelhart

Die Ablehnung seines Bildes „Die Kirschpflückerin“ durch das Künstlerhaus war Anlass für die Gründung der Wiener Sezession. In seinem Atelier trafen sich bei ausschweifenden Festen die „jungen Wilden“ der Wiener Secession, unter anderem Kolo Moser, der auch den Kachelschmuck an der Fassade entworfen hatte.

Im Laufe der Ehe verschlechterte sich auch Engelharts Verhältnis zu seiner Schwiegermutter zusehends, da diese der Meinung war, dass er ihre Tochter zu sehr unterdrückte. Hatte ihr Josef zu Beginn noch erlaubt sich künstlerisch zu entfalten, so verbot er ihr und dem gemeinsamen Sohn in weiterer Folge das Zeichnen „In dieser Familie gibt es nur einen Maler, und der bin ich!“, was in den Augen einer engagierten Frauenrechtlerin natürlich völlig inakzeptabel war.

Blick aus dem Fenster ihres Münchner Ateliers, Pastell von Doris Engelhart, 1895

Josef Engelhart, Porträt und Karikatur von Doris Engelhart, Aquarell 1896

Slovakische Amme mit Sohn Michel und Blick von Schloss Rodaun nach Perchtoldsdorf, Doris Engelhart 1897

Doris und Josef hatten sechs Kinder. Beider Sohn Prof. Dipl.-Ing. Dr. Michel, das älteste, wurde später ein bekannter Architekt und Professor an der Technischen Hochschule, der sich nach 1945 beim Wiederaufbau des Zuschauerraums im Burgtheater, des Tiergartens Schönbrunn, des Stiftes Melk und des Palais Schwarzenberg auszeichnete. Elisabeth „Lisi“, die Zweitgeborene, ehelichte den Physiker und Radiotechniker Univ.-Prof. Dr. Robert Ettenreich (Mitbegründer der Wiener Radiowerke und Urenkel Josef Ettenreichs, des Lebensretters von Kaiser Franz Joseph I.). Susanne „Susi“ war Schauspielerin und mit dem Arzt Georg Spornberger verheiratet. So wie Michel, hatten auch die weiteren Töchter Christine „Christl“, Maria „Maridl“ und Josefine „Pepi“ keine Nachkommen.

Die Familie lebte in der Steingasse, wo sie während des Ersten Weltkrieges ein Lazarett eingerichtet hatte. Geschlossen wurde es jedoch, als Tuberkulose ausbrach und man die Ansteckung der Kinder befürchten musste. Josef musste sich während des Krieges auch als Kriegsmaler verdingen, was ihm aber wiederum den Franz-Joseph-Orden für besondere Verdienste einbrachte. Da sein Vermögen aber – wie das so vieler – durch Kriegsanleihen verpuffte, war er nach der Niederlage Österreich-Ungarns gezwungen, jeden Auftrag aus Geldnot heraus anzunehmen.

Christl, Liesi, Michel und Maridl Engelhart, 1905

Josef und Dorothea Engelhart mit KIndern

Beide hatten schließlich ihre letzten Jahre – bei Dorothea waren es zwanzig, bei Josef weit weniger – getrennt voneinander, aber in Frieden miteinander, verbracht. Doris selbst bewohnte gegen Ende äußerst bescheiden, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Josefine „Peperl“ Engelhart, eine sehr kleine, durch eine enge Wendeltreppe erreichbare Wohnung in dem Biedermeier Zinshaus Landstraßer Hauptstraße 112 („Haus zum Kometen), das ursprünglich Bestandteil des Vermögens ihres Vaters gewesen war. Die Liegenschaft ging durch Schenkung an Josefine über, die diese dann veräußerte und auch der Errichtung einer Tankstelle im Innenhof zustimmte.

Doris und Josef Engelhart

Doris Engelhart

BERICHT VON JOSEF „JUSSI“ AZIZI, 2025

„Ich habe sie persönlich noch wirklich gut gekannt und sehr lieb gehabt. Wir nannten Sie „Omama“, obwohl sie eigentlich unsere Urgroßmutter war. Sie starb im Sommer 1967, als ich schon 19 Jahre alt war. Zu ihren zahlreichen Schwestern unterhielt sie durchwegs sehr freundliche Kontakte. Ein besonders inniges Verhältnis hatte sie meiner Wahrnehmung nach zu Tante Hertha Jäger, mit der sie immer wieder zusammentraf. Mir selbst war sie so ans Herz gewachsen, dass ich nach wie vor alljährlich an ihrem Geburtstag, den 8. April, an sie denke und dieses Datum immer noch in meinem Taschenkalender notiert habe.

Doris Engelhart war zeichnerisch und malerisch hoch begabt. Sie lernte in erster Linie bei Tina Blau, ferner u.a. auch bei Alfred Roller und später an der Münchner Kunstakademie. Jede Woche kam sie zu meinen Eltern – mitunter auch zu meiner Großmutter Lisi Ettenreich – zu einem jour fixe-Mittagessen. Sie war außerordentlich phantasiebegabt und erfand die wunderbarsten Märchen, die sie über die Zeit hinweg fortspann und uns Kindern als bezaubernde Fortsetzungsgeschichten von Woche zu Woche weitererzählte.

Für jedes von uns Kindern verfasste sie liebevoll von ihr selbst gereimte und bunt illustrierte Kindergeschichten, von denen ich einige noch heute besitze. Sie kannte und rezitierte manchmal verschiedenste Gedichte auswendig und war sehr musikalisch; ganz selten habe ich sie auch zart und behutsam ohne Noten einige Takte Klavier spielen gehört.    

Sie erzählte uns immer wieder aus ihrer Kindheit (aus ihrem Elternhaus und dem Sacré Cœur). Darunter die traurige Episode, dass ihr Bruder Victor (als einziger Bub neben 9 Schwestern wohl ein „enfant terrible“) in seinem Übermut einer Gouvernante mit einem gezielt geworfenem Föhrenzapfen (vulgo „Bockerl“) einst ein Auge ausgeschlagen hatte. Ein anderes Mal erwähnte sie, dass es in der Klosterschule jeden Freitag einen ganz abscheulichen Fisch zu essen gegeben hatte. Heimlich ließen ihre Schwester und sie ihre Portionen jeweils unter dem nächstgelegenen Tischbein verschwinden. Kein Wunder, dass die Tische allmählich zu wackeln begonnen hatten, begleitet von üblem Geruch, der natürlich auch den Klosterschwestern nicht entgehen konnte. Ein weiteres Ereignis, von dem sie berichtete, betraf eine ihrer älteren Schwestern, die als besonders schön gegolten hatte (leider ist mir der Name entfallen): Beim Spielen auf der Wiese des Sacré Coeur schlug ihr ein Ball beide oberen Schneidezähne aus. Todunglücklich darüber, ließ Carl Ferdinand Mautner von Markhof das gesamte Parkareal der Schule sperren und entsandte zwei Dutzend Männer, um alles systematisch nach ihnen zu durchsuchen. Schließlich fanden sich die verlorenen Schneidezähne und wurden der armen Schwester wieder zahnärztlich eingesetzt. Allerdings eiterte die Operationswunde bald darauf ganz schrecklich und die Zähne mussten wieder entfernt werden.

Eine weitere Anekdote über meine Urgroßmutter kenne ich nur aus Erzählungen anderer Verwandter. Dass sie in ihrer Jugend eine Zeit lang mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal befreundet gewesen war und mit ihm Ausritte in den nahe gelegenen Prater unternommen hatte, mag zutreffen. Dass sie aber von dem zwei Jahre jüngeren Hofmannsthal einen Heiratsantrag erhalten haben soll, halte ich für einigermaßen erstaunlich. Angeblich machte er ihr den Antrag während eines gemeinsamen Ausrittes und sie versprach ihm Antwort bis zum nächsten Mal. Als er sie daraufhin wieder abholen wollte, empfing sie ihn angeblich im Reitkleid mit Zylinder im Damensitz hoch zu Pferd. An einem Finger befestigt schwebte ein Luftballon. Anstelle einer Antwort soll sie mit den Worten „J´ai là mon Hugues!“ auf den Ballon gedeutet haben (was so viel bedeutete wie „Da hab´ ich schon meinen Hugo, mehr als ein Ballon bedeutest du mir nicht!“). Nach dieser Kränkung fanden die gemeinsamen Ausritte ein abruptes Ende. Da ich meine Urgroßmutter nur als liebe- und rücksichtsvollen Menschen kannte, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie in ihrer Jugend dermaßen arrogant und herzlos gewesen sein soll.

Neben ihrer vielen Begabungen war Dorothea auch eine gute Schachspielerin. Vor allem aber war sie – in aller Bescheidenheit und Unaufdringlichkeit – durch und durch eine wirkliche Dame in des Wortes ursprünglicher Bedeutung. Mit anderen Worten: man konnte ohne jeden Zweifel sicher sein, dass sie sich allein und im stillen Kämmerlein oder in völliger Finsternis ebenso elegant, wohlerzogen und edel verhalten würde, wie in Gegenwart anderer Personen. Als ich sie im hohen Alter kannte, hatte sie ihr gesamtes Vermögen verloren oder verschenkt und musste von ihrem Sohn erhalten werden. Dessen ungeachtet ließ sie es sich partout nicht nehmen, nach unseren wöchentlichen Mittagessen der Köchin unserer Familie regelmäßig ein Trinkgeld zu geben.

Meine Urgroßmutter ist mir als überaus feinsinniger und herzensguter Mensch in Erinnerung geblieben. Sie war tief religiös, besuchte jeden Tag die Messe und war Mitglied einer Konferenz des Vereins vom Hl. Vinzenz von Paul („Vinzenz von Paul-Gesellschaft“). Als sie schon weit über 80 Jahre alt war, gelobte sie, fortan nicht mehr auf die bereits abfahrende (damals noch offene) Straßenbahn aufzuspringen. Ihre zierliche Gestalt, stets in bodenlange tief schwarze Gewänder und mit einem kleinen schwarzen Strohhut gekleidet, wirkte so unscheinbar, dass sie jahrelang in der Straßenbahn vom Schaffner übersehen wurde. Mit 90 Jahren gelobte sie, nicht mehr als blinde Passagierin „schwarz zu fahren“, und drängte sich auch durch überfüllte Straßenbahnwaggons bis zu dem Schaffner, um ihren Fahrschein entwerten zu lassen.

Hoch betagt wurde sie Opfer eines Verkehrsunfalls: ein Taxi mit überhöhter Geschwindigkeit kollidierte mit ihr und schleuderte sie dabei hoch in die Luft. Bei dem anschließenden Strafprozess verzichtete sie jedoch auf jeglichen Schadenersatz einschließlich der erheblichen Spitalskosten. Ihr Sohn, mein Großonkel Michel Engelhart, war darüber sehr verärgert, weil ja nun er die Heilungskosten zu tragen hatte. Auf seine Frage, warum sie auf Schadenersatz durch den Taxifahrer verzichtet habe, antwortete meine Urgroßmutter: „Ich habe gehofft, dass ich dadurch seine Seele rette.“ 

Als ich im Alter von vier Jahren mit schwerer beidseitiger Nierenentzündung – dem Tode näher als dem Leben – wochenlang im Spital lag, war mein liebster Gefährte eine von meiner „Omama“ eigens für mich genähte Stoffpuppe. Diese trug den Namen Abbas (nach einem persischen Cousin von mir). Der Umstand, dass ich aus hygienischen Gründen diese Stoffpuppe nach meiner unverhofften Rettung und Genesung im Spital zurücklassen musste, blieb mir bis heute in sehr schmerzhafter Erinnerung.

Doris Engelhart am Heustadlwasser, Pastellzeichnung von Josef Engehart, 1896

Doris Engelhart mit Sohn Michel und slovakischer Amme im Park von Schloss Rodaun, Gemälde von Josef Engelhart, 1897

Doris Engelhart, Paneel-Bild von Josef Engehart

Doris Engelhart (geb. Mautner von Markhof), Gemälde von Alfred Roller.

Dorothea „Doris“ Engelhart

Dorothea „Doris“ Engelhart

Dorothea „Doris“ Engelhart geb. Mautner von Markhof

Dorothea „Doris“ Engelhart

Doris Engelhart, aufgenommen von ihrem Urenkel Josef Azizi

Nargess Azizi (Urenkelin von Josef Engelhart), Bleistift- und Aquarellzeichnung von Doris Engelhart, 1957

Beate Hemmerlein

Familie Mautner Markhof – Pioniere im österreichischen Golfsport

29. Juli 2024/in Allgemein /von Beate Hemmerlein

Mit Manfred I. Mautner Markhof konnte der ÖGV nicht nur den damals führenden Unternehmer Österreichs, sondern auch einen gestandenen Golfer als Präsident gewinnen. Er hatte bereits in den 1920er Jahren auf Brioni mit dem Golfspiel begonnen, wo er seine spätere Ehefrau Maria Kupelwieser kennengelernt hatte. Maria „Pussy“, die Enkelin des Begründers von Brioni, Paul Kupelwieser, war, fast könnte man sagen naturgemäß, ebenfalls eine sehr gute Golferin, da sie den Golfplatz auf der Insel quasi vor der Haustüre hatte. Der Golfclub Brioni wurde 1923 Pauls Sohn Karl/Carlo gegründet, wobei es auch Hinweise gibt, dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg Golfer auf Brioni gegeben hatte (eventuell hat bereits 1911 ein Golfclub bestanden). Tatsache ist, dass es sich ab 1923 um den größten 18-Loch-Platz gehandelt haben soll. Das Par betrug 75 und wurde später auf 77 erhöht. Sein Architekt war niemand geringerer als Tom Simpson, der zu seiner Zeit zu den berühmtesten Golfplatzarchitekten Europas zählte. Brioni hatte zwar den Vorteil durch die Klimabegünstigung auch im Winter bespielbar zu sein, aber im Sommer litt die Qualität des Platzes, da es oft monatelang nicht regnete. Eine Besonderheit waren die Sand Greens, die den Spielern oft zu schaffen machten.

Sand Green/Golfplatz Brioni

So gut Maria spielte, an die Spielstärke ihres Mannes kam sie nicht heran: Trotz seiner vielseitigen Verpflichtungen hatte Manfred I. es zu einem erstaunlichen Handicap von – 6 gebracht. Seine Spuren hinterließ er auch in der Freudenau, indem er von 1946 – 1950 als Gründungspräsident des damals neuen Golfclubs Wien fungierte. Da der Club seine Heimstatt nicht mehr in der Nähe des Trabrennplatzes Krieau finden konnte, war es nach langen Bemühungen um ein eigenes Gelände gelungen, in auf den ehemaligen Pologründen in der Freudenau zu etablieren. Ab 1950 war es dann möglich auf dem Platz, der den Golfsport im Österreich der Nachkriegszeit dominieren sollte, ein wenig die Schläger zu schwingen; putten konnte man damals vorerst nur auf provisorischen Grüns.

Manfred I. Mautner Markhof bei der Preisverleihung der Internationalen Österreichischen Golf Meisterschaften, Dellach 1950

Übertroffen wurde Manfred I. innerhalb der Familie dann aber doch – nämlich von seinem Neffen Hugo Hild (1925 – 1982), dem Sohn seiner Schwester Margarethe (1899 – 1939), den er 1949 in Dellach zum Golfen verführte und der in den 1950er Jahren fünffacher Staatsmeister wurde. Hugo, Generalkonsul von Monaco und Inhaber einer Flugzeugvertretung, begeisterter Sportflieger und Tennisspieler, hatte in seinem Leben noch nie zuvor einen Golfschläger gesehen, als sein Onkel Manfred ihm mit den Worten „Wenn du den Ball triffst, bekommst du 100 Schilling“ ein Holz in die Hand drückte. Er traf und Manfred I. war um 100 Schilling ärmer, was in vermutlich wenig tangierte, da sein Neffe bereits wenig später Österreichs bester Golfspieler war. Er holte den Staatsmeistertitel 1952, 1953, 1954, 1956 und 1957, war Mitglied der Nationalmannschaft und vertrat Österreich bei den Weltmeisterschaften 1958 (St. Andrews/Schottland) und 1960 (Philadelphia) sowie bei den Europameisterschaften 1961 (Brüssel), 1963 (Falsterbo/Schweden), 1965 (Sandwich/England), 1967 (Turin) und 1969 (Hamburg). Bei den Weltmeisterschaften 1960 hatte Hugo die Gelegenheit bei einer Übungsrunde mit Jack Nicklaus zu spielen, welchem er 5 Dollar Siegesgeld abnahm (Nicklaus spielte nur eine 80), die er ab da immer in seiner Geldbörse mitgeführt hatte. Als Funktionär engagierte auch er sich für den Golfclub Wien, für den er von 1961 bis zu seinem Tod als Vizepräsident tätig war. Sowohl seine Gattin Isabelle als auch seine Kinder wurden begeisterte Golfer. Hilds „Lieblingsgegner“ war Univ. Prof. Dr. Paul Kyrle (1915 – 1979), der bereits um 1937 mit dem Golfspiel begonnen hatte und ihm 1955 den Staatsmeistertitel abnehmen konnte, womit Hugos Siegesserie einmalig unterbrochen worden war.

Beate Hemmerlein

Déjeuners, Soupers, Dîners bei Mautner von Markhof (1880 – 1903)

20. Juli 2024/in Allgemein /von Beate Hemmerlein

Menübuch der Delikatessenhandlung „H. Fournier“, 1010 Wien Tuchlauben 11

Dîner für 12 Personnen. Bestellung von Adolf Ignaz Mautner v. Markhof für den 4. März 1880.

Das umfangreiche Menübuch der Delikatessenhandlung „H. Fournier“, 1010 Wien Tuchlauben 11, die auch auf elegantes Catering spezialisiert war, enthält jeweils auf einer Seite Name des Gastgebers, Datum der Veranstaltung, Adresse (ab ca. 1900), Anzahl der Gäste und bis ca. 1885 auch Preis pro Person sowie genaue Beschreibung der Speisefolge (meist ohne Getränke).

Die handschriftlichen Bücher stellen sowohl eine interessante Quelle zur Haute Cuisine als auch zum Gesellschaftsleben des späteren 19. und frühen 20. Jahrhunderts dar. Im Kundenverzeichnis finden sich neben zahlreichen Namen des Hochadels und der Hochfinanz auch einzelne Wissenschaftler, Künstler und Industrielle so wie die Familie Mautner von Markhof: Graf Beust, Graf Berchtold, Baron Todesco, Baron Pereira, Prinz Liechtenstein, Frau von Hofmannsthal, Baron Sina, Graf O‘Sullivan, Frau von Ephrussi, Graf Zichy, Gräfin Andrássy, Frau von Gutmann, Frau von Przibram, Professor (Theodor) Billroth, (Heinrich) von Angeli, Baron Suttner. Herr Mautner von Markhof, Frau von Reininghaus, Graf Schönborn, Erzherzog Johann Salvator (Johann Orth), Herr von Dumba, Gräfin Gallenberg, Frau von Gomperz, Franz von Schnapper. Direktor Blum, Frau Katharina Schratt, Graf Sylva-Tarouca, Frau Miller von Aichholz, Fräulein von Schönerer, Fürst Batthyány, Graf Wallwitz, Graf Montecuccoli, Arthur Krupp, Frau von Karajan, Baron Paul Schey, Philipp von Schöller, Baron Drasche, Baron Ludwig Oppenheimer, Graf Schwerin, Graf Rudolf Kinsky, Gräfin Kolowrat, Fürst Wrede, Gräfin Razumovsky, Gräfin Haugwitz, Graf Vrints, Fürst Solms-Braunfels, Graf Dubsky, Wilhelm Kuffner u. v. a.

Dîner du 21 mars 1882 pour Monsieur A. Mautner v. Markhof (14 personnes)

Dîner du 25 décembre 1882 pour Monsieur Mautner v. Markhof (Landstraße, 18 personnes)

Dîner du 7 janvier 1883 pour Madame Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 20 personnes)

Dîner du 20 janvier 1883 pour Madame Mautner v. Markhof (Landstraße, 14 personnes)

Dîner du 11 décembre 1883 pour Monsieur Mautner v. Markhof (St. Marx, 22 personnes)

Dîner du 3 janvier 1884 pour Herrn Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 30 personnes)

Dîner du 21 janvier 1884 pour Monsieur Mautner de Markhof (St. Marx, 10 Personnes)

Dîner du 4 février 1884 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 15 personnes)

Dîner du 23 février 1884 pour Monsieur Mautner v. Markhof (St. Marx, 11 personnes)

Buffet du 24 février 1884 pour Monsieur Mautner v. Markhof (St. Marx)

Dîner du 23 octobre 1884 pour Herrn Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 14 personnes)

Déjeuner dinatoire du 4 novembre 1884 pour Frau Mautner v. Markhof (St. Marx, 67 personnes)

Souper du 17 décembre 1884 pour Frau Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 50 personnes)

Souper du 27 décembre 1884 pour Monsieur Mautner v. Markhof (St. Marx, 70 personnes)

Dîner du 28 décembre 1884 pour „Baronin“ Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 25 personnes)

Dîner du 28 février 1885 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 10 personnes)

Déjeuner dinatoire du 8 avril 1885 pour Herrn Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 100 personnes)

Dîner du 13 avril 1885 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 18 personnes)

Bal du 18 janvier 1886 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 180 personnes)

Dîner du 23 février 1886 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 16 personnes)

Dîner du 20 mars 1886 pour Herrn Mautner v. Markhof (St. Marx, 17 personnes)

Déjeuner de noce le 20 novembre 1886 pour Frau „Baronin“ Mautner v. Markhof (St. Marx, 70 personnes)

Souper du balle le 16 février 1887 pour Monsieur Mautner v. Markhof (St. Marx, 80 personnes)

Déjeuner dinatoire du 15 août 1887 pour Herrn Mautner v. Markhof (Schloss Rodaun, 50 personnes)

Dîner de noce le 1 septembre 1888 pour Monsieur L. Mautner v. Markhof (50 personnes)

Souper du 9 mars 1889 pour Herrn Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 50 personnes)

Déjeuner dinatoire du 19 octobre 1889 pour Herrn Mautner v. Markhof (St.Marx, 70 personnes)

Souper du 23 novembre 1889 pour Frau Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 6 plats)

Souper du 16 mars 1892 pour Frau Mautner v. Markhof (Floridsdorf, 70 personnes)

Dîner du 10 février 1894 pour Frau Mautner v. Markhof (Floridsdorf)

Déjeuner dinatoire du 22 mars 1896 pour Frau Dr. Mautner v. Markhof (Giselastrasse 7)

Buffet du 17 octobre 1903 pour Herrn Theodor Mautner Ritter v. Markhof (Floridsdorf)

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Aktuelle Einträge

  • 10.000 Stunden Mautner Markhof 23. Mai 2025
  • Die Weitergabe des Feuers 23. Mai 2025
  • Josef Azizi – Jurist und Philanthrop 23. Mai 2025
  • Susanne Engelhart-Spornberger – die Schauspielerin 21. Mai 2025
  • Das Reininghaus´sche Herrenhaus am Steinfeld 6. Mai 2025
  • Michel Engelhart – Architekt und künstlerisches Allroundgenie 3. Mai 2025
  • Emy Bertele v. Grenadenberg und Colin Everard 8. März 2025
  • Doris Engelhart – Sezessionisten Gattin, Künstlerin und Mutter 10. Januar 2025
  • Familie Mautner Markhof – Pioniere im österreichischen Golfsport 29. Juli 2024
  • Déjeuners, Soupers, Dîners bei Mautner von Markhof (1880 – 1903) 20. Juli 2024

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