Mit dem Einmarsch der Deutschen brach eine sehr schwierige Zeit an, nicht in geschäftlicher Hinsicht, denn der Absatz Schwechats stieg raketenartig auf über eine Million Hektoliter an – wohl aber in persönlicher Hinsicht.
Georg III. hatte sich im Sommer 1935, während der Verhandlungen um die Übernahme St. Georgs in die Vereinigten Brauereien vom Generaldirektor der Brau AG, Julius Seiler, mit dem er sehr freundschaftliche Beziehungen pflegte und der die anerkannteste Autorität in der österreichischen Brauindustrie, nach dem Ableben Schneebergers, war, ein Gutachten über den Wert der gesamten Einrichtung St. Georgs geben lassen. Es beruhte auf der Bewertung von fixen Sätzen von Sudhaus, Lagerkeller, Gärkeller, etc. nach deren Größe. Diese Bewertung ergab nach Herabsetzung des St. Georg-Kapitals auf neunzig Millionen Schilling / 6.540.555,- EUR auf die Hälfte, durch entsprechende Verringerung der bestimmt uneinbringlichen Debitoren, einen Betrag von vierundfünfzig Millionen Schilling / 3.924.333,- EUR. Dieses Gutachten Seilers über den Wert der Einrichtung St. Georgs hat Georg III. in Folge das Leben gerettet, ihn jedoch in jedem Fall vor jahrelanger Haft bewahrt. Die NSDAP hatte nämlich 1939 gegen ihn eine gerichtliche Voruntersuchung mit zwei Anklageposten eingeleitet. Der erste Punkt lautete, er hätte die Majorität der Vereinigten Brauereien AG zu billig gekauft und damit das Volksvermögen geschädigt. Seine Antwort war, dass man doch höchstens den Bankinstituten vorwerfen könne, sie hätten zu billig verkauft, aber nicht ihm, dass er zu billig gekauft hätte. Van Hengel, der holländische Generaldirektor der Creditanstalt war inzwischen bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen und die verschiedenen Bankdirektoren in alle Winde verweht worden. Georgs Anwalt, Dr. Armin von Dittrich, konnte also diesen ersten Punkt eliminieren. Der zweite Anklagepunkt lautete, dass die Brauerei St. Georg zu teuer an Schwechat verkauft worden war und auch damit wiederum das Volksvermögen geschädigt worden wäre. Da nun Generaldirektor Seiler in der Ostmark der einzige Fachmann auf dem Gebiet der Bewertung von Brauereieinrichtungen war, so musste wohl auch sein Gutachten bezüglich St. Georg zur Kenntnis genommen werden. Dr. von Dittrich erreichte schließlich die Einstellung der Voruntersuchung zur Eröffnung der eigentlichen Untersuchung.
Unmittelbar nach dem Anschluss stellte sich auch heraus, dass es in Schwechat eine sehr aktive geschlossene illegale Zelle der NSDAP gab. Ihr gehörten nicht nur der technische Direktor Schreder, sondern auch die Mehrzahl aller prominenten Beamten, wie der Braumeister, der Leiter der Mälzerei, der Sekretär des Generaldirektors, die Leiter des Kundenschutzbüros, des Laboratoriums, des Auto-, Maschinen- und Elektrobetriebes, etc., an. Zum Vergleich sei erwähnt, dass es in Simmering, wie sich 1938 zeigte, nur zwei Illegale gab; die Sekretärin und den Chauffeur des Generaldirektors. Ing. Schreder, den Georg III. besonders geschätzt, ihn sogar 1937 als Trauzeugen gebeten hatte, war ein besonderer Schock und eine enorme Enttäuschung. Wie er später bewiesen hatte, war er zwar sehr intelligent und tüchtig, doch beispiellos charakterlos gewesen. Ende April 1938 hielt der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, eine ganz besondere Versammlung in der Autohalle in Schwechat ab. Nach seiner Rede wurde im Lautsprecher verkündet, dass der nunmehrige Betriebsführer antworten würde. Als Georg III. sich zu diesem Zweck erhoben hatte, meldete sich bereits Schreder und hielt Ansprache. Nach der Versammlung setzte Georg III. ein Zeichen und „schüttelte ihn wie ein lästiges Insekt ab“. Die NSDAP-Verschwörer wurden teils noch 1938, teils nach dem Krieg aus dem Unternehmen entfernt. Nach dem Rencontre mit Schreder stellte die Partei das Verlangen nach dem sofortigen Rücktritt von Georg III., dem dieser jedoch nicht entsprach, sondern seinerseits ankündigte Ing. Schreder fristlos zu entlassen. Daraufhin folgte eine hochnotpeinliche Untersuchung, während derer einwöchigen Dauer Georg III. untersagt wurde Schwechat zu betreten. Obwohl die Partei ihm nach der Untersuchung erstaunlicherweise völlig recht gab, konnte sie jedoch unter keinen Umständen offiziell eine derartige Niederlage auf sich nehmen. Georg III. kam ihnen jedoch mit seiner freiwilligen Rücktrittserklärung vom 31. Juli 1938 zuvor. Am 1. August trat nämlich das deutsche Aktienrecht in Kraft, das keinen Verwaltungsrat, sondern einen Aufsichtsrat und Vorstand vorsieht. Karl Dittl von Wehrberg wurde daraufhin zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bestellt, die stellvertretenden Vorsitzenden waren Richard von Schoeller und Manfred I., Mitglied wurde Gerhard Mautner Markhof, im Vorstand verblieb Gustav Mautner Markhof (Viererzug). Georg III. schied aus allen Vertretungskörpern aus und zog sich wieder nach Simmering zurück.
Im Frühjahr 1939 wurde Manfred I., in der Schwechater Zentrale, gleichzeitig mit Georg III., in Simmering, von der Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Nach fünf Tagen wurden beide wieder entlassen, jedoch als Georg III. eine Woche später neuerdings verhaftet wurde, konnte er vor seiner Abführung noch Manfred I. verständigen, sodass dieser rechtzeitig entfliehen konnte. Nacht für Nacht in einem anderen Hotel wohnend, war dieser in Deutschland untergetaucht, um dann, nachdem man ihm versichert hatte, dass alles in schönster Ordnung sei, bei seiner Rückkehr nach Wien doch verhaftet zu werden. Georgs Haft dauerte neun Wochen, Manfreds sechs. Danach wurden beide zum Gauleiter Bürckel gebracht, der sich bereit erklärte mit beiden einen Pakt zu schließen. Bei Ablehnung würden sie ins KZ entsandt werden. Der Pakt sah vor, dass Georg III. sich jeglicher geschäftlichen Tätigkeit in Österreich zu enthalten hätte, es ihm jedoch gestattet war seine Auslandsinteressen wahrzunehmen. Es wurde auch kategorisch verlangt, dass die Familie ihren dominierenden Status in Schwechat aufzugeben hätte und, um dies zu dokumentieren, sofort einen Teil der Aktien verkaufen müsse. Man solle im Gegenzug versuchen, den Einfluss auf die Brauerei Schwechat gegen einen auf irgendeine andere Großbrauerei in Deutschland einzutauschen. Selbstverständlich erklärten sich beide bereit, wurden am kommenden Tag entlassen und am übernächsten übersiedelte Georg III. bereits nach Deutschland, um eine weitere Verhaftung zu vermeiden. Er verkaufte dann 3 % von Schwechat (zum Tageskurs) an die Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken, Manfred 1 %. An der Stimmmajorität von 57 ½ Prozent änderte dieser Verkauf nichts, erfüllte aber formell den Wunsch der NSDAP. Tatsächlich gestattete die NSDAP Georg III. bis 1943 ins befreundete wie neutrale Ausland zu reisen, also nach Italien, die Schweiz und Spanien. Er selbst konnte sich nie erklären, warum man ihn einerseits für so staatsfeindlich hielt, dass er in der Ostmark nicht arbeiten, aber gleichzeitig frei ausreisen durfte. Ein Fachmann bezüglich nationalsozialistischer Tricks klärte ihn später darüber auf: Bei der NSDAP musste alles „legal“ vor sich gehen. Man ließ ihn daher ins Ausland reisen, in der sicheren Hoffnung, dass er nicht zurückkommen würde. In diesem Fall hätte man „legal“ im Sinne der Sippenhaftung das ganze Familienvermögen eingezogen. Zur Verzweiflung der Gestapo jedoch kam er immer wieder zurück. Bis 1943 – ab diesem Zeitpunkt hatte er keine Ausreisegenehmigung mehr erhalten.
Quelle: Vortrag „Schwechat und die Familie Mautner Markhof“, gehalten
von DDr. Georg Mautner Markhof am 5. Juni 1974
Landstraßer Hauptstraße 136 – 142, der Familiensitz von Carl Ferdinand Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinNach der Eheschließung mit Editha Freifrau von Sunstenau und Schützenthal änderte sich das soziale Leben Carl Ferdinands grundlegend und es folgte eine entsprechende räumliche Veränderung. Man gab die Wohnung in der Brauerei St. Marx auf und verlegte den Familiensitz in den frühen 1890er Jahren in den 3. Wiener Bezirk, Landstraße.
Häuserzeile Landstraßer Hauptstraße 142 – 136, die von Carl Ferdinand und seinen Kindern ab 1890 bewohnt wurde (© Alfred Paleczny)
Landstraßer Hauptstraße Nr. 136
Das Haus hat einen Baukern aus dem Jahr 1774, in der heutigen Form stammt es aus dem Jahr 1891 und wurde von Joseph von Wieser, einem Schüler Theophil Hansens, für Editha Mautner von Markhof errichtet. Das Gebäude mit zwei Seitenrisaliten hat eine späthistoristische Fassade in neobarocken Formen.
Joseph von Wieser war ein typischer Vertreter des Späthistorismus. Nachdem sich seine Tätigkeit weitgehend auf den Wohnbau konzentrierte und er auch nur für rund zehn Jahre als Architekt in Erscheinung trat, ist sein Werk von einer relativ großen Homogenität geprägt. Charakteristisch ist der ausgeprägt repräsentative Charakter seiner Bauten, der sich in einer reichen dekorativen Ausgestaltung, wie Schmuckgiebel und Sgrafittomalerei, niederschlägt. Die Üppigkeit des Dekors führte auch manchmal zu manieristischen Auswüchsen, die schon in der zeitgenössischen Fachpresse kritisiert wurden. Im Zuge der Propagierung des Barocks als genuin „österreichischen Stil“ erfährt diese Orientierung schließlich eine sukzessive Steigerung zu einem neobarocken Formenapparat, wie auch bei dem gegenständlichen Mietshaus.
Landstraßer Hauptstraße Nr. 138 – 140
Das Gebäude ist eine unregelmäßige Anlage, die um einen Hof gruppiert ist. Der Kern stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Gebäude wurde 1810 und 1831 erweitert. Die Fassade an der Straßenseite ist durch einen Einsprung zweigeteilt, der linke Teil weist eine Rahmengliederung und Plattendekor über einem gebänderten Sockel auf. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass Koloman Moser hier seine Wohnung hatte. In der Einfahrt stehen vier barocke Jahreszeitenputti in Nischen, barocke Figuren und ein barocker Brunnen befinden sich auch im Garten. Ein Gartentrakt aus dem frühen 20. Jahrhundert ist zweigeschossig und weist Pilastergliederung und einen Mittelgiebel auf.
Landstraßer Hauptstraße Nr. 142
Die Villa Mautner-Jäger in barockklassizistischen Formen mit Mansarddach wurde 1902 von Franz von Neumann für Hertha Mautner von Markhof und ihren Mann Gustav Jäger erbaut und ist ein beispielhaftes Produkt der Belle Époque. Bekannt für seine aufwändigen späthistoristischen Fassaden war Neumann der Überzeugung, “dass die Formen der Vergangenheit konsequent fortentwickelt und weitergebildet werden müssen, damit die Architektur zu zeitgemäßen Formulierungen gelangt.” Der Villencharakter des Gebäudes ist insgesamt für die Straße völlig untypisch. Seitlich abgetrennt befindet sich ein Portierhaus und im Garten eine Kegelbahn, die 1907 von Paul Hoppe erbaut wurde.
Diskussion um Sanierung der Villa Mautner-Jäger in Wien Landstraße, Beitrag des ORF vom 26.04.2022
In den Folgejahren wurde die Häuserzeile in der Landstraße zu einem der Anziehungspunkte für die jungen Künstler der Wiener Secession. Im Jahre 1906 hatten drei der führenden Gründungsmitglieder ihren Lebensmittelpunkt in oder neben der Villa Mautner Markhof. Bereits 1895 hatte der Maler Josef Engelhart Doris geheiratet, eine der drei künstlerisch tätigen Töchter Carl Ferdinands, sein Atelierhaus befand sich in der angrenzenden Steinfeldgasse 15. Josef Engelhart war der Sohn des Fleischhauers Josef Anton Engelhart (1838 – 1900) und dessen Frau Maria Apfelthaler (1842 – 1933). Eine Anekdote besagt, dass Engelharts Mutter eine eher herrische Frau gewesen war und sich ihr Sohn anlässlich seiner Heirat einen besonderen Schabernack hatte einfallen lassen. Über dem Portal seiner ehelichen Wohnstätte ließ er eine weibliche Drachenfigur anbringen, die hinter Gitterstäben gleichsam in Schranken gehalten wird. Doris Schwiegermutter soll es mit Humor genommen haben. 1905 heiratete Ditha ihren Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule, den Maler Koloman Moser, und sie zogen in eine von ihm im Gartentrakt der elterlichen Villa eingerichtete Wohnung. Ein weiteres Gründungsmitglied der Secession, der Maler und Bühnenbildner Alfred Roller, lernte im Hause Mautner Markhof seine Schülerin Mileva Stoisavljevic näher kennen, mit der er sich 1906 vermählte. Das Ehepaar mietete auf Nr. 136 eine Wohnung. 1904 gestaltete Josef Hoffmann zusammen mit Koloman Moser ein Speisezimmer für Editha Mautner von Markhof. Das von der Secession propagierte künstlerische Ideal des Gesamtkunstwerks setzte Hoffmann in den für Magda geschaffenen Räumen um. Dafür unterwarf Hoffmann die vorhandene Raumsubstanz seinem eigenen strengen architektonischen Konzept. Die Möbel waren keine beliebig auswechselbaren Einrichtungsgegenstände, sondern Teil eines klar durchdachten Raumerlebnisses. Der Raum wurde durch sie definiert. Besonders deutlich wird dies im Fall des Schlafzimmerschranks. Mit seiner Hilfe zog Hoffmann einen einheitlichen Horizont ein, der unter anderem die Höhe der Türen, der Gaskaminnische und des Bettvorhangrahmens aufnahm.
Nobilitierung von Adolf Ignaz Mautner
/in Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinAdolf Ignaz´ Antrag zur Nobilitierung – von ihm persönlich verfasst – ist uns original handschriftlich erhalten.
Hohes k. k. Ministerium des Inneren!
Adolf Ignaz Mautner, Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Classe und des Franz Josefs Ordens, wohnhaft in Wien, Stadt, Franziskanerplatz No.1, bittet um Verleihung des österreichischen Ritterstandes auf Grund der Statuten des kaiserlich österreichischen Ordens der eisernen Krone.
Mit allerhöchster Entschließung dto 19. April 1872 wurde mir für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiete mit Diplom vom selben Datum der Orden der eisernen Krone III. Classe verliehen. Nachdem laut Artikel XXI der Statuten des Ordens der eisernen Krone dem Ritter III. Classe dieses Ordens gestattet ist, die Allerhöchste Verleihung des Ritterstandes für sich und seine Nachkommen zu erbitten, so stelle unter Anschluss meines kurzen Lebenslaufes die ergebene Bitte:
Das hohe k. k. Ministerium des Inneren solle für mich und meine ehelichen Nachkommen bei seiner Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät die Allergnädigste Verleihung des österreichischen Ritterstandes und des Prädicates „von Markhof**“ sowie der Führung des beiliegend abgebildeten und beschriebenen Wappens gnädigst erwirken.
Wien, am 4. Mai 1872
Adolf Ignaz Mautner
Adolf Ignaz Mautner, zu Smirice in Böhmen am 26ten October* 1801 geboren, widmete sich dem Geschäfte der Landwirtschaft und Bierbrauerei, anfangs als Pächter der landesherrschaftlichen Betriebe und der Brauerei der Cameral Herrschaft Smiric, dann von 1840 bis 1857 als Pächter und seither als Eigentümer der Brauerei und der Spiritus und Presshefe Fabrik zu St. Marx in Wien. Durch unermüdlichen Eifer gelang es ihm erstaunliche Verbesserungen und Erfindungen in der Bierwürzung und Presshefefabrikation zu erreichen, so daß das Fabriksetablissement zu St. Marx unter ihm zu einem der blühendsten der Monarchie angehoben wurde.
In Anbetracht der Qualität seiner Erzeugnisse wurde ihm nebst vieler Medaillen von Weltausstellungen auch die große goldene Medaille des n. ö. Gewerbevereins und der ausgeschriebene Preis der Wiener Bäcker Innung verliehen. Die Qualitätsvorzüge führten zu einem solchen Absatz im In- und Ausland, daß er zwei Filialfabriken zu Simmering und Göding gründen konnte.
Außerdem betreibt derselbe ein Kupferbergwerk zu Fergove in der Militärgrenze und ist es ihm auch hier gelungen, einen seit Jahrzehnten verfallenen Blei- und Silberabbau wieder ins Leben zurückzurufen. Weiters errichtete er eine Flachsspinnerei zu Troppau, die ein blühender Betrieb ist.
Aber nicht nur industriellen, sondern auch patriotischen und humanitären Zwecken hat er sich gern gewidmet.
Im Jahr 1848 war sein Haus Zufluchtstätte vieler durch die Zeitverhältnisse bedrängter Familien; er sorgte für die Verpflegung des k. k. Militärs, trug viel zur Beruhigung der Gemüther und insbesondere auch zur Erhaltung des St. Marxer Bürgerspitals vor Brandschäden während der Beschießung des Liniengebäudes bei, wofür ihm schriftliche Anerkennungen der k. k. und Communalbehörden und sogar das Glück zu Teil wurde, im Juni 1849 von seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät in Gegenwart vieler hunderter Personen belobt zu werden.
In den Kriegsjahren 1859, 1864 und 1866 wurden in seinen Fabriken Militärspitäler errichtet, wo zahlreiche Verwundete unentgeltlich die sorgfältige ärztliche und sonstige Verpflegung fanden.
In humanitärer Beziehung sei erwähnt, daß er im Jahr 1862 sein Vaterhaus in Smirice, welches dem Cameral-Ärar gehörte, angekauft, umgebaut und für arme Familien eingerichtet und mit einem Erhaltungsfonds versehen hat. Dieser Stiftung schließen sich an eine zu Baden für arme Schulkinder und eine andere für kranke Arbeiter zu St. Marx. Ferner der Beitritt als Stifter des Kronprinz Rudolfshofes, der Erzherzog Albrecht- und der Franz Josefs-Stiftung sowie die Mitgründerschaft der Wiener Handelsakademie und die Errichtung und Erhaltung einer Schule für die Kinder seiner Bergleute zu Fergova.
Durch eine Reihe von Jahren hat er in der Gemeinde Landstraße als Armenvater und Orts-Schulaufseher gewirkt und wurde hiefür vom Wiener Gemeinderat mit der großen goldenen Salvator-Medaille ausgezeichnet.
Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser haben geruht, ihm für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiet im Jahre 1867 das Ritterkreuz Allerhöchst Seines Franz Josefs Ordens und mit allerhöchster Entschließung vom 19. April 1872 den Orden der eisernen Krone III. Classe allergnädigst zu verleihen.
Adolf Ignaz Mautner
Orden der Eisernen Krone III. Klasse
*siehe Geburtsdatum Adolf Ignaz
Die Übertragung aus der Kurrentschrift von Alfred Paleczny
**Adolf Ignaz verfügte als Brauereibesitzer nicht über eine klassische „Herrschaft“. Aus der Region St. Markus, auf der sich sein Sitz, die Brauerei befand, wurde im Volksmund St. Marx. Das Wohngebäude im Hof war also korrekter Weise der St. Markus Hof = Markushof = zwecks Aussprache der Markhof.
Die Familie Mautner Markhof – Ehrenbürger von Baden bei Wien
/in Familienchronik /von Beate HemmerleinNach 1860 entdeckte Adolf Ignaz das mit der Bahn rund eine Stunde entfernte Baden/Wien als Sommerfrischeort. So wie bei der Aristokratie erfreute es sich auch beim Wiener Bürgertum während der heißen Sommermonate zunehmend an Beliebtheit.
Adolf Ignaz kaufte ein Anwesen in der Berggasse 172 (seit 1913 Marchetstraße 76), das auf dem Weg zum Helenental lag und auch heute noch weitgehend erhalten geblieben ist. Die Hauptvilla stammt aus dem Jahr 1846 und es gab schon vor 1860 eine Vielzahl von Nebengebäuden, wie sie für barocke und romantische Schlossbauten kennzeichnend war. Die Familie ließ 1865 einen freistehenden Pavillon im Garten, der nicht mehr besteht, und im ersten Stock einen Anbau für ein Billardzimmer errichten. Später wurde die Fassade neu gebaut, sie erinnert mit ihren eisernen Bestandteilen stark an den Österreich-Pavillon bei der Weltausstellung in Paris und an den Mautner-Pavillon bei der Weltausstellung 1873. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es ab 1873 ein Stallgebäude für acht Pferde und einen kleinen Kuhstall. Diese Villa, stand im Besitz von Julie Marcelline und ging nach ihr an ihre Tochter Eleonore Waechter über, in deren Familienbesitz sie bis zur Jahrhundertwende blieb.
Berggasse 172, 1860
Marchetstraße 76
Den Namen Mautner-Villa trug dann das Haus Nr. 72, das Georg Heinrich 1883 in unmittelbarer Nähe gekauft hatte und als dessen Eigentümer seine Frau Charlotte im Grundbuch aufschien. Er gestaltete dieses Haus 1884 weitgehend so um, wie man es heute noch in der Marchetstraße sieht. Gegenüber (heute Nr. 67) wurde ein Pavillon mit einer Kegelbahn errichtet. Die Mautner-Villa musste 1922 in der für die Familie schwierigen Zeit verkauft werden.
Marchetstraße 72
Auch Carl Ferdinand besaß in der Wilhelmstraße 13 eine Villa, die er jedoch wieder veräußerte, als er nach Rodaun übersiedelte.
Victor verbrachte die Sommer mit seiner Frau Helene in der Christalnigg-Gasse 7.
Sowohl Adolf Ignaz als auch Georg Heinrich und deren Frauen zeigten sich auch in ihrem Sommersitz Baden als Wohltäter. Das Ergebnis der umfangreichen Spendentätigkeit war die Verleihung von Ehrenbürgerurkunden an Adolf Ignaz im Jahr 1879, an Julie Marcelline im Jahr 1887 sowie an Georg Heinrich und seine Frau Charlotte im Jahr 1890. Eine Gedenktafel für Julie Marcelline, die bis in die 1930er Jahre im Kurhaus angebracht war, ist erhalten geblieben und wartet derzeit auf eine neue Verwendung.
Gedenktafel der Stadtgemeinde Baden für Julie Marcelline Mautner von Markhof
Die erste Spende tätigte Adolf Ignaz 1870, als er den Betrag von 2000 Gulden für die Bekleidung armer Schulkinder spendete. Die Kinder lagen der Familie immer sehr am Herzen und 1887 stellte Julie Marcelline den Grund für ein Waisenhaus zur Verfügung, zu dessen Unterhalt ihr Mann eine Stiftung von 54.000 Gulden errichtete, in die auch ihr Sohn Georg Heinrich weitere Beträge einzahlte. Dieses Waisenhaus konnte erst 1908 eröffnet werden und trug den Namen des Kaisers, der damals sein 60-jähriges Thronjubiläum feierte. Es ist nicht mehr erhalten.
1889 erwarb Adolf Ignaz knapp vor seinem Tod von der Gräfin Christalnigg einen Grund in der Bahnstraße 29, den er für die Ausspeisung armer Kinder und die Errichtung eines Kindergartens zur Verfügung stellte. Auch dafür gab es eine Stiftung, zu der seine Geschwister aus der Erbschaft je 3000 Gulden zuschießen mussten. Die Ausspeisungen für Kinder aller Konfessionen (wie im Wiener Kinderspital) begannen noch 1889, der Kindergarten eröffnete am 2. Jänner 1890. Dieses Haus auf dem Hötzendorfplatz 11 steht auch heute noch, es beherbergt die städtische Musikschule, auf dem Giebel sieht man noch das Familienwappen.
Mautner von Markhof-Stiftung 1889 zur Speisung armer Schulkinder, heute städtische Musikschule Baden
Im Berggasthaus Rudolfshof, 1881 anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen erbaut, stammt die Einrichtung größten Teils von Adolf Ignaz. Vom Rudolfshof weg führen ein Ignaz- und ein Marcellinenweg, ein Stück bergab haben Victor und seine Gattin Helene einen Pavillon für müde Wanderer errichten lassen.
Rudolfshof mit Gedenktafel Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof
Gedenktafel Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof anlässlich der Erbauung des Rudolfhofs
Helene und Victor Mautner von Markhof Pavillon
Als 1885 die Stadtpfarrkirche regotisiert wurde, spendete die Familie zwei Glasfenster. Das eine zeigt wie in der Elisabethkapelle ihre Namensheiligen Adolf und Julia, das andere den heiligen Augustinus und erinnert an den 1883 im Alter von 40 Jahren verstorbenen Sohn August. Die Widmungen sind im Gegensatz zu den Glasfenstern der Wiener Kapelle sehr dezent, obwohl andere Spender sich in dieser Kirche sehr prominent selbst abgebildet haben. Als die Einfassungen der Fenster 1960 generalüberholt werden mussten, übernahm die Kosten für diese beiden Fenster ein Ururenkel von Adolf Ignaz.
Die Familie beteiligte sich auch am Badener Leben und als 1880 das 400-jährige Stadtjubiläum gefeiert wurde, hieß es: Die bestilluminiertesten Häuser waren unstreitig die der Bergstraße; von diesen wieder zeichnete sich die Villa des Herrn von Mautner aus. Baden kann stolz sein auf diesen Ehrenbürger; indem er diesen Anlaß benützte, eine Illumination zu inscenieren, wie sie hier wohl noch nie gesehen wurde, hat er nur die Stadt Baden geehrt, was allgemein gut vermerkt wurde und in aller Gedächtniß bleiben wird Hildegard Hnatek, Liebste Adele. Frauen in Baden 1848–1914, Bruck an der Leitha 2003, 196.
Als Georg Heinrich 1895/1896 eine Reise nach Ägypten machte, erwarb er eine Mumie (Fundort Gizeh), die er dem Badener Heimatmuseum zur Verfügung stellte. Auch heute noch kann man im Rollett-Museum einen 2.200 Jahre alten altägyptischen Mann bewundern, der wohl nie im Leben daran gedacht hatte, einmal in Baden bei Wien seine letzte „Ruhestätte“ zu finden.
Mumie Ptolemäerzeit 3./1. Jh. v. Chr., Ankauf 1896 durch Georg Heinrich Ritter Mautner von Markhof
Adolf Ignaz starb am Heiligen Abend 1889 im hohen Alter von 88 Jahren auf dem Franziskanerplatz. In seinem Sommersitz, wo er Ehrenbürger war, fand noch während der Weihnachtsfeiertage eine außerordentliche Gemeinderatssitzung statt, bei der Bürgermeister Franz Breyer ausführte „Er hat sich in unserem dankbaren Herzen ein unvergängliches und bleibendes Denkmal der Pietät und Erinnerung errichtet und er hat durch seinen Wohltätigkeitssinn angeregt, den Armen und Bedürftigen Badens durch eine Reihe von Jahren reichliche Spenden zugewendet und damit diesen Enterbten des Glückes gar oft und insbesondere zur Weihnachtszeit frohe und glückliche Stunden bereitet“ Badener Bezirksblatt, 28. Dezember 1889, 2.
Mit der Mautner Markhof-Straße drückt die Stadt Baden ihren Ehrenbürger auch heute noch auf besonders nachhaltige Art und Weise ihre immerwährende Sympathie und Dankbarkeit aus.
Hugo Reinhold komponiert für Editha Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinDer österreichische Komponist Hugo Reinhold widmete der zweiten Frau von Carl Ferdinand Mautner von Markhof, Editha (*9. Juni 1846 Krakau, † 17. Dezember 1918) geborene Freiin Sunstenau von Schützenthal, das Werk 4 Piano Pieces.
Hugo Reinhold: Klavierstücke op. 52/2: Etude (Am Springbrunnen). Mit eingedruckter Widmung „An Frau Editha Mautner von Markhof geb. Baronin Sunstenau“. Wien, Doblinger [VN D. 1902] (um 1894). 5 Seiten.
Hugo Reinhold
3. 3. 1854 –
4. 9. 1935
Das „Papstfenster“ der Familie Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinGianangelo Graf Braschi (*1717 – †1799), Papst Pius VI., war der erste amtierende Papst, der Wien besuchte. Dazu veranlasst sah er sich aufgrund der reformistischen Pläne Joseph II., der im josephinistischen Habsburgerreich das Prinzip der Staatskirche einführen wollte, was erhebliche Beschränkungen des päpstlichen Einflusses – selbst in geistlichen Fragen – zur Folge gehabt hätte.
Am Weg zur Kirche Maria Geburt absolvierte er am 11. April 1782 einen Aufenthalt in St. Marx, wo er von einem Fenster aus die davor versammelte Menschenmenge segnete.
St. Marx im 18. Jahrhundert
In Gedenken an diesen Besuch ließ Adolf Ignaz besagtes Fenster später kunstvoll umrahmen.
Papstfenster (links) Brauerei St. Marx
Beim Abriss von St. Marx wurde diese wunderschöne Umrandung abmontiert und in der Familie erhalten. Sie schmückte seitdem ein Fenster der Villa von Manfred I. Mautner Markhof, begrüßte die Besucher beim Eintritt in den Rosenhof und ziert im 21. Jahrhundert die Hausfassade von Theodor II. Heinrich Mautner Markhof.
Papstfenster Dittmanngasse 5 (Manfred I. Mautner Markhof)
Papstfenster Rosenhof
Papstfenster Rosenhof
Papstfenster Dittmanngasse (Theodor II. Heinrich Mautner Markhof)
Julius Reininghaus – Genie, Leidenschaft und Hefe
/in Reininghaus/Linie 5 /von Beate HemmerleinJulius Reininghaus ist zweifellos der Begründer des alten Wiener Verfahrens zur Erzeugung von Hefe. Aufgrund der in seinem Nachlass vorgefundenen Briefe und technischen Notizen dokumentiert eine Studie von Prof. E. Jalowetz aus dem Jahre 1909 anschaulich die Vorgehensweise des jungen Chemikers.
Julius Reininghaus, Begründer des alten Wiener Verfahrens zur Erzeugung von Hefe
Expertise des Prof. E. Jalowetz über Julius Reininghaus, 1909
1850 – 1950 / Hundert Jahre Mautner Markhof Hefe
/in Bier und Hefe /von Beate HemmerleinZum hundertjährigen Bestehen wurde im Jahr 1950 eine Jubiläumsbroschüre über die Entstehung und Entwicklung der ältesten und größten Presshefefabrik Österreichs lanciert.
Julius & Emilie Reininghaus´sche Stiftung
/in Reininghaus/Linie 5 /von Ulrike ReininghausNo. 13
Stiftungs-Urkunde
Zur bleibenden Erinnerung an meine vor 25 Jahren (am 17. April 1856) vollzogene Vermählung mit meinem unvergeßlichen, seit 18 Jahren in Gott ruhenden Ehegatten Julius Reininghaus habe ich beschlossen, eine Studenten-Stipendien-Stiftung zu errichten, welche für ewige Zeiten den Namen:
„Julius und Emilie Reininghaus’sche Stiftung“ tragen soll, und widme zu diesem Zwecke einen baren Betrag von Zehntausend Gulden, damit aus den Jahresinteressen hievon zwei Stipendien an unbemittelte und brave Studierende des einen oder anderen der k. k. Staatsgymnasien zu Graz verliehen werden, wobei ich mir vorbehalte, das Stiftungskapital selbst noch zu erhöhen, und erwarte, daß meine Stiftung von Seite meiner Söhne im Andenken an ihre Eltern noch eine weitere Vergrößerung erfahren wird.
Zum Bezuge dieser Stipendien sollen im Falle der Mittellosigkeit und Würdigkeit in erster Linie solche Jünglinge, welche zu mir oder meinem seligen Gatten im Verwandtschaftsverhältnisse stehen, und in deren Ermanglung in Steiermark geborene Jünglinge berufen sein.
Wenngleich in der Regel der Genuß dieser Stipendien nur auf die Dauer der Gymnasialstudien beschränkt sein soll, so kann im Falle des Bedarfes und der Würdigkeit einem Jünglinge, welchem dieses Stipendium während der Gymnasialstudien bereits verliehen wurde, dasselbe auch für die weitere regelmäßige Dauer der Studien an der k. K. Universität oder der k. k. technischen Hochschule in Graz belassen werden.
Die Verwahrung und Verwaltung des Stiftungskapitales soll dem Landesausschusse von Steiermark zustehen.
Das Verleihungsrecht behalte ich mir, so lange ich lebe, bevor; nach meinem Tode soll dasselbe ebenfalls dem steiermärkischen Landesausschuße, jedoch über Vorschlag des ältesten meiner Söhne zustehen, der in Graz domiziliert. Die Bestätigung der stiftungsgemäßen Verteilung bleibt selbstverständlich von Fall zu Fall der k. k. Statthalterei in Graz als Stiftungs-Oberbehörde vorbehalten.
Von diesen Stipendien, welche anfänglich, um von den Zinsen die für die Stiftung entfallenden Staatsgebühren bestreiten zu können, nur 250 I: Zweihundert Fünfzig Gulden :I und nach Maßgabe der Erstarkung des Stiftungsfondes 300 fl I: Dreihundert Gulden :I jährlich zu betragen haben, – wird das erste am 17. April 1881 und das zweite mit Beginn des Wintersemesters 1882/83 verliehen.
Urkund dessen meine eigenhändige Unterschrift.
Graz am 17. April 1881
Emilie* Reininghaus
geb Mautner v Markhof
Zahl 490.
„Der Landes-Ausschuss in Steiermark nimmt die in gegenwärtiger Urkunde ausgesprochene Widmung der Julius und Emilie Reininghaus’schen Stiftung, bestehend in einer auf dieselbe vinculierte Silberrenten-Obligation No. 42463 1/1 1883 im Nennwerthe von 12000 fl, vorbehaltlich der landesfürstlichen Bestätigung hiermit an, und sichert die Erfüllung der in derselben enthaltenen Stiftungsverbindlichkeiten unter den festgesetzten Bedingungen zu.“
Graz am 29. Jänner 1883.
Der Landeshauptmann:
Kaiserfeld**
*Anm.: In der Unterschrift folgt nach „Emilie“ möglicherweise ein u oder v, dann „Gabriely“, evtl. in Erinnerung an ihre 1861 geborene Tochter Gabriele, die mit knapp sechs Monaten verstarb.
**Anm.: Moriz Ritter von Kaiserfeld
Der Rosenhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinDer unter Denkmalschutz stehende Rosenhof in der heutigen Mautner Markhof Gasse 50 (vormals Dorfgasse, die damaligen Hauptstraße von Simmering) wurde um 1670 als Sitz der Grundherrschaft an der Stelle dreier dem Himmelpfortkloster zinspflichtigen Anwesen errichtet. Erbauer des Herrensitzes war Siegfried Christoph der Jüngere, Graf von Breuner. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft begann Graf Simche Sigmund Rapaport 1850 dort mit der Erzeugung von Spiritus.
Der Rosenhof befand sich südlich der angrenzenden Simmeringer Brauerei der Familie Meichl. Als Adolf Ignaz Mautner in St. Marx an Kapazitätsgrenzen stieß, musste er deshalb in der Prager Straße 20, Wien Floridsdorf, einen zweiten Standort für die Produktion von Presshefe und Spiritus eröffnen. 1861 erwarb er den Rosenhof als dritten Standort, auf dem er dann in weiterer Folge nicht nur Spiritus erzeugte, sondern vor allem auch Hefe, da er dabei auch die Brauereiabfälle aus St. Marx verwerten konnte. Sein Sohn Georg Heinrich bezog als erster die Wohnung im ersten Stock des Rosenhofes, erst 1864, nach seiner Eheschließung mit Charlotte Biehler, übersiedelte er auf das neue Betriebsgelände in der Prager Straße 20.
Nachdem 1913 die „Ad. Ign. Mautner Ritter von Markhof & Sohn Brauerei St. Marx AG“ mit Meichl und Dreher zur „Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering – Dreher, Mautner, Meichl Aktiengesellschaft“ fusioniert hatte, trat auch der Rosenhof in deren Eigentum über. Er war weiterhin Wohnhaus für die Fabrikdirektoren und Verwaltungsgebäude.
Der Rosenhof bestand aus drei Gebäudetrakten. Nach dem 2. Weltkrieg diente ein Trakt Georg III. „Buwa“ als Wohnsitz, in ihm befand sich auch sein Chefbüro und das von Manfred I., respektive danach die ihrer Söhne Georg IV. J. E. und Manfred II.. In seinem berühmten Sitzungszimmer, dem „Roten Salon“, fanden bis zum Verkauf des gesamten Geländes an die Wien Süd (2006), alle wesentlichen Meetings statt. Auch war das Labor der Hefe darin untergebracht. Ein weiterer Trakt beherbergte die Verwaltung und Kassa der Hefe – legendär der große Panzerschrank, in dem die Lohnsackerl der ArbeiterInnen aufbewahrt wurden. Der dritte Trakt war bereits Teil der Hefefabrik.
Seit 2012 ist der Rosenhof Teil des JUFA Seminarhotels Wien City, schön restauriert und in das moderne Baukonzept integriert.
Schwechat in Zeiten der NSDAP
/in Allgemein /von Beate HemmerleinMit dem Einmarsch der Deutschen brach eine sehr schwierige Zeit an, nicht in geschäftlicher Hinsicht, denn der Absatz Schwechats stieg raketenartig auf über eine Million Hektoliter an – wohl aber in persönlicher Hinsicht.
Georg III. hatte sich im Sommer 1935, während der Verhandlungen um die Übernahme St. Georgs in die Vereinigten Brauereien vom Generaldirektor der Brau AG, Julius Seiler, mit dem er sehr freundschaftliche Beziehungen pflegte und der die anerkannteste Autorität in der österreichischen Brauindustrie, nach dem Ableben Schneebergers, war, ein Gutachten über den Wert der gesamten Einrichtung St. Georgs geben lassen. Es beruhte auf der Bewertung von fixen Sätzen von Sudhaus, Lagerkeller, Gärkeller, etc. nach deren Größe. Diese Bewertung ergab nach Herabsetzung des St. Georg-Kapitals auf neunzig Millionen Schilling / 6.540.555,- EUR auf die Hälfte, durch entsprechende Verringerung der bestimmt uneinbringlichen Debitoren, einen Betrag von vierundfünfzig Millionen Schilling / 3.924.333,- EUR. Dieses Gutachten Seilers über den Wert der Einrichtung St. Georgs hat Georg III. in Folge das Leben gerettet, ihn jedoch in jedem Fall vor jahrelanger Haft bewahrt. Die NSDAP hatte nämlich 1939 gegen ihn eine gerichtliche Voruntersuchung mit zwei Anklageposten eingeleitet. Der erste Punkt lautete, er hätte die Majorität der Vereinigten Brauereien AG zu billig gekauft und damit das Volksvermögen geschädigt. Seine Antwort war, dass man doch höchstens den Bankinstituten vorwerfen könne, sie hätten zu billig verkauft, aber nicht ihm, dass er zu billig gekauft hätte. Van Hengel, der holländische Generaldirektor der Creditanstalt war inzwischen bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen und die verschiedenen Bankdirektoren in alle Winde verweht worden. Georgs Anwalt, Dr. Armin von Dittrich, konnte also diesen ersten Punkt eliminieren. Der zweite Anklagepunkt lautete, dass die Brauerei St. Georg zu teuer an Schwechat verkauft worden war und auch damit wiederum das Volksvermögen geschädigt worden wäre. Da nun Generaldirektor Seiler in der Ostmark der einzige Fachmann auf dem Gebiet der Bewertung von Brauereieinrichtungen war, so musste wohl auch sein Gutachten bezüglich St. Georg zur Kenntnis genommen werden. Dr. von Dittrich erreichte schließlich die Einstellung der Voruntersuchung zur Eröffnung der eigentlichen Untersuchung.
Unmittelbar nach dem Anschluss stellte sich auch heraus, dass es in Schwechat eine sehr aktive geschlossene illegale Zelle der NSDAP gab. Ihr gehörten nicht nur der technische Direktor Schreder, sondern auch die Mehrzahl aller prominenten Beamten, wie der Braumeister, der Leiter der Mälzerei, der Sekretär des Generaldirektors, die Leiter des Kundenschutzbüros, des Laboratoriums, des Auto-, Maschinen- und Elektrobetriebes, etc., an. Zum Vergleich sei erwähnt, dass es in Simmering, wie sich 1938 zeigte, nur zwei Illegale gab; die Sekretärin und den Chauffeur des Generaldirektors. Ing. Schreder, den Georg III. besonders geschätzt, ihn sogar 1937 als Trauzeugen gebeten hatte, war ein besonderer Schock und eine enorme Enttäuschung. Wie er später bewiesen hatte, war er zwar sehr intelligent und tüchtig, doch beispiellos charakterlos gewesen. Ende April 1938 hielt der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, eine ganz besondere Versammlung in der Autohalle in Schwechat ab. Nach seiner Rede wurde im Lautsprecher verkündet, dass der nunmehrige Betriebsführer antworten würde. Als Georg III. sich zu diesem Zweck erhoben hatte, meldete sich bereits Schreder und hielt Ansprache. Nach der Versammlung setzte Georg III. ein Zeichen und „schüttelte ihn wie ein lästiges Insekt ab“. Die NSDAP-Verschwörer wurden teils noch 1938, teils nach dem Krieg aus dem Unternehmen entfernt. Nach dem Rencontre mit Schreder stellte die Partei das Verlangen nach dem sofortigen Rücktritt von Georg III., dem dieser jedoch nicht entsprach, sondern seinerseits ankündigte Ing. Schreder fristlos zu entlassen. Daraufhin folgte eine hochnotpeinliche Untersuchung, während derer einwöchigen Dauer Georg III. untersagt wurde Schwechat zu betreten. Obwohl die Partei ihm nach der Untersuchung erstaunlicherweise völlig recht gab, konnte sie jedoch unter keinen Umständen offiziell eine derartige Niederlage auf sich nehmen. Georg III. kam ihnen jedoch mit seiner freiwilligen Rücktrittserklärung vom 31. Juli 1938 zuvor. Am 1. August trat nämlich das deutsche Aktienrecht in Kraft, das keinen Verwaltungsrat, sondern einen Aufsichtsrat und Vorstand vorsieht. Karl Dittl von Wehrberg wurde daraufhin zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bestellt, die stellvertretenden Vorsitzenden waren Richard von Schoeller und Manfred I., Mitglied wurde Gerhard Mautner Markhof, im Vorstand verblieb Gustav Mautner Markhof (Viererzug). Georg III. schied aus allen Vertretungskörpern aus und zog sich wieder nach Simmering zurück.
Im Frühjahr 1939 wurde Manfred I., in der Schwechater Zentrale, gleichzeitig mit Georg III., in Simmering, von der Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Nach fünf Tagen wurden beide wieder entlassen, jedoch als Georg III. eine Woche später neuerdings verhaftet wurde, konnte er vor seiner Abführung noch Manfred I. verständigen, sodass dieser rechtzeitig entfliehen konnte. Nacht für Nacht in einem anderen Hotel wohnend, war dieser in Deutschland untergetaucht, um dann, nachdem man ihm versichert hatte, dass alles in schönster Ordnung sei, bei seiner Rückkehr nach Wien doch verhaftet zu werden. Georgs Haft dauerte neun Wochen, Manfreds sechs. Danach wurden beide zum Gauleiter Bürckel gebracht, der sich bereit erklärte mit beiden einen Pakt zu schließen. Bei Ablehnung würden sie ins KZ entsandt werden. Der Pakt sah vor, dass Georg III. sich jeglicher geschäftlichen Tätigkeit in Österreich zu enthalten hätte, es ihm jedoch gestattet war seine Auslandsinteressen wahrzunehmen. Es wurde auch kategorisch verlangt, dass die Familie ihren dominierenden Status in Schwechat aufzugeben hätte und, um dies zu dokumentieren, sofort einen Teil der Aktien verkaufen müsse. Man solle im Gegenzug versuchen, den Einfluss auf die Brauerei Schwechat gegen einen auf irgendeine andere Großbrauerei in Deutschland einzutauschen. Selbstverständlich erklärten sich beide bereit, wurden am kommenden Tag entlassen und am übernächsten übersiedelte Georg III. bereits nach Deutschland, um eine weitere Verhaftung zu vermeiden. Er verkaufte dann 3 % von Schwechat (zum Tageskurs) an die Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken, Manfred 1 %. An der Stimmmajorität von 57 ½ Prozent änderte dieser Verkauf nichts, erfüllte aber formell den Wunsch der NSDAP. Tatsächlich gestattete die NSDAP Georg III. bis 1943 ins befreundete wie neutrale Ausland zu reisen, also nach Italien, die Schweiz und Spanien. Er selbst konnte sich nie erklären, warum man ihn einerseits für so staatsfeindlich hielt, dass er in der Ostmark nicht arbeiten, aber gleichzeitig frei ausreisen durfte. Ein Fachmann bezüglich nationalsozialistischer Tricks klärte ihn später darüber auf: Bei der NSDAP musste alles „legal“ vor sich gehen. Man ließ ihn daher ins Ausland reisen, in der sicheren Hoffnung, dass er nicht zurückkommen würde. In diesem Fall hätte man „legal“ im Sinne der Sippenhaftung das ganze Familienvermögen eingezogen. Zur Verzweiflung der Gestapo jedoch kam er immer wieder zurück. Bis 1943 – ab diesem Zeitpunkt hatte er keine Ausreisegenehmigung mehr erhalten.
Quelle: Vortrag „Schwechat und die Familie Mautner Markhof“, gehalten
von DDr. Georg Mautner Markhof am 5. Juni 1974