Carl Ferdinand

Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof / 16.4.1834 – 1.9.1896

Zur Welt gekommen in Smiřice/Nordbömen, übersiedelte er 1841 mit seinen Eltern Adolf Ignaz und Julie Marceline und den fünf bis dahin geborenen Geschwistern, in einem großen, von starken Pferden gezogenen Wagen nach Wien. Der Vater hatte mit einem 1839 geschlossenen Vertrag vom folgenden Jahr an pachtweise den Betrieb der alten Brauerei im Bürgerspital zu St. Marx übernommen. Carl war damals sieben Jahre alt, an den Raststätten hatte er für die kleinen Geschwister Milch zu holen. Von St. Marx aus ging er in die örtliche Schule in der Vorstadt Landstraße, im Winter mit Schlittschuhen auf dem zugefrorenen Wiener Neustädter Kanal dahinschleifend. Im Übrigen wurde er von seinem Vater in die seit Generationen von der Familie geübte Praxis des Bierbrauens und Alkoholbrennens, einschließlich aller kommerzieller Belange, eingeführt. Als 14jährigen, zu Beginn des denkwürdigen Revolutionsjahres 1848, sandte man ihn zur Ausbildung in die englische Brauerei Guinness.

Nachdem Adolf Ignaz 1851 die Landes-Fabriksbefugnis zur Erzeugung von Presshefe und Spiritus unter der Firmenbezeichnung „Ad. Ig. Mautner“ erhalten hatte, meldete er 1856 die seinem ältesten Sohn erteilte Prokura an und ließ bald darauf den am 15. April 1858 abgeschlossenen Gesellschaftsvertrag mit der neuen Firmenzeichnung Ad. lg. Mautner & Sohn beim Handelsgericht eintragen. Zu diesem Zeitpunkt trat Carl Ferdinand als Kompagnon in das Unternehmen ein. Nach der Übersiedlung seiner Eltern in das neu angekaufte Familienhaus auf dem Franziskanerplatz, im Jahre 1871, ging in den folgenden Jahren die Leitung der nun zu einem großen Industriebetrieb anwachsenden St. Marxer Brauerei an Carl Ferdinand über. Es gab dort viele Neuerungen: Zum Beispiel wurden schwarze Wasserbüffel zum Ziehen der schweren, mit Bierfässern beladenen Wagen angeschafft. Dazu gehörte auch ein neu eingerichtetes Bassin zum Baden der Tiere. Sie sollten mit weit abstehenden, gedrehten Hörnern – im Gegensatz zu den ungarischen Ochsen der Brauerei Dreher – auf das Mautner-Bier aufmerksam machen. 1876 übernahm er vollends die Leitung der Betriebe in St. Marx und Simmering (Brauhaus, Spiritus- und Presshefefabriken).

1863 heiratete Carl Ferdinand die blutjunge Grazerin Johanna Leopoldine Kleinoschegg, die ihm innerhalb von 8 Jahren 7 Kinder schenkte. Sie verstarb daraufhin am 28. Juni 1872, im Alter von nicht ganz 26 Jahren. 1874 erfolgte die zweite Heirat mit Editha Freiin Sunstenau von Schützenthal (geboren 1846, verstorben 1918) aus einer österreichischen Offiziersfamilie stammend. Das österreichische Biographische Lexikon (Band 6, 1975) hebt sie als „tatkräftige Förderin der höheren Mädchenbildung“ hervor. Sie war unter anderem Vorstandsmitglied des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins und des Vereins für erweiterte Frauenbildung (Präsidentin 1912 – 1918), der 1892 das erste humanistische Gymnasium für Mädchen in deutschsprachigen Ländern gründete (Schulhaus Rahlgasse 4). Ihrem Einfluss ist es auch zu verdanken, dass die Töchter nicht nur mit Adeligen verheiratet wurden, sondern auch Künstler (die Sezessionisten Kolo Moser und Josef Engelhart) ehelichen konnten. Carl Ferdinand hinterließ insgesamt 10 Kinder, unter allen den einzigen Sohn Victor. Von acht Enkeln, die die deutsche Wehrmachtsuniform im zweiten Weltkrieg tragen mussten, sind fünf aus dem Osten nicht mehr heimgekehrt.

Ebenso wie zuvor seine Eltern verließ Carl Ferdinand 1880 mit seiner Familie die Wohnung im Brauhaus und übersiedelte nach Landstraßer Hauptstraße 138. Hierher lud er gerne Freunde mit ihren Familien ein, unter ihnen den Billroth-Assistenten Anton von Frisch, den Bildhauer Carl Kundmann oder den Archäologen Otto Benndorf, dessen Ausgrabungen in Ephesos er großzügig förderte. Ebenso unterstützte er das Wiener Künstlerhaus mit namhaften Beträgen und vor allem veranlasste er eine beträchtliche Erweiterung des von seinem Vater gegründeten Kinderspitals. Seine, von Kundmann geschaffene Büste, zierte dessen Festsaal. Auch legte er eine reich bestückte Gemäldesammlung an und erwarb 1881 das Schloss Rodaun.

1896, mehr und mehr von Depressionen geplagt, setzte er seinem Leben durch einen Kopfschuss mit der Schrotflinte freiwillig ein Ende. Auf dem Boden, neben seinem Leichnam, fand man einen Zettel folgenden Inhalts: „Bitte um die heiligen Sterbesakramente“.