Georg III. Buwa

Georg III. Heinrich Ritter Mautner von Markhof / 30.8.1904 – 30.8.1982

DDr. Georg III., genannt “Buwa” (von „Bube“), war das zweite Kind von Georg II. Anton und Emy Mautner Markhof und wuchs im Mautner Schlössl auf. Er heiratete 1925, an seinem 21. Geburtstag, Carmen Simovics (1902 – 1936), die Tochter eines österreichischen Gardeoffiziers und einer spanisch/mexikanischen Mutter. Mit ihr hatte er einen Sohn, Georg IV. J. E.. Nach Carmens Tod heiratete er noch zwei weitere Male: 1937 Marylin “Chick” Fuller (1906 – 1982) und 1946 Gritine Nebel von Vidulovic (1913 – 2001). Diese beiden Ehen blieben kinderlos.

Bereits 1921 maturierte er an der ältesten Realschule Altösterreichs in der Wiener Neustiftgasse, inskribieret im selben Jahr an der Hochschule für Bodenkultur und erwarb 1925 den akademischen Grad Ingenieur der Landwirtschaft. Gleichzeitig besuchte er an der Universität Wien den Kurs für Latein und philosophische Propädeutik, um 1923 auch das Studium der Rechtswissenschaften beginnen zu können, worin er 1927 promovierte. So hatte er bereits mit 23 Jahren zwei akademische Titel erworben. Schon während seiner Studienzeit absolvierte er Praktika auf einem Mustergut in Bayern, in einer Brauerei in Wien, einer Exportfirma in Hamburg und einem Wiener Bankhaus. Als er 1929 in den Familienkonzern eintrat, übernahm er die Vertretung der Konzerninteressen in Polen und Jugoslawien und organisierte 1930 den Ausbau von und eine Beteiligung an der spanischen Hefefabrik Viladecans, die mit Hilfe Simmeringer Patente und Ingenieure zu einer der größten Hefefabriken Europas wurde.

Als Georg II. Anton 1934 viel zu früh starb, hatte dies zur Folge, dass sein ältester Sohn mit nur 30 Jahren in die Konzernleitung eintreten musste. Am 31. Dezember desselben Jahres wurde Georg III., als einer der wenigen vorgesehenen Industrievertreter zum Mitglied des Bundeswirtschaftsrates ernannt. So hatte er in der Zeit des Ständestaates (1934 – 1938) diverse Präsidien inne (Fachverbände der Brau- und Spiritusindustrie, Verband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Wiener Industriellenverband, Niederösterreichische Gewerbeverein), war Vizepräsidentschaft des österreichischen Industriellenverbandes und übersiedelte 1936 in den 50-köpfigen Staatsrat, wo er bis zur Auflösung dessen jüngstes Mitglied gewesen war.

1935 gelang ihm durch Einsatz der in vielen Jahren in der Hefe- und Spiritusindustrie angesammelten bedeutenden Reserven und durch Fusion mit der Brauerei zum St. Georg die Aktienmajorität der Brauerei Schwechat für den Familienkonzern zu erwerben. Im Alleingang führte er mit einer ausgeklügelten Strategie und Diplomatie die zähen Verhandlungen, ohne am Beginn das dafür nötige Kapital zu haben. 1937 folgten die schwierige Übernahme und der Ausbau der Brauerei St. Georg in Addis Abeba.

Als Präsident des Verwaltungsrates hatte er sich um die unmittelbare Geschäftsführung der Brauerei Schwechat gekümmert, bald nach dem Anschluss übernahm er als Präsident-Generaldirektor persönlich deren Leitung. Dies und seine offenkundig Anti-Nazi-Gesinnung hatten zur Folge, dass er zwei Mal (zuerst eine und dann neun Wochen) von der Gestapo inhaftiert wurde. Als Gauleiter Bürckel ihn dann vor die Wahl stellte „Dachau oder Ausscheiden“, verkaufte er zwangsweise die ihm persönlich gehörenden Aktien an der Brauerei Schwechat und schied nach Einführung des deutschen Aktienrechts aus ihren Vertretungskörpern aus. Schwechat in Zeiten der NSDAP

Daraufhin verließ er nur wenige Tage nach seiner Enthaftung Wien und kaufte sich in Werder bei Potsdam an. Da er davon überzeugt war, dass das nationalsozialistische Regime „fraglos überorganisiert sei“, kehrte er nach der Ernennung Baldur von Schirachs zum Gauleiter nach Wien zurück und lebte dort, sich allerdings jeder industriellen Tätigkeit enthaltend, als Privatmann unangefochten bis zum Kriegsende. Als am 1. April 1945 die russische Besatzungsmacht bereits in Mödling stand, verließ er Wien über Vorarlberg in die Schweiz, von wo aus er 1946 nach Brasilien flog. Dort beschäftigte er sich als Viehzüchter und Betreiber von Gummiplantagen und der Errichtung einer Brauerei im Bundesstaat São Paulo, welche mit 1,5 – 2 Millionen Hektoliter wesentlich größer als jede österreichische Brauerei war. Sie konnte bis 1959 mit beträchtlichem Gewinn für Schwechat verkauft werden.

Als er 1948 nach Wien zurückkehrte, übernahm er im engsten Einvernehmen mit seinem Vetter Manfred I. die Leitung der Simmeringer Betriebe, während dieser sich als Vorstandsvorsitzender Schwechats um die Brauinteressen des Konzerns kümmerte. Wiederum wurde Georg III. Vorsitzender der Verbände der Spiritus- und Hefeindustrie und gründete das „Groupement d´Études des Industries Européennes de Fermentation“, eine Vereinigung der größten europäischen Hefefabriken, deren Präsidentschaft er zehn Jahre lang bekleidete. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Brauerei Schwechat hingegen interessierte er sich nicht mehr für die Details ihrer Führung. Als er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzog, wurde er von allen Vereinigungen zum Ehrenpräsidenten ernannt.

1959, mit 55 Jahren, kam er erneut zu der Überzeugung sich geistig Gutes tun zu müssen und beschloss nochmals zu studieren. Er inskribierte an der Philosophischen Fakultät Wien das Fach Mathematik, was ihn jedoch nicht hinreichend fesselte, sodass er sich bereits nach einem Semester der Philosophie als Hauptfach zuwandte. Acht Jahre später, am 28. April 1969, promovierte mit 64 Jahren unter den Auspizien des damaligen Bundespräsidenten Franz Jonas, der so wie er gebürtiger Floridsdorfer war. Nach seiner Promotion beschloss er sich zurückzuziehen und alle von ihm verwalteten Agenden wurden von den zuständigen Gremien auf seinen Sohn Georg IV. J. E. übertragen. Er selbst verlegte seiner dritten Frau zuliebe den Wohnsitz in die Schweiz und zog in den Tessin. Seine 1969 begonnen theologischen Studien konnte er jedoch nicht mehr fortführen, da er über 6 Monate im Jahr hinweg im Kanton rechtlich anwesend sein musste.