Als ich nach meinem Auslandsjahr in den USA wieder in Österreich zurück war, hätte ich mich eigentlich in mein Studium hineinwerfen sollen. Ich muss jedoch zugeben, mein Interesse an einem ernsthaften Studentenleben war äußerst gering. Ich hatte schon vor meinem Auslandsjahr an der Hochschule für Welthandel studiert, recht bald wechselte ich jedoch an die staatswissenschaftliche Fakultät der University of Vienna, weil ich die berechtigte Hoffnung gehabt hatte, über diese Fakultät leichter an ein Auslandsstipendium heranzukommen.
Kartellbüro Brauerei
Um mich auf meinen doch klaren Eintritt in die Brauerei vorzubereiten, arbeitete ich schon während meines Studiums immer wieder in kleinen Nebenjobs und Stages. So hatte ich zum Beispiel einmal eine ca. einmonatige Stage im Kartellbüro unserer Brauerei. An meine Arbeit kann ich mich noch sehr gut erinnern: Jeden Tag musste ich die Kuverts schreiben, die die Berichte an den Schutzverband der österreichischen Brauereien, Joannenumring 11, 8010 Graz, beinhalteten. Eines Tags schlug ich dem Leiter der Abteilung vor, man könne die Kuverts doch in der Druckerei drucken lassen, um so eine Menge Arbeit einzusparen. Sein Blick war fassungslos: „Das haben wir noch nie gemacht!“ So habe ich also weiter Kuverts mit der Hand beschriftet.
Pinschof Bank
Eine andere Stage absolvierte ich bei der Pinschof Bank, in der Spiegelgasse im 1. Wiener Bezirk, die später in die Breisach-Pinschof-Schoeller Bank einging. Da gab es einen furchtbar netten Herrn Steiner, in dessen Zimmer ich saß. Diese Stage war während der Faschingszeit, was bedeutete, dass es jeden Tag einen anderen Ball zu besuchen gab. Ich kam also beinahe jeden Tag erst um 7 Uhr früh nach Hause, konnte mich dann gerade noch umziehen, um rechtzeitig ins Büro zu kommen, wo ich um 7.30 Uhr beginnen musste. Naturgemäß sah ich um 2 Uhr nachmittags nur mehr Sterne und schließ nicht selten am Schreibtisch ein. Der nette von Steiner hatte Verständnis und wollte mich gerne nach Hause schicken. Das aber wäre unsportlich gewesen, also musste ich bis zum Abend durchhalten. Am Abend ging´s dann auf den nächsten Ball…
Brauerei Schwechat
Ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Österreich hatte ich endgültig genug von Universität und Stages und bat meinen Vater, mich doch in der Brauerei einzustellen. So kam es, dass ich am Mittwoch, den 12. Oktober 1949 in die Brauerei Schwechat eintrat. Anfangs saß ich im Vorzimmer unseres Verkaufsvorstandes. Ich erinnere mich noch genau an mein Einstellungsgespräch mit meinem Vater und dem damaligen Personalchef, Petzelbauer (sein Neffe war dann später Vorstandskollege), in dem mein Vater angab: „Mein Sohn bekommt eintausend Schilling pro Monat bezahlt“. Das war eine Summe, mit der ich mehr als nur zufrieden war. Als dann der Personalchef laut überlegte, ob man mir nicht zweitausend Schilling Gehalt zahlen sollte, schlug mein Vater mit der Faust auf den Tisch: „Ich habe gesagt eintausend Schilling!“. Ich habe nur gehofft, dass die Diskussion damit beendet war und er aus lauter Ärgernis nicht auch noch von den eintausend Schilling abrückte, – es ist dann aber doch dabei geblieben. Über die Brauerei und meine dortige Tätigkeit werde ich in einem gesonderten Kapitel noch detailliert berichten.