Coelestine von Oppolzer

Coelestine Rosina Mautner / 24.1.1845 – 22.10.1923

Coelestine, geboren als neuntes Kind von Adolf Ignaz und Julie Marcelline, heiratete am 1.6. 1865 Dr. med. et Dr. phil. Theodor Egon Ritter von Oppolzer (1841 – 1886), den Sohn des berühmten Mediziners Prof. Dr. Johann Ritter von Oppolzer (1808 – 1871), und dessen Frau Maria, geb. Pleischl (1818 – 1864). Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt gerade sein Medizinstudium, das er seinen Eltern zuliebe betrieben hatte, abgeschlossen. Eine Anekdote erzählt, dass er die erste Patientin, die mit hässlichem Hautausschlag in seine Ordination gekommen war, ordnungsgemäß behandelte, einen Gulden verlangte und sogleich danach seine angebrachte Arzttafel auf der Alser Straße 25 – mit dem Statement, er wolle nicht sein ganzes weiteres Leben so scheußliche Sachen anschauen, – abmontierte. So wechselte er zur Astronomie.

Theodor galt schon als Schüler (1851 – 1859) des Wiener Piaristen-Gymnasiums in der Mathematik als ungewöhnlich begabt. Er studierte neben Medizin sein Lieblingsfach Astronomie und habilitierte ohne fachbezogene Promotion und ohne Habilitationsschrift ein Jahr nach seiner Promotion an der Wiener Universität als Privatdozent für Astronomie. Im Jahre 1868, im Alter von 27 Jahren, hatte er an einer Studienreise zur Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis teilgenommen. Das Ergebnis, dessen Eintreffen damals wohl stets nur kurzfristig zu errechnen war, brachte ihn auf den Gedanken, aus genau zu ermittelnden Bahnen von Sonne und Mond die zeitlichen und örtlichen Daten aller Sonnen- und Mondfinsternisse über den größtmöglichen Zeitraum zu berechnen.

1870 wurde Theodor Oppolzer außerordentlicher, im Jahr 1875 ordentlicher Professor für Astronomie und Erdvermessung (Geodäsie). Im Jahre 1872 hatte man dem Wissenschaftler die Aufgabe der europäischen Gradmessung und 1873 die Leitung des Österreichischen Gradmessungsbüros übertragen, nachdem er schon 1869 Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geworden war. Kurz vor seinem frühen Tod im Jahre 1886 ernannte man ihn zum Präsidenten der Internationalen Geodätischen Gesellschaft. In der Wissenschaft erreichte er im Laufe seines Lebens Weltruhm unter anderem mit seinem Canon der Finsternisse (der posthum im Jahre 1887 erschien). Es wurde ihm der Titel „Hofrat“ verliehen. 1871 erhielt er von der holländischen Universität Leiden das Ehrendoktorat der Naturwissenschaften und wurde 1875 ordentlicher Professor der Astronomie und höheren Geodäsie an der Universität Wien, nachdem er eine Berufung nach Gotha abgelehnt hatte.

Innenhof des Hauses in Wien 8., Alser Straße 25, mit der Sternwarte

Coelestine und Theodor wohnten im Haus Alser Straße 25, wo auch ihre sechs Kinder (Johann, Hildegard, Egon, Sylvia, Armin und Agathe) geboren wurden. Dort hatte ihm sein Vater eine private Sternwarte errichten lassen, 1912 musste das alte Haus jedoch einem Neubau weichen. Drei von ihm entdeckte Planetoiden hat er nach seiner Frau (237 Coelestina) und seinen Töchtern Hilde und Agathe benannt (153 Hilda, 228 Agathe). Sein Sohn Egon von Oppolzer begründete die Innsbrucker Sternwarte.

Seine Beisetzung erfolgte unter großer Anteilnahme in der Familiengruft auf dem Wiener Zentralfriedhof. Coelestine ließ vom Bildhauer Professor Victor Tilgner ein Grabmonument errichten, das im Jahre 1945 von einem Bombentreffer zerstört wurde. Später errichtete die Familie den Trägern der Namen Dr. Johann Ritter von Oppolzer und Dr. Theodor Ritter von Oppolzer ein Denkmal (ebenfalls von Victor Tilgner) in den Arkaden der Universität Wien.

Von den und 
für die Nachkommen von Coelestine & Theodor von Oppolzer