Bierbrauer, Wohltäter und Stammvater

Adolf Ignaz Mautner / 26.12.1801 – 24.12.1889

Geboren in Smiřice (Smiřitz, Tschechische Republik) wurde er nach einer vorbildhaften Karriere und seiner Verdienste wegen 1872 mit dem Adelsprädikat Ritter von Markhof ausgezeichnet. Im Juni 1831 ehelichte er Julie Marcelline Kadich, ihrer Ehe entsprangen zehn Kinder.

Unternehmerischer Erfolg

Adolf Ignaz kam als Abraham Isaak Mautner an der Elbe in Böhmen zur Welt. Seine Familie betrieb dort ein Branntweinhaus und blickte bereits auf eine 200jährige Tradition im Braugewerbe zurück.

1840 übersiedelte er in die Residenzstadt der Habsburger und begann seine beispielhafte Laufbahn ein Jahr danach mit der Pachtübernahme des herunter gekommenen Brauhauses St. Marx auf der Landstraßer Hauptstraße 173 – 175. Sehr rasch setzte er sich gegen die übermächtige Konkurrenz Drehers durch, indem er als erster ganzjährig untergäriges Bier, sogenanntes „Abzugsbier“ (abgezogen von den Gärbottichen in Lagerfässern, um den Gärprozess zu beenden), erzeugte. Seine wichtigsten Ziele waren die Qualitätsverbesserung dieses guten, aber bisher nur in der kühlen Jahreszeit braubaren Bieres und seine Lieferung zur Zeit des Hauptbedarfs, im Sommer. Zunächst braute er im ersten Jahresviertel über den Bedarf hinaus, lagerte den gewonnenen Vorrat in Eiskellern und lieferte ihn im April aus. Für eine längere Lagerung war dieses Bier jedoch nicht geeignet, und die Investitionen für sehr große Lagerkeller waren zu hoch. Die Alternative, die sich jedoch anbot, war, während des ganzen Sommers untergärig zu brauen. Deshalb entwickelte der technisch innovative Brauereifachmann bereits 1843 Kühlvorrichtungen mit Rohrsystemen, durch die Wasser mit Eisstückchen geleitet wurde, und Eisschwimmern in den Gärbottichen. Er schuf auch einen neuen Lagerraumtyp, den „Normal-Bierlagerkeller System Mautner“, dessen Eiskühlung den Ausschank kühlen Bieres während der heißen Jahreszeit ermöglichte. Durch diese erhebliche Produktionssteigerung waren sein Bekanntheitsgrad und der Ruf seiner Brauerei endgültig gesichert. Die Wirte gewann er für sein Erzeugnis, indem er ihnen ein fertiges, hefefreies „Abzugsbier“ anbot.

Durch Rationalisierungsmaßnahmen, vielfache Zubauten, die Errichtung einer Mälzerei und Brauerei in Göding (Mähren) sowie die Verwendung einer Dampfmaschine ab 1845 wurden die Produktionsziffern ständig gesteigert (1840 wurden 36.000 hl und 1876 bereits 267.000 hl erzeugt).

Adolf Ignaz sicherte den Erfolg seines Unternehmens darüber hinaus auch mit anderen Produkten ab. Hefe, bisher beim obergärigen Brauprozess gewonnen und dann zur Herstellung von Weißgebäck verwendet, war Mangelware geworden. Mit seinem Schwiegersohn, dem späteren Grazer Brauherrn Johann Peter Reininghaus und dessen Bruder, dem Chemiker Julius, entwickelte er 1847 zur Herstellung hochwertiger Backhefe das „Wiener Abschöpfverfahren“, das 1850 in Produktion ging.

Dies führte zu einer Stimulierung des Exports von ungarischem Mehl nach Westeuropa, dessen klebrige Sorten sich erst durch den Zusatz von Presshefe für „weiße Kleinbäckerei“ eigneten. Die Entwicklung der industriellen Fertigung von Presshefe, wofür er nicht nur einen von der Wiener Bäckerinnung ausgesetzten Preis gewann sowie die Goldene Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereins verliehen bekam, sondern deren Verfahren sich in Folge auch weltweit durchsetzte, sicherte endgültig den Durchbruch und war zugleich Meilenstein in seinem Lebenswerk.

1857 kaufte der erfolgreiche Unternehmer um 275.000 Gulden die gesamte Anlage in St. Marx samt dem ehemaligen Versorgungshaus, Gärten und Äckern. Als die St. Marxer Fabrik nicht mehr ausreichte, errichtete er in Floridsdorf (1864) und Simmering ähnliche Betriebe. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Brauerei zur drittgrößten ganz Europas. 1876 übergab er, inzwischen geadelt, den Simmeringer Betrieb an seinen Sohn Carl Ferdinand Mautner von Markhof, während der Floridsdorfer Betrieb schon seit seinem Bestehen von Sohn Georg Heinrich Mautner von Markhof geleitet worden war.

Adolf Ignaz war zu einem Großindustriellen geworden. Neben seinen Produktionsstätten in St. Marx, Simmering, Floridsdorf und der Mälzerei in Göding, besaß er seit 1872 auch eine Flachsspinnerei in Troppau sowie ein Blei-, Silber- und Kupferbergwerk in Tergowe an der bosnischen Militärgrenze zum Osmanischen Reich.

Humanitäres Wirken

Nach der Übergabe der Geschäftsführung an seinen Sohn Carl Ferdinand widmete er sich bis an sein Lebensende der Wohlfahrt und Stiftung zahlreicher wohltätiger Einrichtungen. So etwa errichtete er in seinen Betrieben Militärspitäler während der Kriege 1859, 1864 und 1866 und stiftete 1875 gemeinsam mit seiner Frau Julie Marcelline das Kronprinz Rudolf-Kinderspital (ab 1921 Mautner Markhof’sches Kinderspital). Sein Geburtshaus in Smiřice wandelte er in ein Versorgungshaus für alte, mittellose Bürger um, und in Baden bei Wien errichtete er einen Kindergarten mit einer Ausspeisung für arme Schulkinder. Auch finanzierte er einige Waisen- und Altersheime in ganz Österreich und Waisenstiftplätze in Wien und Baden.

Auszeichnungen

Beigesetzt wurde Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof in einer von Carl Kundmann gestalteten Arkadengruft auf dem Wiener Zentralfriedhof. Prachtvolle Reliefs an seinem Grabmal erinnern noch heute an drei seiner größten Wohltaten: der Stiftung eines Waisenhauses, Altenheims und Kinderspitals.  Details zur Gruft

Stationen im Leben des Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof

1801 – 1829Adolf Ignaz wird am 26. Dezember 1801 als Spross einer alteingesessenen Brauerfamilie in Smiřice/Böhmen geboren und betreibt auf der dortigen Kameralherrschaft bereits eine verhältnismäßig große Brauerei.
1830Am 14. April stirbt 68jährig sein Vater und Adolf Ignaz übernimmt den elterlichen Betrieb.
1831Am 27. Juni heiratet er die am 6. Februar 1812 in Senftenberg/Böhmen geborene Julie Marcelline Kadich, die ihm in Folge vier Söhne und sechs Töchter schenken wird.
1840Adolf Ignaz übersiedelt mit seiner Familie nach Wien und pachtet das Brauhaus St. Marx. Um sich gegen die übermächtige Konkurrenz der Dreher´schen Brauerei in Klein-Schwechat durchzusetzen, entschließt er sich dazu untergäriges, sogenanntes „Abzugsbier“ herzustellen, das er von den Gärbottichen in Lagerfässer abziehen lässt, in denen der Gärprozess beendet wird. Dies erspart den Wirten das Nachgären in ihren Kellern und es gelingt ihm auch, das Bier bis in den Monat Mai hinein haltbar zu machen.
1842Adolf Ignaz erfindet einen Eiskühlapparat für die Bierwürze.
1843In diesem Jahr gelingt es ihm erstmals den ganzen Sommer hindurch hochwertiges Abzugsbier zu erzeugen und er entwickelt einen eigenen Lagerraumtyp „Normal-Bierlager System Mautner“. Beides sichert den hervorragenden Ruf seiner Brauerei.
1845Die Produktionsziffern werden durch vielfache Zubauten sowie durch die Verwendung einer Dampfmaschine stetig gesteigert und es werden eine Mälzerei und Brauerei in Göding/Mähren errichtet.
1846Presshefe, deren Qualität jedoch noch nicht vollends zufriedenstellend ist, wird erzeugt. Er sichert sich die Mitarbeit des jungen westfälischen Chemikers Reininghaus, der über Kenntnisse in der Kunsthefeerzeugung verfügt.
1846 – 1847Adolf Ignaz ist Vorsteher der Wiener Brauereiinnung.
1848Adolf Ignaz ist maßgeblich für die Bewahrung des sozialen Friedens während der Revolution verantwortlich.
1850Das „Wiener Verfahren“ sein Durchbruch in der Backhefeerzeugung wird preisgekrönt.
1853Erste eiserne Reservoirs zur feuersicheren Aufbewahrung von Spiritus werden installiert.
1857Adolf Ignaz erwirbt in St. Marx um 275.000 Gulden Brauhaus, Wirtshaus, Backhaus, Schmiede, Versorgungshaus, Gärten und Äcker.
1858Sein ältester Sohn Carl Ferdinand wird Kompagnon und das Etablissement, zu dem auch eine Spiritusbrennerei, die Brauereiabfälle verwertet, gehört, heißt nun Mautner & Sohn. Neue Abnehmer für den Rohspiritus werden in den Wiener Likörerzeugern gefunden.
1862Adolf Ignaz erhält die große goldene Salvatormedaille verliehen.
1859, 1864, 
1866 
und 1872
In diesen Kriegsjahren lässt er Militärspitäler errichten.
1867Adolf Ignaz erhält das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.
1871Adolf Ignaz beweist sich als Pionier sozialer Reformen im Brauereigewerbe.
1872Am 14. Mai wird Adolf Ignaz nobilitiert und mit dem Prädikat „von Markhof“ in den österreichischen Adelstand erhoben – er erhält den Orden der Eisernen Krone III. Klasse. Adolf Ignaz und Julie Marcelline stiften das Kinderspital im Wiener Bezirk Landstraße.
1873Kaiser Franz Joseph I. besucht Adolf Ignaz in seinem Pavillon der Wiener Weltausstellung.
1876Adolf Ignaz zieht sich von den Geschäften in sein Haus am Franziskanerplatz 1 zurück und übergibt seine Unternehmungen an Carl Ferdinand, mit Ausnahme des Floridsdorfer Betriebes, den von Anfang an sein drittältester Sohn Georg Heinrich geleitet hat. Fortan widmet sich Adolf Ignaz nur mehr der Wohltätigkeit.
1881Am 24. Juni verleiht ihm die Stadt Wien das Ehrenbürgerrecht. Am 27. Juni feiern er und Julie Marcelline bei ihrer ältesten Tochter Therese Edle von Reininghaus, auf dem Harter Schloss die Goldene Hochzeit.
1886Adolf Ignaz begeht seinen 85. Geburtstag. Die Feier findet aber wie in jedem Jahr am 6. Februar, dem Geburtstag seiner Frau Julie Marcelline statt.
1887Am 28. März verstirbt seine Tochter Emilie im 49. und am 20. April seine Frau Julie Marcelline im 76. Lebensjahr. Adolf Ignaz widmet Julie die Stiftung für Waisenmädchen in Wien und stiftet gleichzeitig eine für Waisenknaben auf seinen eigenen Namen. Er schenkt sein Elternhaus seiner Geburtsstadt Smiřice und wandelt es in ein Armenhaus mit Kindergarten um. Zum Gedächtnis an Emilie Reininghaus errichtet er eine Kinderausspeise in Graz.
1889Am 15. November geht die Mautner von Markhof´sche Stiftung zur Speisung armer Schulkinder in Baden in Betrieb. Am 24. Dezember schließt Adolf Ignaz für immer die Augen und wird auf dem Wiener Zentralfriedhof in der Arkadengruft beigesetzt. Nachruf im Gambrinus am 1. Jänner 1890.

Blog

Beiträge zu Adolf Ignaz

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Von und für die Nachkommen von Adolf Ignaz und Julie Marcelline

Die Geschichte des Hauses Mautner Markhof wurde in den 1990er Jahren, im Zuge einer Familienfeier, niedergeschrieben. Viele Mitglieder waren daran beteiligt und hatten in liebevoller Kleinarbeit die Puzzleteile zusammengesucht, und so dazu beigetragen, dass sie letztendlich in dieser Form veröffentlicht werden konnte.

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