WWF – Lebenserinnerungen von Manfred II. Mautner Markhof

Für meine Funktion beim World Wide Fund for Nature (ich war seit 1985 Gründer-Ehrenpräsident des WWF Österreich) wurde ich ursprünglich von meinem Freund Lukas Hoffmann angesprochen, der auch erfolgreich mein Interesse für diese Organisation wecken konnte. Wir machten uns daran, den WWF Österreich aufzubauen. An meine Arbeit mit dieser Organisation habe ich viele schöne Erinnerungen, nicht wenige davon verbinde ich mit dem niederländischen Prinzen Bernhard, der Zeit seines Lebens dem WWF sehr verbunden gewesen und – durch seine gute Freundschaft mit meinem Vater – auch uns sehr zugetan war. Prinz Bernhard war nicht selten an der Erschließung neuer Gebiete beteiligt, da waren zum Beispiel die Lange Lacke, die Marchauen und Vieles mehr. So gab es auch bei der Eröffnung der Marchauen ein großes Zeremoniell, bei dem sogar der Bundespräsident Franz Jonas anwesend war, und eben auch Prinz Bernhard, in Begleitung der damaligen Kronprinzessin Beatrix. Bei einer anschließenden Jause konnte ich lange mit ihr zusammensitzen und war von ihrem Charme und Witz und ihrer Intelligenz begeistert! Prinz Bernhards Anwesenheit bei der Eröffnung der Langen Lacke war von ziemlicher Aufregung begleitet: Es war vorgesehen gewesen, dass wir gemeinsam mit ihm den Landeshauptmann Theodor Kery in Mattersburg treffen sollten. Prinz Bernhard war Pilot und flog zu solchen Veranstaltungen auch gerne einmal selbst. Dadurch war es nie so einfach, seine tatsächliche Ankunftszeit genau zu erraten. Bei der Eröffnung kam er viel zu früh an, fast eine dreiviertel Stunde. Um deshalb nicht allzu früh in Mattersburg einzutreffen wurde dem Chauffeur des Porsche, Oberstleutnant der Gendarmerie und Teil der Gendarmerieeskorte, die Prinz Bernhard, der auch auf diesem Weg selbst chauffierte, begleiten sollte, angeordnet, so langsam wie möglich zu fahren. Endlich am Ziel angekommen waren alle da, nur nicht Landeshauptmann Kery. Es verging Minute um Minute, und erst sehr knapp vor Beginn der Veranstaltung stieß Kery endlich zu uns. Prinz Bernhard, der allen Grund gehabt hätte, über diese Verspätung verärgert zu sein, nahm zwei Stamperl Barack und ging auf den Landeshauptmann mit den Worten zu: „Willkommen im Burgenland, sehr geehrter Herr Landeshauptmann!“ Prinz Bernhard could get away with murder! Bei seiner Rückkehr bat der für seine Tempoliebe bekannte Prinz den Fahrer diesmal doch auf alle Fälle schneller zu fahren!

Die Marchauen als WWF Reservat zu erschließen war anfangs mit großen Schwierigkeiten verbunden. Das Problem war, dass sie nicht nur eine der letzten urwüchsigen Auenlandschaften in Mitteleuropa waren, die es zu schützen galt, gleichzeitig waren sie auch genau das Gebiet, durch das die ÖMV neue Pipelines verlegen wollte. Bei einem Gespräch mit dem damaligen Generaldirektor der ÖMV erklärte mir dieser, das Recht wäre auf seiner Seite. Ich entgegnete ihm, dass mir das sehr wohl bewusst sei, aber wir müssten uns doch irgendwie einigen können. Ich hatte eine Idee: Teil des Marchauen Projektes war es gewesen, für naturwissenschaftliche Untersuchungen Bassins anzulegen, wofür wir Bagger notwendig hatten. Mein Vorschlag war nun, als Gegenleistung für die Leitungslegungen durch die Marchauen die Bagger, die dafür ohnedies notwendig waren, auch für die Aushebung unserer Bassins zu verwenden. Wir konnten uns schließlich einigen, am Leitungsbau war ohnedies nicht zu rütteln gewesen und auf diese Weise hatten wir einen guten Kompromiss gefunden.

Die Arbeit beim WWF hat mir immer große Freude gemacht und ich glaube auch, dass wir einige Erfolge verbuchen konnten. Als ich 1983 in den Bundesrat eintrat, musste ich meine Position beim WWF aus verständlichen Gründen zurücklegen. Es wäre unglaubwürdig gewesen, dass sich beide Funktionen unter dem Siegel der Unparteilichkeit vereinen ließen. Sowohl mein unmittelbarer Nachfolger, Gustav Harmer, als auch sein Nachfolger Helmut Pechlaner, der heute dem Vorstand vorsitzt, haben die Arbeit sehr erfolgreich fortgesetzt. Mir war es in meiner Arbeit immer wichtig gewesen dem WWF eine gute und überzeugende Position einzuräumen, man sollte mit ihm immer fundierte und seriöse Arbeit in Zusammenhang bringen.