Manfred I. Mautner Markhof, Richard Strauss und Skat
Manfred I. Mautner Markhof verband eine langjährige, tiefe und respektvolle Freundschaft mit dem großen Komponisten Richard Strauss. Eine Leidenschaft, die beide sehr verband, war zweifellos Skat. In der Familie Mautner Markhof sind diesbezüglich folgende Erinnerungen überliefert:
Richard Strauss war bekanntlich ein leidenschaftlicher Kartenspieler, der auch ganz gerne um recht hohe Beträge spielte. Niemals jedoch betrat er einen Spielsaal. Als MMM ihn in Monte Carlo einmal fragte, warum er denn nie das Casino besuche, sagte er, dass ihn der Verlust von wenig Geld im Hasard langweile, er sich aber nie darauf einließe, über seine Verhältnisse zu spielen, wie aufregend immer ein solches Spiel auch wäre. Diese Einstellung schien MMM so vernünftig, dass er von dieser Stunde nie mehr wieder einen Spielsaal betreten hatte.
Im unvergleichlich schönen Eden-Hotel in Nervi spielten beide einmal tagelang Piquet, weil zum Skat der Dritte fehlte. MMM hatte eine unwahrscheinlich anhaltende Glücksserie und gewann andauernd. Zu dieser Zeit war die Devisenbewirtschaftung in Deutschland sehr streng und Geldüberweisungen ins Ausland fast unmöglich. Nachdem MMM seinen Gewinn eben wieder eingestrichen hatte, bat ihn Richard Strauss, er möge den Musikgewaltigen von Monte Carlo, Monsieur Ginsberg, anrufen. Er kam an den Apparat, und Strauss ergriff den Hörer, was ihm an sich immer unangenehm gewesen war. Zur großen Freude am anderen Ende der Leitung erklärte sich Strauss dazu bereit, noch ein zweites Konzert zu dirigieren. Auch MMM freute sich darüber, aber Richard Strauss meinte nur, indem ihn lächelnd ansah: „Nach den Verlusten, die Sie mir im Spiel beigebracht haben, bleibt mir nichts Anderes übrig, als noch ein Konzert zu dirigieren, denn schließlich muss ja auch die Hotelrechnung bezahlt werden.“ Dem oftmals kolportierten Gerücht, Richard Strauss wäre ein schlechter Verlierer gewesen, musste mein Großvater aus eigener Erfahrung immer ganz entschieden entgegentreten. Strauss spielte gerne und hat mit Gleichmut ebenso Gewinne eingesteckt als auch Verluste hingenommen.
Richard Strauss war deshalb ein so leidenschaftlicher Skatspieler, da es ihm diese Tätigkeit als einzige erlaubte seinen Kopf freizubekommen, von der Musik abzuschalten – wie er mehrmals betonte. Musik begleitete ihn ansonsten immerfort und überall, und die Noten flossen nur so aus ihm heraus. Als der deutsche Komponist Hans Pfitzner einmal Richard Strauss gegenüber klagte: „Wenn Sie nur wüssten, wie viel Mühe und Anstrengung in meine Oper Palestrina geflossen ist, dann würden Sie anders reden!“, entgegnete dieser: „Ich weiß nicht, warum Sie überhaupt komponieren, wenn es Ihnen augenscheinlich so schwerfällt.“
Verfasst von Theodor Heinrich Mautner Markhof